Israelischer Panzer in Gaza-Stadt
Reuters/Ronen Zvulun
Einigung vor Fristende

Gaza-Feuerpause erneut verlängert

Die Feuerpause im Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas wird verlängert. Das gab das israelische Militär Donnerstagfrüh unmittelbar vor Ablauf der Frist bekannt. Während die Armee keine Angaben über die Dauer der Verlängerung machte, erklärte die Hamas, es gebe eine Vereinbarung, „die Waffenruhe um einen siebenten Tag zu verlängern“. Vermittlerland Katar bestätigte die Einigung auf eine Verlängerung bis Freitag.

Man habe sich darauf geeinigt, die humanitäre Feuerpause um einen weiteren Tag, den Donnerstag, zu verlängern „unter den bestehenden Bedingungen“, sagte der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madsched al-Ansari. Es müssten alle militärischen Aktivitäten in Gaza eingestellt bleiben und die Einfuhr von humanitärer Hilfe weiter ermöglicht werden.

Das israelische Militär hatte unmittelbar vor Ablauf der Frist ebenfalls bekanntgegeben, dass die seit Freitag geltende Feuerpause weitergehe. „In Anbetracht der Bemühungen der Vermittler, den Prozess der Geiselbefreiung fortzusetzen, und vorbehaltlich der Bedingungen des Abkommens wird die operative Pause fortgesetzt“, teilte die israelische Armee in der Früh mit.

Netanjahu-Büro: Bis zur letzten Minute verhandelt

Eine weitere Liste von Frauen und Kindern sei gemäß der Vereinbarung übergeben worden, daher werde die Feuerpause fortgesetzt, teilte wenig später das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit. Die Unterhändler hatten den Angaben zufolge bis zur letzten Minute verhandelt. Das israelische Kriegskabinett habe am Vorabend einstimmig beschlossen, dass die Kämpfe sofort wiederaufgenommen würden, wenn nicht bis Donnerstag um 7.00 Uhr (Ortszeit) eine Liste vorgelegt werde, erklärte das Büro des israelischen Regierungschefs.

Die zwischen Israel und der Hamas zunächst für vier Tage ausgehandelte Kampfpause ist seit Freitag um 7.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MEZ) in Kraft und wurde zunächst um zwei Tage bis Donnerstag um 7.00 Uhr Ortszeit verlängert. Nach der ursprünglichen Übereinkunft soll die Pause auf maximal zehn Tage verlängert werden können.

16 weitere Geiseln frei

Während der Feuerpause wurden bisher insgesamt 70 israelische Frauen und Kinder sowie rund 30 weitere ausländische Geiseln, überwiegend Gastarbeiter aus Thailand, von der Hamas freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel bisher 210 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen.

Hamas lässt weitere Geiseln frei

Die Hamas hat weitere Geiseln aus Israel freigelassen. In Ostjerusalem ist es am Donnerstagvormittag zu einem Schussangriff gekommen, bei dem mehrere Menschen getötet wurden.

Die letzte Geiselübernahme erfolgte am Mittwoch. Insgesamt übergab die Terrororganisation 16 Geiseln zunächst an Mitarbeitende des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Es handelte sich wie schon in den Tagen zuvor um zehn Israelis, teilte die israelische Armee am Mittwoch mit. Im Gegenzug zur Geiselfreilassung setzte Israel eine weitere Gruppe von 30 Palästinenserinnen und Palästinensern aus israelischen Gefängnissen auf freien Fuß, wie die israelische Gefängnisbehörde in der Nacht auf Donnerstag mitteilte.

In der Gruppe der diesmal freigelassenen Geiseln seien auch fünf Doppelstaatsbürger, drei hätten sowohl einen deutschen als auch einen israelischen Pass, je einer sei auch niederländischer bzw. US-Staatsbürger, teilte Ansari am Mittwochabend mit.

Zwei russische Geiseln übergeben

Die Hamas hatte am Mittwoch auch zwei russische Geiseln an das Rote Kreuz übergeben. Die beiden Verschleppten kamen laut Hamas aufgrund von Bemühungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin frei.

Hamas: Russische Geiseln an Rotes Kreuz übergeben

Die islamistische Terrororganisation Hamas hat nach eigenen Angaben im Gazastreifen zwei russische Geiseln an das Rote Kreuz übergeben.

Die Freilassung der beiden Frauen, einer 50-Jährigen und ihrer 73-jährigen Mutter, ist nicht Teil des Abkommens zum Austausch israelischer Geiseln und palästinensischer Häftlinge. Das hatte Hamas-Anführer Mussa Abu Marsuk bereits zuvor einem Radiosender im Gazastreifen gesagt.

Guterres fordert „echten humanitären Waffenstillstand“

Nach Ansicht von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres reicht eine Verlängerung der Feuerpause nicht. Vielmehr forderte Guterres einen „echten humanitären Waffenstillstand“. In den vergangenen Tagen hätten die Menschen „im besetzten Palästinensergebiet und in Israel in so viel Dunkelheit endlich einen Funken Hoffnung und Menschlichkeit gesehen“, teilte Guterres in der Nacht auf X (Twitter) mit.

Die Feuerpause habe die Bereitstellung von Hilfe für den Gazastreifen verbessert. Doch die Menge der Hilfe reiche nach wie vor nicht aus, um den enormen Bedarf von mehr als zwei Millionen Menschen zu decken. Nach Angaben des Palästinensichen Roten Halbmondes von Donnerstag wurden seit Beginn der Feuerpause im Gaza-Krieg 1.132 Lkw-Ladungen mit Hilfsgütern über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen gebracht.

Neue Kämpfe aus Grenzgebiet zum Libanon

Weiter angespannt bleibt die Lage im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon, aus dem am Donnerstag neue Kampfhandlungen gemeldet wurden. Israels Militär habe Beschuss aus dem Süden des Libanons erwidert, teilte die UNO-Blauhelmtruppe zur Friedenssicherung in der Region, UNIFIL, mit. Ein Zeuge der Nachrichtenagentur Reuters hörte entlang Libanons südöstlicher Grenze zu Israel Detonationen.

Im Zuge des Krieges zwischen Israel und der palästinensischen Hamas im Gazastreifen hat sich auch die Sicherheitslage in dem israelisch-libanesischen Grenzgebiet erheblich verschärft. Auf libanesischer Seite agiert die radikal-islamische Hisbollah-Miliz, die ein Verbündeter der Hamas ist und mit Raketen auf Israel schießt, während Israel mit Luft- und Artillerieschlägen vorgeht.

Wildner (ORF) zum Angriff in Jerusalem

ORF-Korrespondent Nikolais Wildner berichtet über den jüngsten Schussangriff in Jerusalem, bei dem angeblich drei Israelis getötet und einige verletzt wurden.

Hamas bekennt sich zu Anschlag in Jerusalem

Bei einem Anschlag in Jerusalem gab es indes am Donnerstag zwei Tote und mehrere Verletzte. Zwei mutmaßlich palästinensische Attentäter hatten an einer Bushaltestelle in Jerusalem das Feuer auf Menschen eröffnet, drei wurden israelischen Medienberichten zufolge getötet, mindestens sechs verletzt.

Auch die beiden Attentäter, die mit einem Fahrzeug zum Tatort kamen, seien von Soldaten und einem bewaffneten Zivilisten erschossen worden, bestätigte der Polizeichef von Jerusalem, Doron Turgeman. Die Hamas reklamierte den Anschlag in einer Erklärung für sich und rief Agenturberichten zufolge zur „Eskalation“ auf.