Ein Auto des Internationalen Roten Kreuzes
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Israel

Weitere elf Geiseln der Hamas frei

Elf von der Hamas freigelassene Geiseln befinden sich nach Angaben des israelischen Militärs nun wieder in Israel. Das teilte die Armee am Montagabend mit. Sie werden demnach zunächst medizinisch untersucht, bevor sie zu ihren Familien gebracht werden. Die Geiseln waren zuvor in der Obhut des Roten Kreuzes.

Bereits am Montag teilte Katar eine Verlängerung der seit Freitag geltenden Feuerpause um zwei Tage mit. Die Hamas bestätigte Reuters zufolge, sich mit Katar und Ägypten auf eine zweitägige Verlängerung geeinigt zu haben. Eine Bestätigung dazu gab es auch aus den USA.

Israel gab sich zurückhaltend. Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari sagte laut Times of Israel: „Nichts ist endgültig, bis es tatsächlich passiert.“ Die verlängerte Feuerpause im Gaza-Krieg wird UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zufolge nicht ausreichen, um die benötigte Hilfe in den Gazastreifen zu bringen. Es sei „dramatisch“, was die Bevölkerung dort benötige.

Unstimmigkeiten wegen der Namenslisten

Nach israelischen Medienberichten handelt es sich bei den freigelassenen Geiseln um neun Kinder und zwei Frauen. Die jüngsten Kinder sind dreijährige Zwillinge. Zu der neuen Gruppe freigelassener Geiseln gehören nach Angaben von Katar zwei deutsche Staatsbürger, drei Franzosen und sechs Argentinier. Israelische Medien hatten berichtet, es sollten auch mehrere thailändische Geiseln im Gazastreifen freigelassen werden. Israel setzte im Gegenzug 33 palästinensische Häftlinge aus verschiedenen Gefängnissen auf freien Fuß.

Zuvor hatte es nach Medienberichten Unstimmigkeiten wegen der Namenslisten für den Austausch von israelischen Geiseln und palästinensischen Häftlingen gegeben. Israel hatte nach Medienberichten kritisiert, dass Mütter von ihren Kindern getrennt worden seien.

Ein Rotes-Kreuz-Auto
APA/AFP/Israel Defense Forces
Am Montag wurden den vierten Tag in Folge Geiseln der Hamas freigelassen

Es war die vierte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause am Freitag freikam. In der Nacht auf Dienstag ging bei der israelischen Regierung eine weitere Liste mit für die Freilassung vorgesehene Menschen ein. Die in der Liste der Hamas aufgeführten Menschen dürften schon am Dienstag freikommen, berichtete die Times of Israel unter Berufung auf das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu.

USA: Feuerpause für Hamas Teil des „Kalküls“

Die US-Regierung hofft auf eine weitere Ausweitung der Waffenruhe. „Wir wollen, dass alle Geiseln freigelassen werden, und das ist der beste Weg, sie freizubekommen“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag. „Wir sind dankbar, dass wir zwei Tage mehr zur Verfügung haben (…). Wir würden es natürlich gerne sehen, wenn auch diese Pause weiter verlängert wird, bis alle Geiseln freigelassen sind.“

Im Moment gehe es bei der Verlängerung um die Freilassung 20 weiterer Geiseln, sagte Kirby. Die Verhandlungen beträfen Frauen und Kinder. Generell sei die Entscheidung für eine Waffenruhe ein Balanceakt, betonte Kirby. „Jede Unterbrechung der Kämpfe könnte für den Feind von Vorteil sein.“ Dass die Hamas jede Feuerpause für sich nutzen würde, sei aber immer Teil der Diskussionen und „Teil des Kalküls“ gewesen. Gleichzeitig könnten in dieser Zeit Geiseln freigelassen werden und Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangen.

Ägyptische Sicherheitskreise hatten schon zuvor über eine mögliche Verlängerung der Waffenruhe berichtet. Der Leiter von Ägyptens staatlichem Informationsdienst, Diaa Raschwan, erklärte, eine Übereinkunft über die Freilassung von 20 israelischen Geiseln stehe bevor. Im Gegenzug würden 60 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen freigelassen. Die Hamas hatte eine Verlängerung um weitere vier Tage angestrebt. Israel hat dagegen erklärt, die Waffenruhe täglich verlängern zu wollen, wenn dafür im Gegenzug zehn Geiseln am Tag freigelassen würden.

Israel und Hamas dehnen Waffenruhe aus

Im Gazastreifen hätte die Feuerpause zwischen Israel und der Hamas, die letzten Freitag begonnen hat, Dienstagfrüh geendet, doch vor Kurzem wurde sie um zwei Tage verlängert. Bedingung dafür ist, dass die Hamas weitere Geiseln freilässt: zehn für jeden Tag Waffenruhe.

USA: Nicht alle Geiseln in Händen der Hamas

US-Präsident Joe Biden sagte, die Waffenruhe müsse so lange andauern, bis alle Geiseln freigelassen seien. Auch die Europäische Union äußerte sich entsprechend. Die US-Regierung geht unterdessen davon aus, dass nicht alle der noch rund 180 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln von der islamistischen Hamas festgehalten werden.

„Wir glauben, dass nicht alle Geiseln in den Händen der Hamas sind“, sagte Kirby Montagfrüh (Ortszeit) im US-Fernsehen. Kirby nannte keine Zahl. Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf nicht namentlich genannte diplomatische Quellen von schätzungsweise 40 Geiseln. Diese könnten demnach in den Händen der Terrororganisation Islamischer Dschihad oder von Einzelpersonen sein.

Humanitäre Lage im Gazastreifen verheerend

Eine Verlängerung der Feuerpause bedeutet auch für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen eine Erleichterung. Im Rahmen des Abkommens traf bereits eine höhere Zahl an Lastwagen mit Hilfsgütern im Gazastreifen ein. Die humanitäre Lage ist Hilfsorganisationen zufolge aber weiterhin dramatisch. 1,7 Millionen Menschen wurden innerhalb des von Israel abgeriegelten Küstengebiets durch Kämpfe vertrieben.

Israels Armee hat angekündigt, ihre Angriffe nach der Feuerpause für mindestens zwei weitere Monate fortsetzen zu wollen. Die Soldaten sollen sich für die kommenden Kämpfe vorbereiten. Seit Kriegsbeginn wurden nach Hamas-Angaben auf palästinensischer Seite im Gazastreifen 15.000 Menschen getötet und mehr als 36.000 verletzt. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Auslöser des jüngsten Gaza-Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze begangen hatten. Dabei wurden mehr als 1.200 Menschen getötet. Etwa 240 Geiseln wurden nach Gaza verschleppt, auch ein österreichisch-israelischer Doppelstaatsbürger. Ziel Israels ist die Zerstörung der Hamas.

Berichte: Notruf in Israel kurzzeitig ausgefallen

In Israel fielen unterdessen laut Medienberichten mehrere Notrufnummern in der Nacht auf Dienstag aus. Die Polizei habe die Störung mit einem nicht genauer angegebenen „temporären Fehler“ begründet, berichtete unter anderem die Times of Israel Dienstagfrüh. Der Zeitung „Haaretz“ zufolge war auch die Nummer der Rettungssanitäter nicht erreichbar.

Die „Jerusalem Post“ berichtete zudem, dass der Notruf der Feuerwehr nicht funktioniert habe. Den Medienberichten zufolge waren einige Behörden jedoch über Ausweichnummern erreichbar. Laut „Jerusalem Post“ dauerte die Störung mehr als eine Stunde, konnte aber später durch den Netzbetreiber behoben werden.