Unternehmer Siegfried Wolf
APA/Helmut Fohringer
Schaeffler-Werk

Putin genehmigt Verkauf an Wolf

Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem deutschen Auto- und Industriezulieferer Schaeffler grünes Licht für den Verkauf seines Russland-Geschäfts gegeben. Schaeffler könne die Anlage damit an die PromAvtoConsult abgeben, heißt es in einer Erklärung, die der Kreml am Montag veröffentlichte. Hinter der PromAvtoConsult steht der österreichische Unternehmer Siegfried Wolf.

Der Kaufpreis für das Werk in Uljanowsk, das 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, liegt früheren Angaben zufolge bei zehn Millionen Euro. Wolf sitzt unter anderem im Schaeffler-Aufsichtsrat und führt das Aufsichtsgremium beim Autozulieferer Vitesco, der von Schaeffler übernommen wird.

Von 2010 bis 2019 war er Aufsichtsratsvorsitzender der russischen GAZ-Gruppe. Wolf gehört auch das ehemalige MAN-Werk in Steyr in Oberösterreich, das nunmehr Steyr Automotive heißt. Wolfs Kaufinteresse an dem Werk in Uljanowsk war heuer im März bekanntgeworden. Laut dem damaligen „Spiegel“-Bericht wurde der Vertrag bereits im Dezember 2022 unterzeichnet.

Investor Wolf hatte dem „Spiegel“ damals auf dessen Anfrage hin mitgeteilt, die Transaktion sei umfassend geprüft worden. Man sei zu dem Ergebnis gekommen, dass sie „im Einklang mit geltendem US- und EU-Sanktionsrecht“ stehe.

Wirbel um vermutete Verbindungen zu Oligarchen

Für Kritik sorgten damals vermutete Verbindungen zum russischen Oligarchen Oleg Deripaska, dem eine enge Geschäftsbeziehung mit Wolf nachgesagt wird: Laut dem Bericht geriet das Geschäft deshalb auch ins Visier der ukrainischen Antikorruptionsbehörde NAZK. Außerdem für Kritik rund um den Deal sorgte im Frühjahr, dass in dem Werk unter anderem die Fertigung eines Transportermodells unterstützt wird, das vom russischen Militär für seine Logistik genützt werden soll.

Deripaska war 2007 bei Österreichs größtem Baukonzern STRABAG eingestiegen. Damals stand die STRABAG noch unter der Leitung des Gründers Hans Peter Haselsteiner, der in diesem Schritt „unseren Türöffner nach Russland“ sah. Im Oktober wurde bekannt, dass die STRABAG Deripaskas Beteiligung mit einer Sonderausschüttung auf unter 25 Prozent drückte.

Die EU setzte Deripaska und alle seine Unternehmen nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auf ihre Sanktionsliste, unter anderem, weil sie ihn verdächtigte, in Russland in die Waffenproduktion involviert zu sein – auf der Liste der USA steht Deripaska schon länger.

Wolf-Sprecher wies Vorwürfe zurück

Gegenüber der APA erklärte Wolf-Sprecher Josef Kalina nach Bekanntwerden des „Spiegel“-Artikels, dass Wolf den russischen Krieg in der Ukraine zutiefst verurteile und daher seine Tätigkeiten in Russland eingestellt habe. Zudem mache er keine Geschäfte mit Personen, die von internationalen Sanktionen betroffen sind. Darauf achte der Investor auch bei einem möglichen Kauf des Schaeffler-Werks, hieß es damals.

Kalina wies zudem die Darstellung zurück, wonach in dem russischen Werk Kriegsgerät produziert werde. So handle es sich um ein Fahrzeug, das nur in der Landwirtschaft zum Einsatz komme. Sich an Rüstungsgeschäften zu beteiligen, sei für Wolf undenkbar, so der Sprecher in einem Statement im März.