Gewaltsamer Protest in Flüchtlingslager in Friaul

Im Auffanglager von Gradisca d’Isonzo in der friaulischen Provinz Gorizia ist es am Wochenende zu gewaltsamen Protesten gekommen. Einige Personen zündeten Matratzen, Decken und persönliche Gegenstände an und bewarfen das Sicherheitspersonal mit Gegenständen. Polizeibeamte mussten eingreifen, um wieder Ruhe im Lager herzustellen, berichteten lokale Medien.

Gerade wegen der häufigen Brände und Schäden beherbergt das Auffanglager in Gradisca nur 87 Personen statt der 120, für die es ausgelegt ist. Die Lebensbedingungen in Flüchtlingseinrichtungen ist in Italien ein viel diskutiertes Thema.

Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat dieser Tage eine dieser Einrichtungen in Mailand beschlagnahmt. Der Schritt wurde nach Ermittlungen wegen Betrugs der Genossenschaft beschlossen, die das Zentrum verwaltet.

Fragwürdige Einstufungen ohne medizinische Untersuchungen

Bereits in den vergangenen Tagen war bekanntgeworden, dass in der Einrichtung in Mailand Menschen mit Hirntumoren, Epileptiker oder Personen mit psychiatrischen Problemen beherbergt wurden, die als „geeignet für das Leben in einer geschlossenen Gemeinschaft“ eingestuft wurden, obwohl sie keiner medizinischen Untersuchung unterzogen worden waren, wie NGOs berichteten.

Weiters wurden dem Betreiber des Zentrums schmutzige Schlafsäle, Badezimmer in erbärmlichen Zuständen und verdorbenes Essen vorgeworfen. Auch die Menschen selbst wurden von den Ermittlungspersonen eingehend befragt.

In Italien wurde indes die Schwelle von 153.000 Geflüchteten überschritten, die seit Jahresbeginn auf dem Seeweg ankamen. Im Vergleichszeitraum 2022 waren 98.653 Menschen nach Seefahrten über das Mittelmeer in Italien eingetroffen.