Premiere für musikalische Fragmente aus Auschwitz in London

Musikalische Fragmente einer Partitur, die im deutschen Konzentrationslager Auschwitz entdeckt worden sind, werden in London zum ersten Mal aufgeführt. Das Kammerorchester Constella und die Solisten Philippa Mo, Ilona Suomalainen und Sacha Rattle sollen die Stücke morgen spielen, heißt es auf der Website des Theaters Sadler’s Wells.

Entdeckt wurde die Musik von dem britischen Komponisten und Dirigenten Leo Geyer während eines Besuchs in Auschwitz vor einigen Jahren. Der heute 31-Jährige war beauftragt worden, ein Stück zu Ehren des britischen Historikers Martin Gilbert zu komponieren. Bei seiner Recherche in Auschwitz berichtete ihm ein Archivar, dass im Museum Reste von Partituren vorlägen, die von Orchestern im KZ arrangiert und gespielt worden seien.

In Auschwitz gab es bis zu sechs Orchester, wie Geyer sagte. Ein prominentes Orchestermitglied war die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch, die in Großbritannien lebt. Dass sie den Holocaust überlebte, habe auch daran gelegen, dass sie im Orchester spielte, das auch auf Geheiß einzelner SS-Mitglieder musizieren musste, erzählte sie einmal der Stiftung Holocaust Memorial Day Trust. Lasker-Wallfischs Enkel, der Bariton Simon Wallfisch, wird ebenfalls bei dem Konzert auftreten: Er singt Geyers Werk „Blackbird“ in Gedenken an Gilbert.