Meta-Threads-Logo auf Bildschirm
Reuters/Dado Ruvic
Konkurrenz zu X

Instagrams Threads-App nun in EU verfügbar

Im anhaltenden Chaos rund um Elon Musks Kurznachrichtendienst X (Twitter) ist nun auch in Europa eine weitere Alternative auf dem Markt: Threads, das zu Instagram und Meta gehört, hat offenbar Bedenken wegen EU-Regeln ausräumen können und ist seit Donnerstagmittag auch hierzulande verfügbar. Das könnte den Druck auf Musks Plattform zusätzlich erhöhen – auch, weil Threads nicht allein gegen X ankämpfen will.

Der Start in der EU kündigte sich in der vergangenen Woche an: Auf der Threads-Website war ein Countdown zu sehen, wer in Instagram nach „Threads“ suchte, bekam eine virtuelle Eintrittskarte für den Europa-Start um 12.00 Uhr angezeigt. Seit Mittag ist die App in Googles Play Store und im App Store von Apple verfügbar. Meta-Chef Mark Zuckerberg begrüßte die neuen Nutzerinnen und Nutzer in einem Posting auf der Plattform, die optisch dem Konkurrenten X sehr ähnelt.

Schon seit Juli war die App in über 100 Ländern verfügbar, die Konzernmutter Meta sprach zeitweise von über 100 Millionen Userinnen und Usern. Die hohe Nutzerzahl kommt daher, dass man direkt mit dem eigenen Instagram-Konto auch Threads nutzen kann. Die tatsächliche Nutzung des Kurznachrichtendienstes soll aber laut Marktbeobachtern in den vergangenen Monaten stark zurückgegangen sein.

Threads-App auf dem iPhone
IMAGO/NurPhoto/Jaap Arriens
Seit Donnerstagmittag ist Threads auch in Europa verfügbar

EU-Regeln wohl als Grund für Verzögerung

Die EU konnte am kurzlebigen Hype um Threads bisher jedoch gar nicht mitmischen – offenbar wegen Bedenken aufgrund der scharfen EU-Regeln im Hinblick auf große Plattformen. Der Konzern verwies auf „neue Digitalgesetze“, die den Start verzögerten – gemeint war damit wohl der Digital Services Act und der Digital Markets Act, die etwa die Verknüpfung von Nutzerdaten zwischen Instagram und Threads rechtlich problematisch machen.

Unklar ist bisher, welche Änderungen Meta konkret durchgeführt hat, um die App in Einklang mit den EU-Regeln zu bringen. Dass man Threads im Web auch ohne Anmeldung durchsuchen kann, könnte aber durchaus als Zugeständnis an die EU gelten. Anders als bei anderen Meta-Produkten betonte man von Beginn an, dass Threads eine offenere Plattform sein soll – so versprach man etwa auch die Möglichkeit, sich mit Nutzerinnen und Nutzern von Mastodon, einer weiteren X-Alternative, vernetzen zu können.

Engere Vernetzung mit Mastodon als Ass im Ärmel

Und tatsächlich dürfte das rechtzeitig zum EU-Start Realität werden: Wie The Verge am Mittwoch berichtete, sei es nun für manche User möglich, Threads-Konten von Mastodon aus zu folgen. Das Zusammenspiel von Threads und Mastodon sorgte vor allem unter Mastodon-Usern für hitzige Diskussionen: Viele zeigten sich skeptisch, was die Kooperation mit Meta anbelangt.

Mark Zuckerberg
AP/Godofredo A. Vásquez
Meta-Chef Mark Zuckerberg will Threads näher an andere Apps anbinden

Doch in turbulenten Zeiten in der Welt der Kurznachrichtendienste könnte der Zusammenschluss aus Threads- und Mastodon-Nutzern gemeinsam deutlich mehr Druck auf X ausüben. Musks Dienst kämpft seit der Neuübernahme und Umbenennung mit sinkenden Nutzerzahlen, Skandalen um antisemitische Postings und in der Folge flüchtenden Werbekunden. Auch die Einführung von Abomodellen für Zusatzfunktionen vergraulte zahlreiche User.

Auch Bluesky will Konkurrenz zu Musk sein

Viele von ihnen wichen erst auf Mastodon aus, wurden aber oft vom holprigen Anmeldeprozess abgeschreckt. Seit Kurzem übersiedeln einige, vor allem aus dem deutschsprachigen Raum, zu Bluesky, das so aussieht und sich so verhält wie Twitter vor der Übernahme von Musk, und damit Nostalgie weckt.

Doch gemessen an den Zahlen hat Threads, was die Positionierung im Konkurrenzkampf mit X anbelangt, die Nase vorne. Und dennoch wird es einiges benötigen, um Musks Kurznachrichtendienst gehörig ins Wanken zu bringen, ist X doch immer noch deutlich größer und wird aktiver genutzt.

X-App auf Smartphone
IMAGO/NurPhoto/Jakub Porzycki
X hat trotz Turbulenzen immer noch die Nase bei den Nutzerzahlen vorn

Keine Werbung und viele Fragezeichen

Unklar ist auch, was Meta mit Threads genau bezwecken will: Bisher ist die App komplett werbefrei. Und auch die aktive Vernetzung mit Diensten, die Bewusstsein für Datenschutz besitzen, also etwa Mastodon, passt eigentlich so gar nicht in das Bild des als „Datenkrake“ verschrienen Konzerns.

Das Timing für den EU-Start zeigt jedenfalls eines: Unabhängig von den Bedenken im Hinblick auf die EU-Regeln sieht Meta diesen Augenblick als Chance, sich mit Threads gegen X zu positionieren. Die Vernetzung mit Instagram und die optische Ähnlichkeit zu X helfen dabei sicher – damit man auch langfristig gegen Musks angeschlagenen Dienst bestehen kann, wird es aber wohl mehr als das brauchen.