Auf Videos und Bildern waren orange-rot glühende Lavafontänen zu sehen, die in den dunklen Nachthimmel schossen und diesen hell erleuchteten. Die Polizei forderte Schaulustige auf, sich dem Vulkan nicht zu nähern, wie isländische Medien berichteten. Der Riss in der Erdoberfläche sei etwa 3,5 Kilometer lang und vergrößere sich schnell, teilte die Meteorologiebehörde mit. Der nahe gelegene internationale Flughafen Keflavik in Reykjavik blieb geöffnet.
Etwa 100 bis 200 Kubikmeter Lava strömten pro Sekunde aus, ein Vielfaches der Menge von früheren Eruptionen in der Region, sagte die isländische Seismologin Kristin Jonsdottir dem öffentlich-rechtlichen Sender RUV. Der Geophysiker Benedikt Ofeigsson von der isländischen Wetterbehörde sagte örtlichen Medienberichten zufolge, die Eruption sei am Sundhnjuka-Krater lokalisiert worden.
„Eruption scheint nachzulassen“
Nach Einschätzung von Wetterfachleuten stabilisierte sich der Ausbruch in den Morgenstunden. Er habe etwas an Stärke abgenommen, wie Geowissenschaftler Magnis Tumi Gudmundsson dem Sender RUV sagte. Es fließe aber weiterhin eine beträchtliche Menge an Lava. Gudmundsson erklärte im Fernsehen, dass schon wenige Stunden nach Beginn der Eruption nördlich des Ortes Grindavik ungefähr doppelt so viel Lava ausgetreten sei wie beim bisher letzten Vulkanausbruch in Island im Sommer dieses Jahres.
Vulkanausbruch in Island
Auf der Halbinsel Reykjanes in Island ist am Montagabend ein Vulkan ausgebrochen. Die Eruption hat nördlich des Ortes Grindavik begonnen. Der Ort war aus Sorge vor einem Ausbruch im November geräumt worden. Der Eruption ging eine wochenlange Serie an Erdbeben voraus.
Alle Straßen nach Grindavik sollten für die nächsten Tage geschlossen werden, teilte die örtliche Polizei via Facebook mit. Die dort austretenden Gase im Vulkangebiet könnten giftig sein. Der Flugverkehr von und nach Island sei nicht beeinträchtigt, teilte die isländische Regierung mit. Der Flughafen Keflavik sei weiterhin gut zu erreichen.
Islands Präsident: „Gefährlicher Moment“
Islands Präsident Gudni Johannesson teilte via Facebook mit, es sei noch unklar, welchen Schaden der Ausbruch anrichten könnte. Er bat die Menschen in der Region, „in diesem gefährlichen Moment“ allen Empfehlungen der Rettungsdienste zu folgen.
Der Ausbruch war befürchtet worden, in den vergangenen Wochen hatten sich Dutzende Erdbeben ereignet. Das Fischerdorf Grindavik war deswegen im November geräumt worden. Rund 4.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.
Blaue Lagune erst kürzlich wiedereröffnet
Die nur wenige Kilometer vom Ort entfernt liegende Touristenattraktion Blaue Lagune war nach einer vorübergehenden Schließung erst am Wochenende wiedereröffnet worden. Sie liegt nur rund 40 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavik. Zum Zeitpunkt der Eruption befand sich den Berichten zufolge kein Gast dort. Zuletzt durften Einwohner und Einwohnerinnen von Grindavik laut isländischem Rundfunk ihre Häuser zwar tagsüber wieder betreten. Gänzlich zurückkehren durften sie den Berichten zufolge aber nicht.
Lage zwischen zwei Erdplatten
Island liegt zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen Erdplatte. Da sich die Platten in entgegengesetzte Richtungen bewegen, kommt es in dem Inselstaat immer wieder zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Im Jahr 2010 hatte der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull Hunderte Isländer und Isländerinnen aus ihren Häusern vertrieben. Rund 100.000 Flüge mussten wegen der Aschewolke gestrichen werden.