Regierung spricht von Putschversuch in Sierra Leone

Die Regierung im westafrikanischen Sierra Leone hat den Gewaltausbruch in der Hauptstadt Freetown am Wochenende als versuchten Staatsstreich bezeichnet. Die Männer, die am Sonntag die Hauptkaserne und Gefängnisse in der Hauptstadt Freetown angegriffen hatten, hätten nach vorläufigen Ermittlungen beabsichtigt, die Regierung zu stürzen, sagten hochrangige Sicherheitsbeamte gestern.

Nach Angaben des Informationsministeriums wurden 13 Militärangehörige und ein Zivilist festgenommen. „Wir untersuchen einen gescheiterten Putschversuch“, sagte der Generalinspekteur der Polizei, Fayia Sellu, auf einer Pressekonferenz. Weitere Ermittlungen sollten demnach das Ausmaß der Verschwörung und weitere Beteiligte feststellen.

Am Sonntag war es in dem Waffenlager in der Nähe der Residenz von Präsident Julius Maada Bio zu Schusswechseln gekommen. Unbekannte griffen auch mehrere Haftanstalten an, einschließlich eines Hochsicherheitsgefängnisses, wobei Hunderte Häftlinge entkamen. Mindestens 16 Sicherheitskräfte wurden nach Regierungsangaben getötet. Bio hatte den rund 8,8 Mio. Einwohnern und Einwohnerinnen des Küstenstaats versichert, die Ruhe sei wiederhergestellt und seine Regierung „entschlossen, die Demokratie in Sierra Leone zu schützen“.

Staatsstreiche in Westafrika

In Westafrika sorgt eine wachsende Anzahl von Staatsstreichen in den vergangenen Jahren für Beunruhigung. In diesem Jahr putschte das Militär im weiter nördlich in der Sahelzone gelegenen Niger ebenso wie im zentralafrikanischen Küstenstaat Gabun. Auch das an Sierra Leone angrenzende Guinea und dessen Nachbarn Mali und Burkina Faso werden von Militärjuntas regiert, die eine mittelfristige Rückkehr zur Demokratie versprochen, bisher aber nicht umgesetzt haben.

In Sierra Leone hatte die Polizei bereits im Juli ranghohe Offiziere wegen der Vorbereitung eines Aufstands festgenommen. Kurz zuvor war Bio trotz einer schweren Wirtschaftskrise wiedergewählt worden.