„Schande über Irland“: Regierung verurteilt Ausschreitungen

Nach einem Messerangriff vor einer Schule in Dublin hat die irische Hauptstadt die gewalttätigsten Proteste seit Jahrzehnten erlebt. „Was wir vergangene Nacht gesehen haben, war ein außergewöhnlicher Ausbruch von Gewalt“, sagte Polizeichef Drew Harris heute.

„Das sind Szenen, die wir seit Jahrzehnten nicht gesehen haben.“ Die Behörden machten rechtsradikale Gruppen für die Gewalt verantwortlich. Premierminister Leo Varadkar sagte, die Randalierer hätten „Schande über Irland“ gebracht.

Auslöser der gewaltsamen Proteste war eine Messerattacke in der Nähe einer Volksschule. Dabei verletzte ein etwa 50-jähriger Angreifer gestern Nachmittag drei Kinder und eine Lehrerin. Ein fünfjähriges Mädchen erlitt schwere Verletzungen.

Die Polizei nahm den Tatverdächtigen fest. Sie schloss nach ersten Ermittlungen einen terroristischen Hintergrund aus. Varadkar betonte mit Blick auf das Tatmotiv, es werde „nichts ausgeschlossen“.

Plünderungen und Brandstiftungen

Die Gewalt begann gestern Abend, nachdem in Onlinenetzwerken Gerüchte kursiert waren, dass der Messerangriff von einem Ausländer verübt worden sei. Randalierer setzten Autos, Busse und Straßenbahnen in Brand und plünderten Geschäfte in der O’Connell Street, einer beliebten Einkaufsstraße.

Schauplatz der Gewalt war Parnell Square East, ein überwiegend von Migranten bewohnter Stadtteil im Norden Dublins. Einige Randalierer hielten Schilder mit der Aufschrift „Irish Lives Matter“ (Das Leben von Iren zählt) in die Höhe.

Demonstranten griffen Sicherheitskräfte mit Pyrotechnik und Feuerwerkskörpern an oder warfen mit Sesseln und Hockern umliegender Bars und Restaurants. Die Polizei umstellte das Parlamentsgebäude, um eine Ausweitung der gewaltsamen Proteste zu verhindern.