Heißgetränke vor Bergpanorama
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Wintertourismus

Viele Gäste, hohe Preise, wenig Personal

Viel Schnee zum Saisonstart freut die Touristik. Trotz deutlich gestiegener Preise – sowohl für Liftkarten als auch bei Hotels und Gastronomie – sorgen gute Buchungszahlen für Optimismus in den Skigebieten. Noch nicht gelöst ist vielerorts die Personalfrage. Quer durch die Bundesländer fehlt es an Arbeitskräften im Tourismus.

Nachdem die Ticketpreise bereits im Vorjahr gestiegen sind, wurden sie auch heuer nochmal deutlich erhöht. Etwa sieben bis zehn Prozent mehr muss an den Kassen bezahlt werden. In vielen Skigebieten kostet eine Tageskarte damit im Schnitt in der Hauptsaison rund 70 Euro, auf dem Arlberg sind es sogar 75 Euro.

Die gestiegenen Preise gehen auch an den Touristinnen und Touristen nicht spurlos vorbei. In einer Umfrage der Österreich Werbung sagen in Deutschland – dem mit Abstand wichtigsten Herkunftsmarkt – 28 Prozent der Befragten, ihnen sei Skifahren zu teuer. Und auch in einer Umfrage der Wirtschaftskammer nennt rund ein Drittel aller Befragten finanzielle Gründe für das Aufhören mit dem Skifahren.

Weniger Umsätze in Gastronomie

Auch Gastronomiebetriebe in Skigebieten hatten zuletzt mit deutlichen Umsatzeinbußen zu kämpfen, weil viele Gäste bei Ausgaben sparten. Auf Anfrage von ORF.at verweist der Fachverband der Hotellerie in der Wirtschaftskammer auf das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), dass von realen Einnahmeverlusten in der Höhe von knapp zwölf Prozent ausgeht.

Tpuristen am Hafelekar über  Innsbruck
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Wegen der gestiegenen Preise haben auch Gastronomiebetriebe mit deutlichen Umsatzeinbußen zu kämpfen

Mehr Mitarbeiter gesucht als vor Pandemie

Und auch beim Personal gibt es einige Baustellen. Man habe zwar im Oktober 2023 im Hotel- und Gastgewerbe 202.424 unselbstständig Beschäftigte gehabt, was einem Plus von knapp zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr und 3,5 Prozent im Vergleich zu 2019 entspricht.

Darüber hinaus gab es aber dem Stellenmonitor des Wirtschaftsbundes zufolge im November mit 21.551 offenen Stellen in den Bereichen Tourismus, Gastgewerbe und Freizeit sogar um rund 6.000 weniger als im Vorjahr. Im heurigen Jahr waren zudem im Durchschnitt jedes Monat 4.000 bis 6.000 Personen mehr im Tourismus beschäftigt als in den Vergleichsmonaten 2019. Man habe „sozusagen einen Beschäftigungsrekord“, hieß es vom Fachverband der Hotellerie.

Allerdings seien nach wie vor wesentlich mehr Betriebe auf Mitarbeiter- bzw. Mitarbeiterinnensuche als vor der Pandemie. „Über alle Betriebe hinweg fehlen rund zehn Prozent“, hieß es aus dem Büro der Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) gegenüber ORF.at. Je nach Standort aber auch „bis zu 20 Prozent oder mehr“.

Starkes West-Ost-Gefälle

Bei den fast 93.000 Betrieben in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich gibt es ein starkes West-Ost-Gefälle bei den offenen Stellen. Die meisten Arbeitskräfte werden in Tirol (3.906) und Salzburg (3.977) gesucht, wo auch viele der Skigebiete zu finden sind. Gesucht werden Fach- und Hilfskräfte in allen Bereichen.

Auf der Mangelberufsliste finden sich insbesondere Köchinnen und Köche sowie Hotelfachkräfte und Reinigungspersonal. Gründe für das fehlende Personal sieht man beim Fachverband der Hotellerie gegenüber ORF.at in den geburtenschwachen Jahrgängen und den veränderten Ansprüchen – wie Teilzeit und bessere Planbarkeit – in der Arbeitszeit.

