Signa-Gründer Rene Benko
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Fällige Kreditraten

Benko gab Signa-Anteile ab

Der Immobilienmagnat Rene Benko hat aufgrund der Schieflage seiner Immobiliengruppe Signa einen Teil seiner Anteile an einer zentralen Gesellschaft abgetreten. Zugleich schrumpfte laut Magazin „Forbes“ Benkos eigenes Vermögen um mehrere Milliarden. Der deutsche Wirtschaftsexperte Gerrit Heinemann betonte jedoch am Montag in der ZIB2, dass Benkos Privatvermögen durch die Probleme bei Signa nicht betroffen sei.

Konkret trat die Familie Benko 2017 Zwei GmbH am 10. November ihren Anteil an der Signa Holding GmbH an zwei Schweizer Aktiengesellschaften namens Eugster/Frismag AG und AE Familienholding AG ab. Derzeit sucht Signa dringend nach Geldgebern, ansonsten droht laut Medienberichten noch diese Woche die Insolvenz, da Kreditraten fällig werden. Die Änderungen wurden laut Amtsblatt am Dienstag im Firmenbuch eintragen. Die neuen Gesellschafter kommen zusammen auf einen Anteil von 11,5 Prozent.

Die Familie Eugster erklärte am Dienstagnachmittag via PR-Agentur, ihre Anteile an der Signa Holding seien unverändert. Diese Anteile seien bisher aber "treuhänderisch von der „Familie Benko 2017 Zwei GmbH“ gehalten wurden. „Diese Treuhandschaft wurde nun aufgelöst und die Anteile an die Eugster/Frismag AG und die AE Familienholding AG übertragen“, hieß es in der Mitteilung.

Hersteller von Kaffeemaschinen

Hinter Eugster/Frismag AG mit Sitz in Amriswil in der Schweiz steht ein von Arthur Eugster gegründeter Hersteller von Kaffeemaschinen für Marken wie Jura, Melitta und Miele. Die AE Familienholding AG ist ebenfalls der Familie Eugster zuzurechnen. Die Schweizer Investorenfamilie galt schon bisher als beteiligt, deren Stimmrechte wurden laut Medienberichten aber bis zuletzt treuhänderisch von Signa-Gründer Benko vertreten.

Zeit für Singa wird knapp

Die Signa-Gruppe von Rene Benko hat handfeste finanzielle Probleme. Und die Zeit wird knapp. Am Donnerstag ist eine 200-Millionen-Euro-Anleihe fällig, laut Medienberichten braucht die Unternehmensgruppe bis zum Ende des Jahres 500 Millionen. Gespräche mit potentiellen Geldgebern waren bisher nicht von Erfolg gekrönt.

Keine Infos zu Stand der Verhandlungen

Bis Dienstagnachmittag drangen weder Informationen zu den kolportierten Gesprächen mit Investoren noch zu möglichen Insolvenzanträgen aus dem Unternehmen. Auch Signa-Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner sowie der Chefkontrolleur der Signa-Unternehmen Prime und Development, Afred Gusenbauer, meldeten sich nicht zu Wort.

Benkos Unternehmensgruppe benötigt dringend Kapital, um sich finanziell über Wasser zu halten. Schon am Donnerstag ist eine Anleihe in Höhe von 200 Millionen Euro fällig, bis Jahresende muss die Signa-Gruppe laut Medienberichten sogar 500 Millionen Euro aufstellen. Laut Medienberichten ruhen die Hoffnungen auf dem US-Hedgefonds Elliott. Die Gespräche über eine Finanzspritze dürften andauern. Die Zeit drängt: Sollte nicht bald eine Lösung gefunden werden, könnte der Gruppe bzw. damit verflochtenen Unternehmen laut weiteren Medienberichten die Insolvenz drohen.

„Forbes“: Benkos Vermögen schrumpfte

Das von „Forbes“ geschätzte Vermögen des Signa-Gründers schrumpfte unterdessen binnen weniger Monate um mehr als die Hälfte. Bezifferte das US-Wirtschaftsmagazin Benkos Nettovermögen im Sommer 2023 noch mit rund sechs Milliarden US-Dollar (rund 5,5 Mrd. Euro), waren es Ende November nur noch 2,8 Milliarden Dollar. Der 46-Jährige rutschte damit vom 425. auf den 1.105. Platz weltweit ab.

In die Berechnungen von „Forbes“ fließt ein, wie viel die Anteile wert sind, die die jeweiligen Milliardärinnen und Milliardäre halten. Benkos Vermögen basiert daher vor allem auf dem Anteil, den Benko an Signa hält.

Laut „Wirtschafts-Compass“ hält die Familie Benko Privatstiftung direkt und indirekt rund 66 Prozent an der Signa Holding GmbH. Durch die im Herbst immer offensichtlicher gewordene Schieflage des Immobilienkonzerns sank somit auch der Wert von Benkos Signa-Anteil.

Heinemann: „Wird nicht verarmen“

Der Wirtschaftswissenschaftler Heinemann betonte Montagabend im ZIB2-Interview, dass Benkos Privatvermögen durch eine Insolvenz nicht betroffen wäre. Er habe keine formelle Funktion mehr im Konzern, und das komplexe Konstrukt von Hunderten Firmen bestehe aus lauter Gesellschaften mit beschränkten Haftungen.

Ökonom Heinemann zu Signa-Holding-Szenarien

Gerrit Heinemann, Wirtschaftsprofessor an der Hochschule Niederrhein (Nordrhein-Westfalen), rechnet mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit damit, dass es am Dienstag zu einem Insolvenzantrag für die gesamte Signa-Gruppe kommt.

„Also, wir können davon ausgehen, dass Herr Benko auch durch die Insolvenz nicht verarmen wird“, so Heinemann. Gefragt, ob der ganze Konzern also in Konkurs gehen könne und Benko trotzdem reich bliebe, meinte Heinemann: „Sie haben es auf den Punkt gebracht.“