Flaggen verschiedener Staat bei der UNO-Klimakonferenz vor der Expo City in Dubai
Reuters/Amr Alfiky
COP28

Kein Land tut genug für Klimaschutz

Kein Land tut genug für den Klimaschutz: Das ist ein Zwischenfazit der UNO-Weltklimakonferenz COP 28 und dem am Freitag dort veröffentlichten Klimaschutzindex 2024. Platz eins bis drei bleiben deshalb leer. Österreich belegt denselben Platz im Mittelfeld des Index wie im letzten Jahr und ist von einer Vorreiterrolle ziemlich weit weg.

Trotz der immer deutlicher spürbaren Auswirkungen des Klimawandels unternehmen zahlreiche Länder viel zu wenig, um die Erderwärmung zu bremsen, wie der aktuelle Climate Change Performance Index (CCPI), der bei der COP28 in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) veröffentlicht wurde. Die Konferenz ging am Freitag in die zweite und entscheidende Verhandlungswoche.

Österreich rangiert in dem Ranking – wie im letzten Jahr auch – auf Platz 32 zwischen Kolumbien (31) und Lettland (33). Dänemark belegt als Bestplatzierter Rang vier, gefolgt von Estland. Auf den letzten drei (von 67) Plätzen liegen die großen Erdölexporteure VAE als Gastgeber der COP28, Iran und Saudi-Arabien. Der Index wird jährlich von der Umweltschutz- und Entwicklungsorganisation Germanwatch berechnet.

Drei leere Spitzenplätze

Selbst bisherige Vorreiter in Sachen Klimapolitik „scheinen heute weiter vom Erreichen der Pariser Klimaziele entfernt zu sein als in den vergangenen Jahren“, warnte Mitautor Niklas Höhne vom deutschen NewClimate Institute.

Aktivisten „reanimieren“ einen aufblasbaren Globus bei einer Protestaktion bei der UNO-Klimakonferenz in Dubai
AP/Peter Dejong
Eine symbolische Reanimation der Erde bei der COP28 in Dubai

Weil laut den Studienautoren keines der 63 untersuchten Länder genug für eine sehr gute Gesamtwertung getan hat, bleiben die ersten drei Plätze des Index wie schon in den vergangenen Jahren leer. Erstmals seit dem ersten CCPI im Jahr 2005 bekam in der Teilbewertung „Klimapolitik“ kein einziges Land die Note gut.

Österreicher keine Energiesparer

Österreich liegt mit Platz 32 von 67 insgesamt im Mittelefeld des Rankings, dasselbe gilt für die Kategorien Treibhausgasemissionen, Erneuerbare Energie und Klimapolitik. Die Leistungen in der Kategorie Energieverbrauch seien eher schwach.

Österreich bei Klimaschutz nur Mittelmaß

Kein Land tut genug für den Klimaschutz: Das ist ein Zwischenfazit der UNO-Weltklimakonferenz COP 28 und dem am Freitag dort veröffentlichten Klimaschutzindex 2024. Platz eins bis drei bleiben deshalb leer. Österreich belegt denselben Platz im Mittelfeld des Index wie im letzten Jahr und ist von einer Vorreiterrolle ziemlich weit weg.

Für den Index werden 63 Länder und die EU, gemeinsam verantwortlich für rund 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, bezüglich ihrer Anstrengungen für den Klimaschutz verglichen. In den vier Kategorien werden 14 Indikatoren berücksichtigt. Mit 40 Prozent ist am stärksten die Kategorie Treibhausgasemissionen gewichtet, die anderen drei mit jeweils 20 Prozent.

„Zum glaubwürdigen Vorreiter fehlt noch sehr viel“

„Österreich hat in einzelnen Bereichen Fortschritte gemacht, aber zum glaubwürdigen Vorreiter fehlt noch sehr viel. Bund und Länder sind in allen Bereichen massiv gefordert“, hieß es von der Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF).