Aufgrund des starken West-Ost-Gefälles gelte es aber auch, „Anreize für Arbeitskräfte zu schaffen, flexibler hinsichtlich ihres Arbeitsortes zu sein“. Hier könnten auch Förderungen zur Erhöhung der Mobilität von Arbeitssuchenden aus den östlichen Bundesländern in Richtung Westen dazu beitragen, den regionalen Mangel in der Branche zu mildern. Für die Arbeiterkammer Kärnten müsse sich die Branche zudem für die Jungen attraktiver machen, wie man gegenüber ORF.at betont.

Erhöhung der Saisonkontingente gefordert

Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, bedürfe es mehrerer Maßnahmen, um die Arbeit im Tourismus attraktiver zu machen. Beim Fachverband der Hotellerie fordere man daher unter anderem eine Erhöhung des Saisonkontingents auf 6.000 Plätze (derzeit. 4.287), Erleichterungen bei Stammsaisoniers, einfachere Rahmenbedingungen für die Beschäftigung von Aushilfskräften sowie steuerliche Erleichterungen bei Mitarbeiterwohnungen.

Küche liefert bestellt Gerichte
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Besonders die Suche nach Köchinnen und Köchen ist in der Tourismusbranche herausfordernd

Aus dem Tourismusstaatssekretariat heißt es, eine Erhöhung des Saisonkontingents sei derzeit nicht geplant. In den Saisonmonaten könne das Kontingent um 50 Prozent überschritten werden. Auch verweist man auf das 2022 gestartete System, das Saisonniers nach drei Saisonen zum Stammsaisonier werden ließe und in dem diese nach zwei weiteren Saisonen zum Stammmitarbeiter werden könnten, was einem Status der Rot-Weiß-Rot-Karte entspräche.

Seilbahnen profitieren von „Rückkehrern“

Auch in der Seilbahnbranche führt man den Personalmangel primär auf die demografische Entwicklung und einen (auch dadurch bedingten) Fachkräftemangel zurück. In dieser Saison zeige sich aber im Vergleich zu den letzten beiden Jahren eine leichte Entspannung.

Zurückzuführen sei das vor allem auf „‚Rückkehrer‘, die während der Pandemie in andere Branchen (vor allem in die Bauwirtschaft) gewechselt sind, nun aber wieder bei der Seilbahn arbeiten wollen“, hieß es vom Fachverband der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer auf Anfrage von ORF.at.

Seilbahn in Obertauern
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Bei den Seilbahnen zeigt sich trotz Personalmangels eine leichte Entspannung im Vergleich zu den beiden letzten Jahren

Personal werde jedoch trotzdem noch gesucht, allen voran höher qualifizierte Berufe in der Betriebsleitung, Betriebselektrik sowie Schlosserei und Buchhaltung. Mehr Probleme gebe es bei Seilbahnunternehmen, die auch Gastronomie betreiben: Auch hier stelle sich die Suche nach Köchinnen und Köchen als oft sehr schwierig da.

Lehrlingszahlen erfreulich

Eine positive Entwicklung gebe es im Zusammenhang mit dem Lehrberuf Seilbahntechnik. Hier hätten im Schuljahr 2021/22 schon um 20 Prozent mehr mit der Ausbildung begonnen als im Jahr davor, in diesem Schuljahr seien es sogar noch einmal um 30 Prozent mehr, hieß es vom Fachverband der Seilbahnen.

Auch im Tourismus sehe man weiterhin eine hohe Nachfrage bei den Lehrlingsstellen. Die meisten Lehrberufe in der Branche befänden sich zudem seit Jahren unter den Top-Ten-Lehrberufen, zeigten sich der Fachverband der Hotellerie und das Tourismusstaatssekretariat erfreut.

In Letzterem zeigt man sich für die aktuelle Saison zuversichtlich: Die Buchungslage sei gut, und man gehe davon aus, wieder an das Nächtigungsniveau von vor der Pandemie anknüpfen zu können. 2019 lag dieses bei rund 72,9 Mio. Nächtigungen, im vergangenen Jahr bei rund 69,3 Mio. Nächtigungen. Und auch bei den Seilbahn- und Schleppliftbetrieben ist man aufgrund der ergiebigen Schneefälle optimistisch.