Grenzstreit um Essequibo: Verhärtete Fronten

Im Grenzstreit um die ölreiche Region Essequibo sind die Präsidenten der südamerikanischen Länder Venezuela und Guyana gestern zu einem Treffen zusammengekommen. Ein von der venezolanischen Regierung veröffentlichtes Video zeigte Präsident Nicolas Maduro mit seinem Amtskollegen Irfaan Ali. Das Treffen findet im Inselstaat St. Vincent und die Grenadinen statt.

Venezuelas Staatschef Maduro hatte das Treffen als Möglichkeit bezeichnet, „die territoriale Kontroverse direkt anzusprechen“, und angekündigt, sein Land werde seine Rechte verteidigen. Guyanas Präsident Ali betonte hingegen, er werde den Grenzstreit nicht diskutieren. Dieser müsse vor dem Internationalen Gerichtshof geklärt werden und nicht durch Verhandlungen.

Maduro verweist auf Referendum

Anfang Dezember hatten sich mehr als 10,4 Millionen von 20,7 Millionen stimmberechtigten Venezolanern und Venezolanerinnen an einem nicht bindenden Referendum beteiligt und laut Regierungsangaben mit großer Mehrheit für den Anspruch Venezuelas auf das Gebiet Essequibo in Guyana ausgesprochen.

Venezuelas Präsident Maduro rief kurz darauf dazu auf, das Gebiet per Gesetz zu einer venezolanischen Provinz zu erklären und Lizenzen für die Ölförderung auszugeben.

Ölvorkommen macht Region attraktiver

Venezuela reklamiert Essequibo seit mehr als einem Jahrhundert für sich. Dort leben rund 125.000 der insgesamt 800.000 Bewohner und Bewohnerinnen der ehemaligen britischen und niederländischen Kolonie. Caracas’ Begehrlichkeiten nahmen zu, nachdem der Ölkonzern ExxonMobil 2015 in dem Gebiet ein Ölvorkommen entdeckt hatte.

Im Oktober wurde in der Region ein weiterer bedeutender Ölfund gemacht, der die Reserven Guyanas auf mehr als die des ölreichen Kuwait bzw. der Vereinigten Arabischen Emirate vergrößert.