Ausgangssperre in Sierra Leone nach Überfall auf Waffenlager

Nach einem Überfall auf ein Waffenlager des Militärs hat die Regierung im westafrikanischen Sierra Leone eine landesweite Ausgangssperre verhängt. In dem Waffenlager, das sich in der Nähe der Residenz von Präsident Julius Maada Bio in der Hauptstadt Freetown befindet, war es in der Früh zu Schusswechseln gekommen.

Ende Juni war Bio trotz einer schweren Wirtschaftskrise in dem kleinen Küstenstaat mit 8,8 Millionen Einwohnern wiedergewählt worden. Einen Monat später nahm die Polizei mehrere ranghohe Offiziere wegen der Vorbereitung eines Putschs fest. Sierra Leone erlebte von 1991 bis 2002 einen der schlimmsten Bürgerkriege Afrikas mit Zehntausenden Toten. 2014 stürzte ein Ebola-Ausbruch das Land in eine weitere jahrelange Krise. Die Wirtschaft hat sich seitdem nicht erholt. Viele Menschen vor allem auf dem Land leben unter extremer Armut.

Bio, der 1996 zwei Monate nach einem Militärputsch regierte und zum Übergang zu den ersten freien Wahlen seit Jahrzehnten beitrug, wird von vielen als „Vater der modernen Demokratie“ des Landes geschätzt. Seine seit 2018 amtierende Regierung führte kostenlose Schulbildung ein, förderte Gleichberechtigung, Wissenschaft und die Infrastruktur des Landes. Gleichzeitig steht Bio auch wegen seines Vorgehens gegen Gegner in der Kritik. Bei der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten durch staatliche Sicherheitskräfte waren im August mehr als 20 Demonstranten und sechs Polizisten ums Leben gekommen.