Wirecard-Prozess: Anwalt hat noch Kontakt mit Marsalek

Der untergetauchte Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, ein gebürtiger Österreicher, hat zu seinem Münchner Rechtsanwalt nach dessen Angaben weiterhin Kontakt. Im Strafprozess gegen den früheren Wirecard-Chef Markus Braun, ebenfalls Österreicher, vor dem Landgericht München kündigte Marsaleks Strafverteidiger Frank Eckstein heute als Zeuge an, er werde noch im Dezember mit seinem Mandanten Rücksprache halten, um eine Frage des Gerichts zu klären.

Detaillierte Auskünfte lehnte Eckstein ab. Denn Marsalek habe ihn von seiner gesetzlichen Schweigepflicht als Rechtsanwalt nicht befreit.

Schlüsselfigur im Wirecard-Skandal

Marsalek, dem Kontakte zu russischen Geheimdiensten nachgesagt werden, gilt im Wirecard-Skandal als Schlüsselfigur. Er hatte sich kurz vor dem Zusammenbruch des Finanztechnologiekonzerns vor dreieinhalb Jahren abgesetzt und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht.

Im Juli des laufenden Jahres hatte sich der Österreicher mit einem von Eckstein verfassten Schreiben überraschend in den Münchner Prozess eingeschaltet und damit das erste bekannt gewordene Lebenszeichen seit seiner Flucht gesendet. Brauns Anwälte sehen den früheren Wirecard-Chef durch Angaben in dem Brief entlastet.

Rücksprache „vor Weihnachten“

Heute wollte der Vorsitzende Richter Markus Födisch von Eckstein wissen, ob Marsalek mit einer vollständigen Verlesung des Schreibens in der Gerichtsverhandlung einverstanden sei. „Da muss ich mit meinem Mandanten Rücksprache halten“, sagte Eckstein.

Auf die Frage des Richters, wann er dem Gericht das Ergebnis seiner Rücksprache mitteilen könne, antwortete der Anwalt: „Vor Weihnachten.“ Födisch verabschiedete Eckstein daraufhin mit Zustimmung der übrigen Prozessbeteiligten bereits nach wenigen Minuten.