dänischer Polizist mir Funkgerät
IMAGO/Dean Pictures/Francis Joseph Dean
Verbindung zu Hamas

Terrorverdächtige in Europa verhaftet

In Deutschland, den Niederlanden und Dänemark sind nach Angaben von Sicherheitsbehörden mehrere Terrorverdächtige festgenommen worden. Sie sollen Anschläge gegen jüdische Einrichtungen in Europa geplant haben. Deutschen und israelischen Angaben zufolge handelt es sich um Hamas-Anhänger.

Wie der deutsche Generalbundesanwalt in Karlsruhe am Donnerstag mitteilte, wurden drei Personen in Berlin und ein weiterer Verdächtiger in Rotterdam festgenommen. Sie seien der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung verdächtig. Den Ermittlungen zufolge sollten Waffen nach Berlin geschafft und für mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa bereitgehalten werden.

Die dänische Polizei teilte mit, in Dänemark und den Niederlanden seien mehrere Personen wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Anschlags festgenommen worden. Die dänische Polizei sprach von einem koordinierten grenzüberschreitenden Einsatz mit vier Festnahmen. Die Festnahmen in Dänemark sollen nach dänischen Angaben nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Fall in Deutschland stehen, hieß es.

„Netzwerk bereitete Terrorakt vor“

„Die Ermittlungen haben ergeben, dass ein Netzwerk von Personen einen Terrorakt vorbereitet hat“, sagte der Chef des dänischen Inlandsgeheimdiensts PET, Flemming Drejer, auf einer Pressekonferenz in Kopenhagen. Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einer „Hamas-Infrastruktur auf europäischem Boden“, die in Dänemark aufgedeckt worden sei, und von insgesamt sieben Verhaftungen. Netanjahus Büro bezog sich dabei auf den eigenen Auslandsgeheimdienst Mossad, der mit europäischen Diensten in engem Informationsaustausch steht.

Die nationalen Behörden der drei Länder hatten zunächst nicht mitgeteilt, im Auftrag welcher Terrororganisation die Verhafteten aktiv gewesen sein sollen. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete aber unter Berufung auf Ermittler, alle vier in Deutschland und den Niederlanden Verhafteten sollen seit Jahren Hamas-Mitglieder sein.

Der aus dem Libanon stammende Abdelhamid al-A. soll diesen Frühling von Hamas-Führungskadern angeleitet worden sein, Waffen ausfindig zu machen. Demzufolge sollten in einem unterirdischen Versteck lagernde Waffen nach Berlin gebracht und für mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa bereitgehalten werden. Alle vier Verdächtigen hätten sich an nicht näher ausgeführten „Auslandsoperationen“ der Terrorgruppe beteiligt. Und sie sollen eine „enge Anbindung“ zur Führung der Al-Kassam-Brigaden haben, dem militärischen Arm der Hamas.

Israel versucht, Westen zu überzeugen

Israel warnte seit dem Hamas-Überfall vom 7. Oktober den Westen wiederholt davor, den Angriff als Teil des israelisch-palästinensischen Konflikts zu sehen. Die Hamas sei schlimmer als die radikalislamische Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) und kämpfe nicht nur gegen Israel, sondern darüber hinaus auch gegen den westlichen, freiheitlichen und demokratischen Lebensstil.

Die Brutalität und Emotionalität, mit der viele Hamas-Kämpfer Israelis ermordeten, vergewaltigten und folterten, ist nicht nur laut israelischen Angaben selbst für islamistische Terrororganisationen außergewöhnlich. Zugleich versucht Israel, gegenüber dem Westen seine Sonderrolle in der Region herauszustreichen und auch angesichts wachsender Kritik an den vielen zivilen Opfern auf palästinensischer Seite sich weiter die Unterstützung Europas und der USA zu sichern.

Es wären die ersten Anschlagsvorbereitungen der Hamas in Deutschland, die bekanntwürden, sollte sich der Verdacht erhärten, so die „Süddeutsche“.

Koranverbrennungen erhöhten Risiko

Der dänische Geheimdienst hatte im August erklärt, dass sich die Bedrohungslage für Dänemark verschärft habe, nachdem islamfeindlichen Aktivisten im Sommer mehrere Koranexemplare beschädigt hatten. Die nun erfolgten Festnahmen und Razzien basierten auf intensiven Ermittlungen in enger Zusammenarbeit mit Partnern im Ausland, erklärte der PET-Chef. „Das ist eine äußerst ernste Angelegenheit“, sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen der Nachrichtenagentur Ritzau am Rande des EU-Gipfels in Brüssel.

Die niederländische Polizei teilte mit, dass ein 57-jähriger Mann in Rotterdam auf Ersuchen der deutschen Behörden im Rahmen einer deutsch-dänischen Untersuchung festgenommen worden sei. Die niederländische Terrorabwehr NCTV hat in dieser Woche die Bedrohungsstufe für das Land unter Verweis auf den Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinensergruppe Hamas im Gazastreifen auf die zweithöchste Stufe vier angehoben.

Dänemark erhöhte die Sicherheitsmaßnahmen rund um jüdische Einrichtungen. Die Verdächtigen haben laut Angaben von PET-Chef Drejer sowohl Verbindungen ins Ausland als auch zur verbotenen Mafia-Gruppe Loyal To Familia. Die Verhaftungen in Dänemark fanden in verschiedenen Orten statt.

Anschlag in Zypern vereitelt

Erst am Sonntag hatten Israel und Zypern bekanntgegeben, Anschlagspläne des Iran gegen Israelis auf der Mittelmeer-Insel aufgedeckt zu haben. Den zypriotischen Sicherheitsbehörden und der Polizei sei es in Zusammenarbeit mit dem israelischen Geheimdienst Mossad gelungen, die „terroristische Infrastruktur“ noch während der Planungsphase zu zerschlagen, so Israel. Auch in der Vergangenheit haben palästinensische und islamistische Terrorgruppen während kriegerischer Auseinandersetzungen im Nahost-Konflikt immer wieder verstärkt jüdische und israelische Ziele im Ausland ins Visier genommen.