Besonders schlecht schneide Österreich beim Kriterium sparsame Energienutzung ab. Außerdem fehlten ein Klimaschutzgesetz (das wird auch im Index betont) und ein Ausstieg aus der Subventionierung fossiler Brennstoffe. Ausdrücklich gelobt würden hingegen das Klimaticket, der Einstieg in die CO2-Bepreisung, die Bahnoffensive und die Unterstützung für Erneuerbare Energien.

„Überfälliges“ Klimaschutzgesetz

Österreich bleibe mit der abgeschlagenen Platzierung weiter hinter Staaten wie Portugal, Deutschland oder Brasilien zurück, kritisierte die Umweltschutzorganisation Greenpeace und forderte von der ÖVP-Grünen-Koalition, „ihr letztes Regierungsjahr zu nutzen, um das überfällige Klimaschutzgesetz zu beschließen und ein Ende der Öl- und Gasförderung in Österreich gesetzlich zu verankern“.

Wolkenkratzer rund um einen Teich in Downtown  Dubai
IMAGO/xnk87x
Gastgeber Dubai liegt auf dem drittletzten Platz des Index und geht nicht sonderlich sparsam mit Ressourcen um

Für Österreich verhandelt bei der COP28 Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). Sie beurteilte das Ranking Österreichs dahingehend, dass in der Koalition mit der ÖVP beim Klimaschutz trotzdem mehr als in vielen Jahren davor weitergebracht worden sei, „aber es ist eine Aufgabe von Jahrzehnten, die daher nicht in ein paar Jahren gelöst werden kann“.

Energiewende als „Grund zur Hoffnung“

International betrachtet gibt der Untersuchung zufolge ein weltweiter Boom der erneuerbaren Energien, Batterien, Wärmepumpen und Elektromobilität „Grund zur Hoffnung“. „Noch nie wurden weltweit so viele Kapazitäten installiert wie 2022“, heißt es. Dieser Zuwachs müsse nun aber auch „exponentiell weitergehen, um die nach wie vor dominanten fossilen Energieträger zurückzudrängen“.

Bei der Konferenz appellierte Gastgeber Präsident Sultan Ahmed al-Dschaber an die Teilnehmerstaaten, in der zweiten Woche Anstrengungen in den Verhandlungen zu unternehmen. „Bitte, lasst uns die Arbeit beenden“, sagte Dschaber. Die Welt habe „die Chance auf einen Paradigmenwechsel“.

Knackpunkt Erdöl und Gas

Die Berichtsautorinnen und -autoren erhoffen sich von der Weltklimakonferenz in Dubai einen „Schub beim notwendigen Klimaschutz“. Dazu müssten die Verhandlungsteams aus fast 200 Staaten aber „bindende Beschlüsse“ fassen für eine Verdreifachung der weltweiten Erneuerbaren-Kapazitäten und eine Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030 sowie eine Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 insbesondere durch ein Zurückfahren der Nutzung von fossilen Energieträgern wie Erdöl und Kohle.

Ein Bekenntnis zum weltweiten Ausstieg aus fossilen Energien ist ein entscheidender Streitpunkt, der die zweite Verhandlungswoche bestimmen wird. Offiziell soll die Konferenz, die am 30. November begonnen hatte, am Dienstag enden. Ein Überziehen wie in den Vorjahren ist aber nicht ausgeschlossen.

Aserbaidschan könnte nächste COP ausrichten

Im Streit über den Vorsitz der nächsten Weltklimakonferenz 2024 zeichnet sich unterdessen Aserbaidschan als führender Kandidat ab. Nachdem die Regierung in Baku eine Übereinkunft mit dem Rivalen Armenien bekanntgegeben hatte, zog Bulgarien die eigene Bewerbung zurück. Der Sprecher des Außenministeriums von Aserbaidschan, Aichan Hajisada, sagte, die meisten osteuropäischen Staaten stünden hinter seinem Land.