Rettungsfahrzeuge und Militärhelikopter warten auf Geiseln
AP/Ohad Zwigenberg
Feuerpause

Israel wartet auf weitere Freilassungen

Mit der Feuerpause zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas ist am Freitag eine erste Gruppe von Geiseln freigekommen. Insgesamt 24 Menschen wurden nach Israel gebracht. Das sei „erst der Anfang“, sagte US-Präsident Joe Biden. In einem nächsten Schritt sollen am Samstag weitere Freilassungen folgen. Israel lässt im Gegenzug palästinensische Gefangene frei.

Die israelischen Behörden gaben an, eine Liste mit den Namen von 14 Geiseln erhalten zu haben, die am Samstag den Gazastreifen verlassen dürfen, nannten aber weder die Anzahl noch den voraussichtlichen Zeitpunkt ihrer Freilassung. Medienberichten zufolge seien die Angehörigen der Geiseln über eine anstehende Freilassung informiert worden. Acht der auf der Liste befindlichen Geiseln seien Kinder, wie das israelische Portal Ynet am Freitagabend unter Berufung auf das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu berichtete.

In der am Freitag angelaufenen, zunächst für vier Tage vereinbarten Feuerpause sollen insagesamt 50 Geiseln aus der Gewalt der Hamas freikommen. Zunächst sollten Mütter, Kinder und Jugendliche sowie ältere Frauen freigelassen werden, hieß es. Eine Verlängerung der Feuerpause auf bis zu zehn Tage sei möglich, wie das in dem Konflikt vermittelnde Golf-Emirat Katar mitteilte. Eine erste Gruppe von 24 Geiseln kam am Freitag frei. Im Gegenzug wurden 39 palästinensische Häftlinge freigelassen.

Sollte die Feuerpause verlängert werden – auf maximal zehn Tage –, müsste die Hamas täglich weitere zehn Geiseln freilassen. Pro freigelassener Geisel soll Israel etwa drei palästinensische Häftlinge freilassen. Israel veröffentlichte eine Liste von maximal 300 Personen, die freikommen könnten. Als Teil des Abkommens zur Feuerpause wurde auch eine deutliche Ausweitung der humanitären Hilfe für den Gazastreifen vereinbart. Täglich könnten rund 200 Lkws über Rafah in das Palästinensergebiet gelangen.

Erste Geiseln wieder in Israel

Eine erste Gruppe von 24 Geiseln ist aus der Gewalt der Terrororganisation Hamas freigekommen.

Armee: Freigelassene in „gutem Zustand“

Namen und Bilder der am Freitag freigelassenen 13 israelischen Geiseln wurden am Freitagabend veröffentlicht. Zu ihnen zählten eine 34-jährige Mutter und ihre zwei Töchter im Alter von zwei und vier Jahren, eine 85-Jährige sowie Mitglieder von drei Generationen einer Familie: eine Großmutter sowie deren Tochter und Enkelsohn. Männer waren nicht unter den freigelassenen Geiseln.

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Medizinisches Personal bei einem Checkpoint an dem freigelassene Geiseln ankommen sollen
APA/AFP/Jack Guez
Medizinisches Personal an einem Checkpoint wartet auf die von der Hamas freigelassenen Geiseln
Militärfahrzeige nahe einem Israelischen Gefängnis, aus dem palästinensische Geiseln entlassen werden sollen
Reuters/Ammar Awad
Im Gegenzug für die Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Hamas lässt Israel palästinensische Gefangene frei
Ein Konvoi mit Lkws mit Hilfsgütern
APA/AFP/Mahmud Hams
Als Teil des Abkommens zur Feuerpause ist auch eine deutliche Ausweitung der humanitären Hilfe vereinbart
Die freigelassenen Geiseln werden von medizinischem Personal betreut
Reuters/Reuters Tv
Die Geiseln wurden von Traumaexperten und Medizinern erwartet, außerdem von Soldaten, die für ihre Sicherheit sorgen sollen
Ein Wagen des Roten Kreuz transportiert freigelassene Geiseln
Reuters/Ibraheem Abu Mustafa
Es ist bereits dunkel, als mehrere Geländewagen des Roten Kreuzes mit Freigelassenen den Grenzübergang Rafah passieren
Freigelassene Geiseln in einem Fahrzeug
Reuters/Reuters Tv
Für einige Geiseln in der Gewalt der Terrororganisation Hamas endet die Gefangenschaft nach 49 Tagen
Medienvertreter warten auf das Freilassen der Geiseln
Reuters/Ibraheem Abu Mustafa
Journalistinnen und Journalisten und Schaulustige am Grenzübergang Rafah
Lärmabweisende Kopfhörer in einem Militärhubschrauer für die bevorstehende Geiselübergabe
Reuters/Israel Defense Forces
Die Armee hat alles vorbereitet: Helikopter mit speziellen Lärmschutzkopfhörern für die Geiseln
Stofftiere und bunte Polster für die bevorstehende Geiselübergabe
Reuters/Israel Defense Forces
Teddys und Polster: Turnsaal der Militärbasis Chazerim, in der die Kinder und Frauen erstversorgt werden
Außenansicht des israelischen Militärgefängnisses Ofer bei Ramallah
Reuters/Ammar Awad
Das Gefängnis Ofer, von dem aus die palästinensischen Häftlinge, die wegen Beteiligung an Attentaten verurteilt wurden, entlassen werden
Das israelische Militärgefängnis Ofer nahe Ramallah
APA/AFP/Ahmad Gharabli
Ein Bus des Roten Kreuzes, mit dem die palästinensischen Häftlinge transportiert werden, parkt vor dem israelischen Gefängnis
Israelischer Militärhubschrauber
Reuters/Alexander Ermochenko
Israelischer Helikopter kontrolliert die Grenze zum Gazastreifen
Israelisches Militär vor dem Gefängnis Ofer nahe Ramallah
APA/AFP/Jaafar Ashtiyeh
Israelische Militärfahrzeuge vor dem Gefängnis Ofer
Konvoi von Rettungsfahrzeugen auf dem Weg nach Gaza City
Reuters/Ibraheem Abu Mustafa
Ein Konvoi des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz während der Feuerpause
Zwei israelische Soldaten blicken auf einen Militärkonvoi, der Gaza verlassen hat
Reuters/Amir Cohen
Israelische Soldaten schauen auf einen Militärkonvoi, der Gaza verlassen hat

