Konvoi des israelischen Militärs an der Grenze zum Gazastreifen
Reuters/Amir Cohen
Israel – Hamas

Feuerpause in Kraft getreten

Eine vereinbarte Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist Freitagfrüh in Kraft getreten. Sie begann um 7.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MEZ) und soll mindestens vier Tage dauern. Berichte über Bomben-, Artillerie oder Raketenangriffe gab es vorerst nicht. Eine Verlängerung auf bis zu zehn Tage ist möglich, wie das in dem Konflikt vermittelnde Golfemirat Katar mitgeteilt hatte. Hilfslieferungen nach Gaza sind bereits angelaufen, noch am Freitag sollen erste israelische Geiseln freikommen.

Laut der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas sollen um 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) die ersten 13 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln freigelassen werden. Bei ihnen handelt es sich um Frauen und Kinder. Im Gegenzug sollen für jede Geisel drei palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Auch hier geht es um Frauen und Minderjährige.

Die israelische Strafvollzugsbehörde habe eine Liste mit 39 palästinensischen Terrorverurteilten erhalten, die entlassen werden sollen. Das berichtete unter anderem die Times of Israel. Sie sollen kurz vor Mittag in das Ofer-Gefängnis im Westjordanland verlegt werden, bevor sie von dort entlassen werden. Teil des Deals ist ein Austausch von bis zu 100 Geiseln aus Israel gegen bis zu 300 palästinensische Häftlinge.

Berichte über erste Hilfslieferungen

Rund eineinhalb Stunden nach Beginn der Waffenruhe passierten erste Lastwagen mit Hilfsgütern von Ägypten aus den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen. Zwei Fahrzeuge von ägyptischen Organisationen trugen Transparente mit der Aufschrift „Gemeinsam für die Menschlichkeit“, auf einem weiteren war „Für unsere Brüder in Gaza“ angebracht, wie auf TV-Bildern der Nachrichtenagentur Reuters zu sehen war.

Zahlreiche weitere Lkws warteten in einer Schlange vor dem Übergang auf ihre Abfahrt. Ägypten kündigte an, täglich 130.000 Liter Diesel und vier Lkw-Ladungen mit Gasflaschen in den Gazastreifen zu liefern, sollte die Waffenruhe halten. Täglich könnten rund 200 Lkws humanitäre Hilfe über Rafah in das Palästinensergebiet bringen, hieß es.

Das UNO-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) will die Kampfpause nutzen, um dringend benötigte Hilfsgüter zu verteilen. Insgesamt sollen am Freitag rund 200 Lastwagen mit Hilfsgütern und vier Lastwagen mit Treibstoff in den Gazastreifen gebracht werden, deutlich mehr als zuletzt pro Tag. Inzwischen sind dort laut UNO-Angaben mehr als 1,7 Millionen Menschen, also rund drei Viertel der Bevölkerung, Binnenflüchtlinge.

Gaza: Feuerpause in Kraft

Die zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vereinbarte Waffenruhe im Gazastreifen hat am Freitag um 6.00 Uhr MEZ begonnen. Freitagnachmittag sollen die ersten 13 israelischen Geiseln freigelassen werden.

Die Kämpfe dauerten bis zuletzt an. Im israelischen Grenzgebiet gab es noch kurz vor und auch nach Beginn der Waffenruhe Raketenalarm. Die israelische Armee teilte mit, Warnsirenen hätten in Gemeinden entlang des Gazastreifens geheult – Berichte über Raketen gab es dann aber nicht. Die Armee hatte zuvor die Angriffe im Gazastreifen noch intensiviert und wird ihre Soldaten auch während der Kampfpause im Gazastreifen stationiert lassen.

Hunderte wollen zurück nach Nordgaza

Augenzeugenberichten zufolge machten sich nach Beginn der Feuerpause Hunderte palästinensische Binnenflüchtlinge auf den Weg, um in ihre Wohnorte zurückzukehren. Die Menschen wollten etwa in Gaza-Stadt und in anderen Teilen des nördlichen Gazastreifens in ihren Häusern oder Wohnungen nach dem Rechten sehen oder sich um Angehörige kümmern, hieß es Freitagfrüh. Das israelische Militär warnte jedoch davor.

Es sei verboten, sich vom Süden in den Norden des Küstengebiets zu begeben, wurde betont. Die israelische Armee hatte bereits vor Beginn der Feuerpause gesagt, der Krieg sei nicht vorbei. Der nördliche Gazastreifen sei weiterhin eine „gefährliche Kriegszone“, und es sei verboten, sich dort hin und her zu bewegen. Palästinenser sollten in einer „humanitären Zone“ im Süden des Küstenstreifens verbleiben.

Es sei Zivilisten aber weiterhin möglich, sich vom Norden in den Süden zu bewegen. Das israelische Fernsehen berichtete, es sollten notfalls „Mittel zur Auflösung von Demonstrationen“ eingesetzt werden, um Menschen daran zu hindern, vom Süden in den Norden zu kommen.

Israels Armee: Tunnel unter Al-Schifa-Spital zerstört

Nach eigenen Angaben zerstörte die israelische Armee am Freitag einen unterirdischen Tunnelkomplex im Bereich des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt. Auf einer Videoaufnahme war eine starke Explosion in einem Gebäudekomplex zu sehen. Mindestens eines der mehrstöckigen Gebäude schien durch die Explosion schwer beschädigt zu werden, wie der nur wenige Sekunden lange Videoclip zeigte. Nach Darstellung der israelischen Armee hatte die Hamas den Tunnelkomplex für Terrorzwecke missbraucht – die Hamas bestreitet das. Die US-Regierung stützte die israelische Darstellung.

Galant: Kämpfe nach Pause für mindestens zwei Monate

Israels Verteidigungsminister Joav Galant sagte am Abend, man werde auch nach der Feuerpause die Kämpfe im Gazastreifen mindestens zwei Monate fortsetzen. Die Soldaten sollen sich während der kurzen Feuerpause organisieren, Waffen nachliefern und sich auf die kommenden Kämpfe vorbereiten. Danach werde die Armee weiter Druck machen, um mehr Geiseln nach Israel zurückzubringen.

Neue Gefechte Israel – Hisbollah

Die in Verbindung zur Hamas stehende und ebenfalls mit Israel verfeindete Hisbollah-Miliz im Libanon, die seit Beginn des Gaza-Krieges vor knapp sieben Wochen Israels Militär immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen im Norden liefert, ist der „Jerusalem Post“ zufolge nicht Teil des Abkommens. Die Zwischenfälle an der Grenze zum Libanon, die zu eskalieren drohen, hätten keinen Einfluss darauf.

Die Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah gingen indes weiter. Nach israelischen Angaben wurden am Mittwoch 35 Geschoße aus dem Libanon abgefeuert. Mehrere davon seien von Raketensystemen abgefangen worden. Zudem habe die Hisbollah Panzerabwehrraketen eingesetzt. Die israelische Luftwaffe und Artillerie hätten daraufhin mehrere Abschussrampen angegriffen, hieß es. Die Hisbollah teilte mit, sie habe den Stützpunkt im Ort Ain Saitim mit 48 Raketen des Typs Katjuscha angegriffen.