Ukraine löst Israel als Land mit höchster Militarisierung ab

Im Jahr nach dem russischen Angriff hat sich die Ukraine laut einer Studie zum am stärksten militarisierten Land der Welt entwickelt und den langjährigen Spitzenreiter Israel auf dem ersten Platz des globalen Militarisierungsindexes (GMI) abgelöst.

Das geht aus dem GMI 2023 hervor, den das Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC) gestern veröffentlichte. Beim GMI werden der Militärapparat und die zivile Gesellschaft eines Staates zueinander in Beziehung gesetzt.

Gegenrechnung mit BIP

Dafür gewichtet das BICC zum Beispiel die Militärausgaben und Zahl der Soldaten und Soldatinnen sowie schweren Waffen eines Staates im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und weiteren zivilen Indikatoren. In den GMI fließen die neuesten verfügbaren Daten ein – für die aktuelle Erhebung stammen diese meist aus dem Jahr 2022, der Gaza-Krieg schlägt sich also noch nicht darin nieder. Israel war seit 2007 durchgehend an der Spitze des jährlich erhobenen Indexes.

Insgesamt habe die Zahl der schweren Waffen und die Aufrüstung weltweit zugenommen, hieß es in der Studie. Der Militarisierungsgrad sei im Schnitt aber gesunken, weil die Bevölkerung bzw. das BIP vieler Staaten wuchsen. Die Militärausgaben in West- und Zentraleuropa seien 2022 um 13 Prozent angestiegen. Das bedeute laut Studie den größten Anstieg seit Ende des Kalten Kriegs.

Hinter der Ukraine und Israel folgen in den Top Ten des GMI mit Armenien (Platz drei), Aserbaidschan (Platz neun) und Russland (Platz zehn) drei weitere postsowjetische Staaten. Das weise auf das hohe Konfliktpotenzial und die sich verändernden Macht- und Bündniskonstellationen in diesem Raum hin, sagte Studienautor Markus Bayer.

Russland habe seine Militärausgaben deutlich von 66 auf knapp 72 Milliarden US-Dollar gesteigert, hieß es in der Studie weiter. Unterm Strich komme wegen der „massiven Verluste an Menschen und Material“ aber ein niedriger Militarisierungsgrad heraus.