Menschen vor einem Schaufenster beim Einkauf im Advent
APA/Ingrid Kornberger
Vergleich mit Euro-Zone

Österreich kämpft weiter mit hoher Inflation

Während die Inflation im Euro-Raum weiter sinkt und laut Eurostat-Schätzung im November nur noch 2,4 Prozent betragen hat, liegt die Teuerungsrate in Österreich laut Schnellschätzung der Statistik Austria bei 5,4 Prozent. Der auf europäischer Ebene vergleichbare Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) stieg im Jahresabstand um 4,9 Prozent. Auch gegenüber Oktober stieg das Preisniveau in Österreich.

Während die Inflation von 5,4 Prozent genauso hoch ist wie im Oktober, gab es zuletzt etwa in Deutschland einen positiven Trend: Dort wurde die November-Inflation vor wenigen Tagen auf 3,2 Prozent geschätzt, nach 3,8 Prozent im Oktober. Damit konnte der niedrigste Stand seit rund zweieinhalb Jahren verbucht werden. Der Rückgang fiel stärker aus als von Fachleuten prognostiziert.

Auch im Euro-Raum setzt die Inflation ihren Rückgang stärker als erwartet fort. Die Gründe liegen in der schwachen Konjunktur und den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Mit den geschätzt 2,4 Prozent wurde die niedrigste Inflationsrate seit Juli 2021 verzeichnet. Fachleute rechnen damit, dass die Teuerung weiter rückläufig bleibt.

Statistik Austria: Trend „vorerst unterbrochen“

In Österreich hingegen sei der Trend sinkender Inflationsraten, der seit Anfang des Jahres zu beobachten war, „vorerst unterbrochen“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas laut aktueller Mitteilung. Der Grund sei, „dass die Haushaltsenergiepreise deutlich weniger dämpfend auf die allgemeine Inflation wirken als in den Monaten davor. Darüber hinaus gab es im November einen deutlichen Preisauftrieb bei Pauschalreisen“, so Thomas.

Grafik zur Inflationsentwicklung in Österreich
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

Dritthöchste Inflationsrate in Euro-Zone

Österreich hat nach der Slowakei und Kroatien die dritthöchste Inflationsrate in der Euro-Zone. In Belgien etwa setzte sich hingegen der Trend zu günstigeren Preisen fort: Die Rate lag dort im November bei minus 0,7 Prozent nach minus 1,7 Prozent im Oktober. Auch Italien (0,7 Prozent) und Finnland (0,8 Prozent) wiesen sehr niedrige Teuerungsraten auf. Die höchsten Raten wurden in der Slowakei (6,9 Prozent) und Kroatien (5,5 Prozent) gemessen.

Als Frühindikator für die Inflation gelten oft die Erzeugerpreise – wenn die Kosten für die Herstellung von Gütern steigen, neigen Unternehmen dazu, diese erhöhten Kosten an Verbraucher und Verbraucherinnen weiterzugeben, was zu einem Anstieg der Verbraucherpreise führt.

Im Oktober waren die Erzeugerpreise laut aktueller Veröffentlichung der Statistik Austria um 4,0 Prozent niedriger als im Oktober 2022. Im September hatte die Jahresveränderungsrate minus 3,8 Prozent betragen, im August minus 2,4 Prozent.

Brunner verweist auf positiven Aspekt

Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) betonte in seiner Reaktion auf die Schnellschätzung den positiven Aspekt: „Der deutliche Rückgang der Inflation seit Jahresbeginn ist sehr erfreulich. Mit 5,4 Prozent hat sich die Inflation seit dem Höchststand im Jänner halbiert und liegt unter dem Wert vor Ausbruch des Ukraine-Krieges“, so Brunner. Trotz Krisen sei die Kaufkraft in Österreich gestärkt worden, und man habe Entlastungen wie die Abschaffung der kalten Progression umgesetzt.

SPÖ-Klubobmann Philip Kucher reagierte hingegen „alarmiert“: Die Inflation in Österreich sei nach wie vor die höchste in Westeuropa. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau seien die Mieten in Österreich um bis zu 25 Prozent gestiegen, die Energiekosten um 61 Prozent und die Lebensmittelpreise um 23 Prozent. FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz warf der Koalitionsregierung vor, nichts gegen die hohen Energiekosten zu unternehmen. NEOS-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker sagte, die Bundesregierung befeuere die Teuerung mit ihren Maßnahmen laufend.