Ein Containerschiff im Sueskanal
Reuters/Amr Abdallah Dalsh
Rebellenangriffe auf See

Reedereien wollen Sueskanal meiden

Durch den Sueskanal und das Rote Meer läuft einer der wichtigsten Schiffswege der Welt, die Lieferketten sind von der reibungslosen Durchfahrt abhängig. Doch zuletzt wurden wiederholt Frachtschiffe von jemenitische Huthi-Rebellen angegriffen. Sie wollen verhindern, dass Schiffe nach Israel durchkommen. Den Reedereien wurden die Attacken zu gefährlich.

Die vom Iran unterstützten Rebellen drohen, Schiffe jeglicher Nationalität auf dem Weg nach Israel an der Durchfahrt im Roten Meer zu hindern. Am Freitag war der Containerfrachter „Al Jasrah“ in der Meerenge zwischen dem Jemen und Dschibuti beschossen und beschädigt worden.

Die Reedereien Maersk und Hapag-Lloyd entschieden daraufhin, vorerst keine weiteren Schiffe durch den Kanal zu schicken, der die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg von Asien nach Europa bietet. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer.

Alternativroute teuer und umständlich

Auch die französische Reederei CMA CGM sowie die größte Containerreederei der Welt, die Mediterranean Shipping Company (MSC), wollen vorerst keine Schiffe mehr durch den Kanal leiten. „Die Situation verschlechtert sich weiter, und die Sorge um die Sicherheit nimmt zu“, hieß es in einer Erklärung der Franzosen vom Samstag.

Bei MSC war die unter liberianischer Flagge fahrende „Palatium III“ in der Straße von Bab al-Mandab am südlichen Ende des Roten Meeres betroffen. Die Rebellen hatten nach eigenen Angaben das Schiff mit einer Drohne angegriffen. Die Meerenge verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden und ist eine der weltweit wichtigsten Routen für die Verschiffung von Rohstoffen, insbesondere von Rohöl und Treibstoff aus dem Golf.

MSC erklärte, auf dem Schiff sei ein Brandschaden entstanden, es müsse repariert werden. Besatzungsmitglieder seien nicht verletzt worden. MSC kündigte an, einige Schiffe um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas herum zu leiten. Dadurch verlängern sich die Fahrtzeiten von Schiffen, die für die Durchfahrt durch den Sueskanal gebucht waren, um einige Tage.

Drohnen abgeschossen

Am Samstag schoss ein Zerstörer der US-Marine im Roten Meer 14 Drohnen ab, die nach US-Angaben von Huthis stammen sollen. Es habe keine Verletzten oder Schäden gegeben. Eine große Anzahl von Drohnen sei auf das Gebiet um Eilat im Süden Israels abgefeuert worden, teilten die vom Iran unterstützten Rebellen am Samstag auf ihrem Telegram-Kanal mit.

In London teilte zudem der britische Verteidigungsminister Grant Shapps mit, dass das Kriegsschiff „HMS Diamond“ eine mutmaßliche Angriffsdrohne abgeschossen habe, die auf Handelsschiffe im Roten Meer zielte. „Eine Sea-Viper-Rakete wurde abgefeuert und hat das Ziel erfolgreich zerstört“, schrieb er auf X (Twitter).

Reeder wollen militärische Hilfe

In Deutschland forderte der Verband deutscher Reeder (VDR) ein internationales militärisches Bündnis zum Schutz der zivilen Schifffahrt im Roten Meer – unter Einbeziehung der deutschen Bundeswehr. „Es wäre angemessen, wenn Deutschland sich entsprechend auch beteiligen würde“, sagte Verbandspräsident Martin Kröger am Samstag im Bayerischen Rundfunk. Die USA, Frankreich und England seien bereits mit Militärschiffen in der Region präsent, so Kröger.

Es gehe nicht nur um den Schutz von Handelsschiffen, sondern auch von Seeleuten: „Wenn Sie sich vorstellen, dass Sie auf dem Schiff stehen, und Sie werden mit Raketen und Drohnen und Marschflugkörpern beschossen, das ist natürlich eine Eskalation der Gewalt, wie wir sie so noch nie gesehen haben mit der Handelsschifffahrt und die auch einfach völlig inakzeptabel ist“, sagte Kröger.

Er verwies auf die Erfahrungen beim Schutz von Frachtschiffen gegen Piraten am Horn von Afrika. „Eines der wirkungsvollsten Mittel waren Konvoifahrten, wo Marineschiffe Handelsschiffe begleiten.“ Diese hätten die nötigen Waffen an Bord, um auch Drohnen- und Raketenangriffe abzuwehren. Die Bundeswehr hatte sich von 2008 bis 2022 an der EU-Mission „Atalanta“ zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias beteiligt. Auf den Seewegen vor Somalia hatten Piraten immer wieder bewaffnete Überfälle auf Handelsschiffe und Lebensmitteltransporte des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen verübt.

Einsatz wird geprüft

Kröger äußerte sich, nachdem das deutsche Verteidigungsministerium bekanntgegeben hatte, auf Bitten der USA einen Marineeinsatz in der Region zu prüfen. „Wir prüfen gerade die Anfrage und die Optionen, die es dazu gibt. Wir sind aber noch nicht am Ende der Prüfung“, so der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius.

Auch die Vorsitzende des deutschen Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, sprach sich für einen solchen Einsatz unter Beteiligung der Deutschen Marine aus. Es sei „folgerichtig, dass sich alle daran beteiligen, die davon abhängig sind, dass ihre Waren durch das Rote Meer geführt werden“, sagte sie weiter. Dabei gehe es auch um Schiffe europäischer Unternehmen. Sie forderte: „Wir müssen den Terroristen jeder Couleur entschieden die Stirn bieten.“

Huthis wollen Angriffe fortsetzen

Die Huthi-Rebellen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Krieges immer wieder unter anderem mit Drohnen und Raketen an. Zuletzt konzentrierten sie sich auch auf die Schiffe im Roten Meer. Sie erklärten Schiffe jeglicher Nationalität auf dem Weg nach Israel so lange zu einem „legitimen Ziel“ ihrer Streitkräfte, bis der Gazastreifen die benötigten Lebensmittel und Medikamente erhalte. Die Rebellen, die einen Großteil des Jemen beherrschen, wollten ihre Angriffe auch fortsetzen, bis Israel seine Offensive einstellt.