Generalsekretär der Vereinten Nationen Antonio Guterres
APA/AFP/Andrea Renault
Kurs auf „totale Katastrophe“

Drastische Warnungen zu COP-Auftakt

Zum Auftakt der Weltklimakonferenz (COP28) in Dubai folgt eine drastische Warnung auf die andere. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres warnte vor einer „totalen Katastrophe“, wenn die Menschheit ihren derzeitigen Kurs beibehalte, auch UNO-Klimachef Simon Stiell warnte vor tödlichen Konsequenzen. Viele umstrittene Themen stehen auf der Agenda, trotzdem hofft man auf Fortschritte, was die internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen die Klimakrise angeht.

In einem ersten Beschluss der COP28 wurde die Arbeitsfähigkeit des Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden hergestellt. Dieser wurde schon im Vorjahr vereinbart und wird nun umgesetzt. Der Fonds soll besonders stark gefährdeten Staaten bei klimabedingten Schäden und Verlusten (Loss and Damage) helfen. Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate sagten überraschend 200 Millionen US-Dollar (etwa 180 Mio. Euro) zu.

Auch Großbritannien, die USA und Japan machten finanzielle Zusagen. Durch das Vorpreschen stehen nun die weiteren rund 160 Staats- und Regierungschefs, die in den kommenden Tagen auf der Klimakonferenz sprechen werden, unter Zugzwang. Gastgeber Ahmed al-Dschaber bezeichnete es als „historisch“ und „phänomenal“, dass direkt zu Beginn der Konferenz diese Entscheidung getroffen worden sei. Er rief auch andere Staaten auf, Zusagen zu machen.

Appelle zu Ausstieg aus fossiler Energie

Nach Ansicht von Guterres müsse sich die Welt zu einem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen verpflichten. „Natürlich bin ich sehr für einen Text, der den Ausstieg beinhaltet“, so Guterres. „Ich glaube, es wäre schade, wenn wir bei einem vagen und unverbindlichen ‚Herunterfahren‘ bleiben würden, dessen wirkliche Bedeutung für niemanden offensichtlich wäre“, sagte Guterres weiter. Er räumte jedoch ein, dass Länder nicht von heute auf morgen aufhören könnten, fossile Brennstoffe zu nutzen.

Auch Stiell warnte in seiner Rede am Donnerstag die Vertreter von knapp 200 Staaten vor den tödlichen Konsequenzen der Erderwärmung. „Wenn wir nicht den endgültigen Ausstieg aus der fossilen Ära einläuten, leiten wir unseren eigenen endgültigen Niedergang ein. Und wir billigen zugleich, das mit Menschenleben zu bezahlen.“

Er kündigte an, das UNO-Klimasekretariat (UNFCC) werde alle in den kommenden zwei Wochen gemachten Zusagen und angekündigten Initiativen im Auge behalten. „So können wir sicherstellen, dass unsere Versprechen dem Planeten dienen – auch wenn die Kameras lange aus sind.“

Van der Bellen sagte kurzfristig ab

Aus Österreich wäre Bundespräsident Alexander Van der Bellen zum Auftakt nach Dubai gereist, wo er neben seiner offiziellen Rede auch zu einem Gespräch mit Guterres zusammentreffen sollte. Krankheitsbedingt musste Van der Bellen seine Teilnahme kurzfristig absagen, hieß es von der Präsidentschaftskanzlei am Donnerstag.

Weltklimakonferenz COP28 eröffnet

Am Donnerstag hat in Dubai die UNO-Klimakonferenz (COP28) eröffnet. Aktuellen Berichten zufolge ist die Welt weit davon entfernt, die 2015 in Paris vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen. Viele umstrittene Themen stehen auf der Agenda.

Österreichische Prioritäten in Dubai

Vonseiten der Regierung werden Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) vertreten sein. Brunner wird bereits ab Freitag für den österreichischen Ansatz des „Green Budgeting“ werben, also die Sammlung von Daten über die ökologische Wirkung von Maßnahmen, um künftige Budgetentscheidungen darauf abstimmen zu können.

Weltklimakonferenz

Bei der Conference of the Parties (COP) kommen die EU und die 197 beteiligten Staaten zusammen, die 1992 in Rio de Janeiro die UNO-Rahmenkonvention zum Klimawandel unterzeichnet haben. Die COP findet jährlich in einer anderen Stadt statt, die zweiwöchigen Verhandlungen dienen der Formulierung eines Beschlusstextes.

Gewessler reist mit ihrem Team von 7. bis 14. Dezember nach Dubai – der Rückflug ist erst zwei Tage nach dem offiziell angesetzten Ende geplant, weil es in den vergangenen Jahren stets zu großen Verzögerungen beim Finalisieren des Abschlusstextes gekommen ist. „Ich bin realistisch – ambitionierte Einigungen werden heuer nicht einfach“, sagte Gewessler vor ihrer Abreise.

Beim schnelleren Ausbau von erneuerbaren Energien und dem Ziel von mehr Energieeffizienz sei Gewessler deutlich zuversichtlicher. Doch das reiche nicht aus. Ihr Motto laute: „Rein in das Zeitalter der grünen Energie – aber auch raus aus dem Zeitalter von Öl, Gas und Kohle.“

Dafür wolle sie sich einsetzen. Insgesamt umfasst die österreichische Delegation über 40 Personen. Neben Expertinnen und Experten der Ministerien sind auch Wissenschaftler, Mitglieder von Interessensvertretern, NGOs und Jugenddelegierte in Dubai. Die Delegation wird heuer erstmals von Cornelia Jäger geleitet: Jäger folgte auf Helmut Hojesky, der nach 27 COPs in Pension ging.

Kritik an Gastgeberland Dubai

Dass mit Dschaber der Chef des emiratischen Ölkonzerns ADNOC die COP-Präsidentschaft übernommen hat, erregte viel Kritik. Andere sehen darin eine Chance, mit allen Beteiligten über eine Energiewende zu sprechen. Der künftige Umgang mit fossilen Energieträgern wird in jedem Fall auch in Dubai wieder viel Diskussionsstoff liefern.

Die emiratische COP-Präsidentschaft hat dazu konkrete Vorstellungen. Bereits bis 2030 sollen demnach weltweit der Ausbau der erneuerbaren Energien verdreifacht und die Energieeffizienz sowie die Produktion von grünem Wasserstoff verdoppelt werden.