Ein Rotes-Kreuz-Auto mit freigelassenen Geiseln
APA/AFP/Mohammed Abed
Zwölf freigelassen

Weitere Geiselgruppe an Israel übergeben

Die islamistische Hamas hat eine weitere Gruppe von Geiseln im Rahmen der Feuerpause dem Roten Kreuz übergeben. Es handle sich um zehn Israelis sowie zwei Ausländerinnen, teilte die israelische Armee am Dienstag mit. Angaben aus Katar, nach denen sich auch eine Frau mit österreichischer Staatsbürgerschaft unter den Freigelassenen befindet, wurden vom Außenministerium nicht bestätigt. Laut Medienberichten wird indes in Katar über eine Verlängerung der Feuerpause verhandelt.

Laut österreichischem Außenministerium befand sich unter den nun freigelassenen Geiseln eine 75-jährige Frau, deren Verfahren zur Feststellung der österreichischen Staatsbürgerschaft derzeit geprüft werde. Obwohl dieses Verfahren noch nicht abgeschlossen sei, habe man sich „bei unseren internationalen Partnern für ihre Freilassung eingesetzt“, so das Außenministerium in einer Aussendung.

Israelische Medien veröffentlichten die Namen von neun erwachsenen Frauen und einer 17-Jährigen. Zudem wurden zwei thailändische Staatsbürger freigelassen. Es war die fünfte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause am Freitag freikam. Im Gegenzug wurden 30 weitere palästinensische Häftlinge entlassen, 15 Frauen und 15 männliche Minderjährige. Die Freitagfrüh begonnene zunächst viertägige Feuerpause war unter den bisher geltenden Bedingungen um zwei Tage verlängert worden. Damit könnte sie bis Donnerstagfrüh dauern.

Auf Bildern der Übergabe waren nicht nur Hamas-Mitglieder zu sehen, sondern auch Männer des Islamischen Dschihad, einer weiteren Terrorgruppe, die am 7. Oktober auch Geiseln genommen hatte.

Cupal (ORF) über die Geiselübergabe

Unter den am Dienstag freigelassenen Hamas-Geiseln war auch die Frau eines Österreichers. ORF-Korrespondent Tim Cupal berichtete aus Tel Aviv unter anderem darüber.

Weitere Liste

Israel hat laut zwei Medienberichten inzwischen von der Hamas eine weitere Liste mit Namen von Geiseln erhalten, die noch am Mittwoch freigelassen werden sollen, wie Times of Israel und „Haaretz“ in der Früh unter Berufung auf das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu berichteteten. Eine Anzahl wurde nicht genannt, es sollen aber bereits die Familien der betroffenen Geiseln informiert worden sein.

Brüchige Feuerpause

Wie gefährdet die Feuerpause ist, zeigte sich am Dienstag, als es zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu einem Schusswechsel im nördlichen Gazastreifen kam. Nach Angaben der israelischen Armee wurden israelische Soldaten beschossen, mehrere leicht verletzt. Diese hätten zurückgeschossen. Zudem seien insgesamt drei Sprengsätze neben Soldaten an zwei Standorten explodiert. Damit sei der Rahmen der Waffenruhe „verletzt worden“, hieß es.

Die Hamas bestätigte eine Konfrontation mit der israelischen Armee und warf Israel ihrerseits eine Verletzung der Waffenruhe vor. Die Terrororganisation betonte allerdings, sie fühle sich weiter an die Vereinbarung gebunden, solange Israel sich ebenfalls verpflichtet fühle.

Hamas lässt weitere Geiseln frei

Eine fünfte Gruppe freigelassener Geiseln ist aus dem Gazastreifen über Ägypten nach Israel zurückgekehrt. Die israelische Armee teilte mit, die insgesamt zwölf Menschen würden zunächst medizinisch untersucht. Anschließend könnten sie ihre Familien treffen. Es handelt sich nach Angaben des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu um zehn Israelis und zwei Thailänder.

Gespräche zur Verlängerung der Feuerpause

Laut Medienberichten liefen indes im Hintergrund Bemühungen um eine Ausweitung der Feuerpause. Demnach trafen die Chefs des US-amerikanischen Geheimdiensts CIA und des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad am Dienstag zu Gesprächen mit dem katarischen Ministerpräsidenten in Doha ein.

Bei den Gesprächen zwischen CIA-Direktor William Burns und Mossad-Chef David Barnea sowie Katars Ministerpräsident Abdulrahman al-Thani gehe es um die Ausweitung der Bemühungen zur Feuerpause im Gaza-Krieg, sagte eine mit den Gesprächen in der katarischen Hauptstadt vertraute Person am Dienstag. Laut israelischen Medien nahm auch der ägyptische Geheimdienstchef Abbas Kamel daran teil. Katar sowie Ägypten hatten in Absprache mit den USA in den vergangenen Wochen zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Vor allem Katar hat sehr gute Kontakte zur Hamas, in dem Emirat am Golf lebt auch die Hamas-Führungsspitze.

Netanjahu will Gaza „entradikalisieren “

Israels Regierungschef Netanjahu plant indes nach einem Sieg über die Hamas eine radikale Umgestaltung des Gazastreifens und zieht dabei Vergleiche zur Entnazifizierung in Deutschland nach 1945. „Nach dem Sieg über die Hamas“ seien zwei Dinge nötig, sagte Netanjahu in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit den Zeitungen „Bild“ und „Welt“ sowie Politico.

„Erstens entmilitarisieren wir Gaza und zweitens entradikalisieren wir Gaza. Und genau das wurde in Deutschland, Japan und anderswo getan“, sagte Netanjahu. Er verwies auf die Entnazifizierung Deutschlands, das heute ein völlig anderes Land sei als in den 1930er Jahren. „Das wurde durch den totalen militärischen Sieg und die Veränderung der Kultur, der Bildung und des Lernens über die Fehler der Vergangenheit erreicht.“

Warnung vor „Terrorachse“

Mit Blick auf die Situation im Gazastreifen fragte Netanjahu: „Welchen Sinn hat es, diesen Krieg zu gewinnen, die Hamas auszurotten und nicht auf eine Entradikalisierung Gazas hinzuwirken?“ Der israelische Ministerpräsident betonte zudem, Israel werde die Einsätze gegen die Hamas nach dem Ende der derzeit vereinbarten Feuerpause wieder aufnehmen. Denn die Vertreter der Hamas sagten, „dass sie das Massaker, das sie an uns verübt haben, (…) wiederholen werden“.

Netanjahu warnte zudem vor der von Islamisten ausgehenden Gefahr. Die Hamas sei „Teil der Terrorachse des Iran, der Hisbollah, der Huthis und anderer“. Ihr Ziel sei es, „zuerst den Nahen Osten und dann die Welt in ein Zeitalter der Barbarei zu führen“.