Menschen auf der Mariahilfer Straße
ORF.at/Roland Winkler
Eurobarometer

Ablehnung der EU in Österreich weiter groß

Die Österreicherinnen und Österreicher stehen der EU nach wie vor besonders ablehnend gegenüber. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Eurobarometer-Umfrage bewerten nur 42 Prozent die Mitgliedschaft in der EU positiv, 22 Prozent sehen sie als etwas Schlechtes. Das ist der jeweils niedrigste beziehungsweise höchste Wert unter allen 27 EU-Mitgliedsstaaten.

Von allen befragten EU-Bürgern und -Bürgerinnen sehen 61 Prozent die Mitgliedschaft ihres Landes als eine gute Sache. Nur leicht besser als in Österreich sind die EU-Zustimmungswerte in Italien (43 Prozent) und Tschechien (44 Prozent). Am höchsten ist die Zustimmung in Luxemburg mit 86 Prozent. Insgesamt wurden für diese Eurobarometer-Umfrage 26.523 Menschen über 15 Jahre in der gesamten EU befragt.

Immerhin 55 Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher meinen, dass die EU-Mitgliedschaft dem Land in Summe genutzt hat – auch das der niedrigste Wert in ganz Europa. In Litauen, Irland, Luxemburg und Malta lag dieser Wert bei jeweils über 90 Prozent.

Österreicher sehen sich von EU im Alltag beeinflusst

Die Auswirkungen der Entscheidungen, die in Brüssel, Straßburg und Luxemburg gefällt werden, spüren die Österreicherinnen und Österreicher dennoch. Fast drei Viertel der Befragten hierzulande gaben an, dass die EU ihren Alltag beeinflusse. In der gesamten EU sahen das 70 Prozent so.

Grafik zum Eurobarometer
Grafik: APA/ORF; Quelle: Eurobarometer

Die Umfrage des EU-Parlaments wurde auf den Tag genau sechs Monate vor der Europawahl veröffentlicht. Die Wahrscheinlichkeit, wählen zu gehen, sei gegenüber dem letzten Urnengang gestiegen – sowohl in der EU als auch in Österreich. Mit 68 bzw. 66 Prozent wird hier die wahrscheinliche Beteiligung errechnet.

Das entspricht dem Anteil der Befragten, die ihre persönliche Wahrscheinlichkeit, wählen zu gehen, auf einer Skala von eins bis zehn mit sieben oder mehr angeben. Bei der letzten EU-Wahl im Jahr 2019 betrug die Wahlbeteiligung in Österreich knapp 60 Prozent.

Nur 38 Prozent für stärkere Rolle des EU-Parlaments

Eine höhere Wahlbeteiligung heißt aber nicht, dass sich die Wählerinnen und Wähler eine stärkere Rolle des EU-Parlaments wünschen. In Österreich tun das nur 38 Prozent der Befragten gegenüber 39 Prozent, die sich eine weniger wichtige Rolle der europäischen Volksvertretung wünschen.

Der Rest teilt sich auf die Antwortmöglichkeiten „Gleichbleibende Rolle“ und „Weiß nicht“ auf. Noch ablehnender äußerten sich die Befragten in Estland, Dänemark und Tschechien. In Zypern wünschen sich hingegen 86 Prozent mehr Gewicht für das Europaparlament.

Den höchsten Wert (77 Prozent) hatte Zypern auch bei der Frage, ob sich der eigene Lebensstandard verschlechtert habe und ob man davon ausgehe, dass er weiter sinken werde. In Österreich bejahten 44 Prozent der Befragten das.

Gamon: „Alarmierend, aber nicht besonders überraschend“

NEOS-Europaabgeordnete Claudia Gamon bezeichnete die Umfragewerte für Österreich als „alarmierend, aber nicht besonders überraschend“. Es brauche in den kommenden Jahren Menschen, die für die europäischen Werte mit vollem Einsatz kämpften.

„Deshalb laden wir alle, die Europa entscheidungsfähiger, handlungsfähiger und nicht zuletzt auch verteidigungsfähiger machen wollen, ein, bei unserer offenen Vorwahl für einen Platz auf unserer Liste für die EU-Wahl am 9. Juni zu kandidieren.“ Gamon: „Wir haben die Verantwortung, nicht die letzte Generation Europa zu sein.“