Goldbarren und Goldmünzen
Getty Images/Anthony Bradshaw
Kletternde Preise

Gold auf Gipfel, Bitcoin im Aufwind

Der Preis für Gold hat angesichts erwarteter Zinssenkungen der US-Notenbank Fed einen neuen Rekordwert erreicht – Montagfrüh übersprang er erstmals in seiner Geschichte die Schwelle von 2.100 Dollar. Wenig spricht dafür, dass die hohe Nachfrage bald nachlässt. Auch die Kryptowährung Bitcoin ist nach einem Absturz im vergangenen Jahr wieder im Aufwind.

In der Nacht auf Montag kostete eine Feinunze Gold (etwa 31,1 Gramm) 2.135 US-Dollar (1.963 Euro). Der bisherige Höchststand von 2.075 Dollar aus dem Sommer 2020 wurde damit klar übertroffen. Am Vormittag gab der Preis wieder etwas nach. Getrieben wird der Preis für das Edelmetall schon seit Oktober von der Aussicht, dass der Zinsgipfel in den USA, aber auch im Euro-Raum, erreicht sein dürfte.

Zuletzt hatten sogar die Hoffnungen zugenommen, dass es schon in wenigen Monaten zu einer ersten Leitzinssenkung durch die US-Notenbank Fed kommen könnte, falls die Inflation weiter nachlässt. Eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitag hatte den Zinserwartungen der Anleger weitere Nahrung gegeben. Er hatte zwar die Bereitschaft der Fed wiederholt, den Zins notfalls weiter anzuheben, aber auch gesagt, dass die Geldpolitik schon recht restriktiv sei.

Fallende Zinsen machen Gold interessant

Mit der Erwartung perspektivisch fallender Leitzinsen wird Gold interessanter für Anleger und Anlegerinnen. Denn das Edelmetall wirft im Gegensatz etwa zu festverzinslichen Wertpapieren keine laufenden Erträge ab. Sinken die Zinserwartungen, wird auch der Nachteil fehlender Zinserträge kleiner, und Gold gewinnt an Attraktivität.

Grafik zum Goldpreis
Grafik: APA/ORF; Quelle: Bloomberg

Angetrieben wird die Goldnachfrage von einem weiteren Faktor: dem fallenden Wechselkurs des Dollar. Denn Gold wird international überwiegend in der US-Währung gehandelt. Fällt jedoch der Dollar-Kurs, wird der Golderwerb für Interessenten außerhalb des Dollar-Raums rechnerisch günstiger. Die Nachfrage nach dem Edelmetall wird durch diesen Wechselkurseffekt häufig angefacht, was auch den Goldpreis steigen lässt.

Starke Nachfrage der Zentralbanken

Als treibenden Faktor für den Goldpreis nennen Fachleute zudem die hohe Nachfrage von Zentralbanken. Jüngste Daten zeigten, dass allein die chinesische Zentralbank in diesem Jahr ihre Goldbestände um fast 250 Tonnen erhöht habe, heißt es von der Dekabank. Nach Angaben der Interessenorganisation World Gold Council belaufen sich die Käufe von Notenbanken in diesem Jahr auf bisher 800 Tonnen. Das seien um 14 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Rekordpreis für Gold

Der Goldpreis hat ein neues Rekordniveau erreicht. Eine Feinunze Gold kostete zeitweise mehr als 2.100 US-Dollar.

Sollten sich die Anzeichen für niedrige Zinsen verdichten, dürfte das Gold auch im kommenden Jahr im Höhenflug bleiben, sagen Fachleute. Zudem zählt das Edelmetall traditionell als Inflations- und Krisenschutz, da ihm ein hoher und vergleichsweise stabiler Eigenwert zugesprochen wird. Anlässe für eine hohe Nachfrage nach sicheren Anlagen bieten die vielen internationalen Krisen zuhauf.

Aktien inflationsbereinigt klar im Vorteil

Wer auf großen Kapitalgewinn hofft, ist und bleibt bei Investitionen in Gold aber am falschen Platz. Der deutsche Börsenexperte Robert Rethfeld hielt dazu jüngst gegenüber Tagesschau.de fest: „Inflationsbereinigt läge Gold selbst bei einem Anstieg auf 2.300 Dollar noch bei seinem Hoch von 1980. Das ist eine Barriere, die Gold vorerst nicht durchstoßen wird.“ Sprich: „Wer 1980 als US-Anleger in Gold investierte, hat seither – US-inflationsbereinigt – keinen Gewinn erzielt.“ Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum hat der US-Aktienindex Dow Jones inflationsbereinigt um über 900 Prozent zulegen können.

Die Aussicht auf Zinssenkungen in den USA ließen auch Bitcoin erstmals seit April 2022 wieder kurzzeitig über die Marke von 42.000 Dollar springen. In der Spitze verteuerte sich die weltweit größte Kryptowährung um fast neun Prozent auf 42.162 Dollar (knapp 38.770 Euro). Noch vor rund einem Jahr war der Bitcoin-Kurs bis auf fast 15.000 Dollar gefallen. Damals hatten unter anderem Turbulenzen durch die Pleite der Kryptobörse FTX einen Kurssturz ausgelöst. Vom Rekordhoch von rund 69.000 US-Dollar im November 2021 ist Bitcoin aber noch weit entfernt.

Aussicht auf Bitcoin-Fonds beflügelt

Neben den Zinsspekulationen sorgte vor allem die Aussicht für Rückenwind, dass die US-Regulierungsbehörden bald börsengehandelte Bitcoin-Fonds (ETFs) zulassen könnten. Ein solcher Schritt würde Investitionen in die Währung deutlich vereinfachen und die Nachfrage entsprechend ankurbeln.