Warnstreik im Handel vor einer Thalia Filiale in Wien
APA/Georg Hochmuth
Proteste am Feiertag

KV-Verhandlungen in fünfter Runde gescheitert

Die Kollektivvertragsverhandlungen im Handel sind am Donnerstag auch nach stundenlangen Verhandlungen in der fünften Runde ohne Abschluss geblieben. Das gab Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), am Abend bekannt.

Nach Angaben Trefeliks hatten Verhandler der Arbeitnehmerseite ihre Forderung zuletzt von 9,4 Prozent plus 15 Euro auf 9,4 Prozent herabgesetzt. Auf das Angebot der Arbeitgeber für eine Erhöhung der Gehälter um acht Prozent ohne soziale Staffelung habe man sich aber nicht einlassen wollen, erklärte die Gewerkschaft GPA gegenüber der APA.

Dem Handel steht mit dem verkaufsoffenen Marienfeiertag und dem zweiten Einkaufssamstag im Advent ein potenziell besonders umsatzträchtiges, verlängertes Einkaufswochenende bevor. Die Gewerkschaft hatte vor der fünften Runde für den Fall des neuerlichen Scheiterns Warnstreiks und Proteste für die kommenden Tage angekündigt.

Handel: Keine Einigung in fünfter Runde

Die Kollektivvertragsverhandlungen im Handel sind auch nach stundenlangen Verhandlungen in der fünften Runde ohne Abschluss geblieben. Der Gewerkschaft ist das Angebot, das von sechs Prozent auf ein Lohn- und Gehaltsplus von acht Prozent erhöht wurde, zu wenig.

Kundgebungen in Wien und Linz

Am Freitag wollte die Gewerkschaft eine Kundgebung auf dem Wiener Reumannplatz abhalten. Auch auf dem Schillerplatz in Linz wollte man demonstrieren. Am Samstag sollen Aktionen in den anderen Landeshauptstädten folgen.

Beim Handels-KV geht es um die Gehälter von 430.000 Angestellten und Lehrlingen. Es ist der zweitgrößte Kollektivvertrag in Österreich. Die Gewerkschaft pocht auf ein Plus von zumindest der Höhe der Jahresinflation. Das wären 9,2 Prozent. Die Arbeitgeber boten zuvor sechs Prozent sowie eine einmalige Prämie von 1.000 Euro.

Gegenseitige Schuldzuweisung für Scheitern

„Für einen Kompromiss braucht es immer zwei. Wir sind mehrmals einen Schritt auf die Gewerkschaft zugegangen, doch auf der anderen Seite gab es kaum Bewegung“, so Trefelik. Der Handel sei von Insolvenzen stärker betroffen als andere Branchen, ergänzte der Handelsverband. „Es profitieren nur die großen Onlinehändler aus Drittstatten. Die zahlen aber hierzulande kaum Steuern, bilden keine Lehrlinge aus und finanzieren auch nicht unsere Sozialtöpfe. In Wahrheit ist das ein Schuss ins Knie der Gewerkschaft und der Arbeiterkammer“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Seitens der Gewerkschaft bestätigte man zwar, dass die Arbeitgeber von der Einmalzahlung statt einer entsprechenden Erhöhung abgerückt seien. Allerdings habe sich auch die Gewerkschaft sehr wohl bewegt, sagte Helga Fichtinger, stellvertretende Leiterin der Abteilung Interessenvertretung – Branchen- und Kollektivvertragspolitik in der GPA. Die Vorschläge der Gewerkschaft, niedrigere Gehälter stärker anzuheben oder die KV-Erhöhung über Zeit abzugelten, seien nicht angenommen worden.

Sieben Prozent Plus im Vorjahr

Im Vorjahr lag die als Verhandlungsbasis für den Handels-KV herangezogene rollierende Inflation bei 6,9 Prozent. Nach fünf Verhandlungsrunden und einer Streikdrohung einigten sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter auf ein Gehaltsplus von 7,0 Prozent und mindestens 145 Euro ab 1. Jänner 2023.

Damit belief sich die durchschnittliche Erhöhung der Gehälter laut Gewerkschaft auf 7,3 Prozent. Bei den Mindestgehältern betrug die Erhöhung bis zu 8,7 Prozent. Das Vollzeiteinstiegsgehalt für Handelsangestellte liegt seitdem bei monatlich 1.945 Euro brutto (1.535 Euro netto).