Unter den Freigekommenen sind laut katarischem Außenministerium auch mehrere Doppelstaatsbürger – darunter vier Deutsche, so die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die sich „erleichtert“ und „dankbar“ zeigte. Außerdem wurden zehn thailändische Geiseln und eine philippinische Geisel von der Hamas entlassen. Ihre Identitäten wurden nicht bekanntgegeben. Sie waren zum Teil als Gastarbeiter tätig.

Biden: „Das ist erst der Anfang“

Biden zeigte sich über die Freilassung erleichtert und sagte, dass das „erst der Anfang“ sei. „Die heutige Freilassung ist der Beginn eines Prozesses“, so der US-Präsident bei einer Ansprache in Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts. Er erwarte am Samstag, Sonntag und Montag die Freilassung weiterer Geiseln.

Biden über Geiseln: „Das ist erst der Anfang“

US-Präsident Joe Biden hat sich über die Freilassung einer ersten Gruppe von 24 Geiseln aus der Gewalt der Hamas erleichtert gezeigt. Er sagte, dass das „erst der Anfang“ sei. „Die heutige Freilassung ist der Beginn eines Prozesses“, so der US-Präsident bei einer Ansprache in Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts.

„Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Tagen Dutzende von Geiseln zu ihren Familien zurückkehren werden.“ Zudem sprach sich Biden dafür aus, die Bemühungen um eine Zweistaatenlösung im Nahost-Konflikt zu „erneuern“. „Zwei Staaten für zwei Völker. Das ist jetzt wichtiger denn je.“

In seiner Rolle als „neutraler Vermittler“ werde das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) „über mehrere Tage hinweg in Gaza festgehaltene Geiseln an die israelischen Behörden und letztendlich an ihre Familien übergeben und palästinensische Häftlinge an die Behörden im Westjordanland überstellen“, hieß es in einer IKRK-Erklärung.

Nahost-Experte zur Freilassung von Geiseln

Nach Beginn der Feuerpause im Gaza-Krieg ist eine erste Gruppe Geiseln freigelassen worden. Was bedeutet das, und wie kann es jetzt im Konflikt weitergehen? Die Lage analysiert Nahost-Experten Jan Busse von der Universität der Bundeswehr München.

Ganz bei den Angehörigen

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant verfolgten die Geiselfreilassung von einem Kontrollraum der israelischen Streitkräfte in Tel Aviv. Der Oppositionspolitiker Benni Ganz, der nach dem 7. Oktober dem Kriegskabinett beitrat, dagegen kam zum Zentrum, das die Angehörigen der Entführten eingerichtet haben, um dort mit den Familien zu sprechen.

Das Militär rief die Öffentlichkeit und die Medien zu Geduld und Sensibilität auf. „Wir bitten alle darum, die Privatsphäre der freigelassenen Geiseln und ihrer Familien zu respektieren.“ Die Übergabe der Geiseln war intensiv vorbereitet worden. Sie wurden von israelischen Traumaexperten und Medizinern erwartet, außerdem von speziell ausgebildeten Soldaten, die für ihre Sicherheit sorgen sollen.

Das Außenministerium in Wien begrüßte Freitagabend auf X (Twitter) die Freilassung von „13 unschuldigen Frauen und Kindern“. „Nach wochenlangem Leiden werden sie endlich wieder mit ihren Familien vereint sein.“ Nun sei die vollständige Umsetzung des Abkommens entscheidend. „Diesem wichtigen ersten Schritt muss die Freilassung aller Geiseln folgen“, hieß in dem Post.

Hamas: Israel zog sich aus Al-Schifa-Spital zurück

Unterdessen zog sich Israel laut Hamas aus dem Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza zurück. Das teilte der Sprecher der Gesundheitsbehörde der Hamas, Aschraf al-Kudra, am Freitag mit. Die israelische Armee reagierte zunächst nicht auf eine entsprechende AFP-Anfrage. Die israelische Armee hatte sich rund eine Woche auf dem Gelände Krankenhauses aufgehalten, unter dem sie eine Einsatzzentrale der Hamas vermutete.

Am Sonntag erklärte die Armee, einen 55 Meter langen Tunnel in zehn Meter Tiefe unter der Klinik sowie ein Waffenlager gefunden zu haben. Am Donnerstag nahmen israelische Streitkräfte den Leiter des Al-Schifa-Krankenhauses, Mohammed Abu Salmija, fest. Ein Großteil der geschätzten 2.300 Patientinnen und Patienten sowie die Belegschaft und vertriebene Zivilisten wurden aus dem Krankenhaus in Sicherheit gebracht.