Depardieu droht Ausschluss aus französischer Ehrenlegion

Nach Klagen wegen Vergewaltigung und sexueller Gewalt droht dem französischen Schauspieler Gerard Depardieu der Ausschluss aus der Ehrenlegion. Ein Gremium des Ordens der Ehrenlegion werde in einem Disziplinarverfahren darüber entscheiden, ob Depardieus Mitgliedschaft ausgesetzt oder vollständig aufgehoben werde, sagte Kulturministerin Rima Abdul Malak gestern im Fernsehsender France 5. Depardieus Verhalten gegenüber Frauen sei eine „Schande für Frankreich“.

Der französische Schauspieler Gerard Depardieu
IMAGO/ABACAPRESS/Choquet Lucie/Abaca

Die Aufnahme in die Ehrenlegion ist die höchste Auszeichnung, die in Frankreich verliehen wird. Depardieu war 1996 vom damaligen Präsidenten Jacques Chirac in die Ehrenlegion aufgenommen worden. Der Kodex der Ehrenlegion sieht vor, dass ein „gegen die Ehre verstoßendes Verhalten“ mit einer Rüge, einer Aussetzung der Mitgliedschaft oder einem Ausschluss geahndet werden kann.

Kulturministerin Abdul Malak zeigte sich mit Blick auf einen kürzlich von France 2 ausgestrahlten Dokumentarfilm „angewidert“ von Depardieus respektlosem und sexistischem Umgang mit Frauen. In der Dokumentation ist der Schauspieler zu sehen, wie er auf einer Drehreise in Nordkorea zahlreiche vulgäre Kommentare zu seiner jungen Übersetzerin macht. „Ich wiege 124 Kilo, mit Erektion 126“, sagte er beispielsweise. Über ein etwa zehn Jahre altes Mädchen auf einem Pferd sagte er: „Wenn es galoppiert, dann bekommt sie einen Orgasmus.“

Anzeige wegen sexueller Übergriffe

In der vergangenen Woche hatte die Schauspielerin Helene Darras Depardieu wegen sexueller Übergriffe bei Dreharbeiten 2007 angezeigt. Die Schauspielerin Charlotte Arnould hatte ihn bereits 2018 wegen Vergewaltigung angezeigt. Depardieu weist sämtliche Vorwürfe zurück.

Arnould habe sich ihm freiwillig hingegeben, erklärte er. Ein gutes Dutzend weitere Frauen warfen Depardieu in Medien sexuelle Übergriffe vor, erstatteten bisher jedoch keine Anzeige. „In der französischen Kinowelt war das problematische Verhalten von Gerard Depardieu sehr wohl bekannt“, sagte der Chef der Produzentengewerkschaft, Marc Missionnier, in dem Dokumentarfilm.