US-Kriegsschiff im Sueskanal
Reuters/Us Navy
Rotes Meer

USA gründen Allianz zum Schutz von Schiffen

Vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges und zunehmender Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer schmiedet Israels Verbündeter USA eine militärische Sicherheitsallianz für die Region mit europäischen und anderen Partnern. Die Operation „Prosperity Guardian“ („Schützer des Wohlstands“) soll Handelsschiffe besser vor Angriffen der von Israels Erzfeind Iran unterstützten jemenitischen Huthi-Rebellen schützen, teilte das US-Verteidigungsministerium mit.

Daran beteiligt seien Großbritannien, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, Spanien und die Seychellen. Zusätzlich wird die Allianz von zahlreichen Staaten unterstützt. Geplant seien gemeinsame Patrouillen im südlichen Roten Meer und dem Golf von Aden.

Bei einem virtuellen Treffen mit Ministern aus mehr als 40 Nationen forderte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Dienstag weitere Länder auf, einen Beitrag zu leisten. Die „jüngste Eskalation der rücksichtslosen Huthi-Angriffe“ bedrohe den freien Handel, die Sicherheit der Seeleute und verstoße gegen das Völkerrecht.

Spanien: Einsatz im Roten Meer nicht ohne EU oder NATO

Frankreich erklärte, es werde sich den Bemühungen anschließen, die Angriffe der Huthis zu unterbinden. Die italienische Marine werde eine ihrer Fregatten („Virgilio Fasan“) entsenden, wie es am Dienstag aus Rom hieß. Deutschland prüfe noch, wie aus Berlin mitgeteilt wurde.

Spanien lehnte eine Beteiligung außerhalb von EU- oder NATO-Einsätzen ab. Man werde sich nicht einseitig und separat an der Initiative beteiligen, hieß es aus Madrid. Russland wird sich an der Allianz nicht beteiligen. „Wir nehmen an diesem Einsatz nicht teil“, sagte der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau, Dmitri Peskow.

Huthis greifen Israel mit Drohnen und Raketen an

Die Huthi-Rebellen im Jemen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Krieges mit Drohnen und Raketen an. Sie attackieren auch Schiffe im Roten Meer, die nach ihrer Darstellung in israelischen Häfen anlegen wollen oder Verbindungen zu Israelis haben. Ziel ist es, die Schiffe an einer Durchfahrt durch den Suezkanal zu hindern. Ausnahmen machen sie nach eigenen Angaben bei Schiffen, die Hilfsgüter für die Palästinenser im Gazastreifen transportieren.

US-Kriegsschiff im Sueskanal
IMAGO/ZUMA Wire/Mc2 Aaron Lau/Planetpix
Der Zerstörer „USS Carney“ der US-Marine schoss im Roten Meer bereits mehrere Drohnen ab

Huthis: „Unsere Einsätze werden nicht enden“

Die Huthis gaben sich von dem Bündnis unbeeindruckt. Man werde die Haltung zum Krieg nicht ändern, sagte der führende Vertreter der schiitischen Rebellen, Mohammed Abdulsalam, am Dienstag. Man werde die Angriffe auf Schiffe in der Region fortsetzen. „Selbst wenn es den USA gelingt, die gesamte Welt zu mobilisieren, werden unsere Militäreinsätze nicht enden“, sagte der hochrangige Huthi-Vertreter Mohammed al-Buchaiti via X (Twitter).

Das von den USA initiierte Bündnis sei „im Wesentlichen unnötig“, sagte Huthi-Sprecher Abdulsalam zuvor weiter. Denn alle an den Jemen grenzenden Gewässer seien sicher. Eine Ausnahme gelte für israelische Schiffe und Schiffe, die Israel ansteuerten, und zwar wegen dessen „ungerechtfertigten aggressiven Krieges gegen Palästina“.

Neue Angriffe auf Schiffe gemeldet

Nach Angaben des US-Militärs kam es erneut zu Angriffen auf zwei Schiffe im südlichen Roten Meer. Das Tankschiff „Swan Atlantic“ sei am Montag von einer Drohne und einer Rakete angegriffen worden, die aus einem von den Huthis kontrollierten Gebiet im Jemen abgeschossen worden sei. Der Frachter „M/V Clara“ habe von einer Explosion im Wasser in seiner Nähe berichtet. Bei keinem der Vorfälle seien Verletzte gemeldet worden.

Zugleich meldete das britische Amt für Seeschifffahrt (UKMTO), Informationen über einen Vorfall erhalten zu haben. Dieser habe sich 80 Seemeilen nordöstlich von Dschibuti an der Mündung des Roten Meeres ereignet, teilte das Amt mit. Die Behörden hätten Ermittlungen aufgenommen. Details sind noch nicht bekannt. Dschibuti liegt am Horn von Afrika gegenüber dem Jemen auf der Arabischen Halbinsel.

Ambrey: Bericht über erfolglosen Piratenangriff erhalten

Zugleich teilte die britische Firma für Schifffahrtssicherheit Ambrey mit, einen Bericht über einen Angriff von Piraten auf ein Schiff in der Nähe der jemenitischen Hafenstadt Aden erhalten zu haben. Der Enterversuch sei erfolglos gewesen, die Besatzung sei unverletzt, teilte Ambrey mit. Ob es sich um denselben Vorfall handelt, den die UKMTO derzeit untersucht, ist unklar.

Multinationaler Einsatz im Roten Meer

Der Krieg im Gazastreifen zwischen Israel und der Hamas wirkt sich zunehmend auf die Sicherheit der internationalen Schifffahrt im Roten Meer und um die Südküste des Jemen aus. Die USA haben die Schaffung einer multinationalen Allianz zur Sicherung der Schifffahrtsrouten im Roten Meer bekanntgegeben.

Taiwanische Reederei stoppt Frachtverkehr mit Israel

Unterdessen stoppte die taiwanische Reederei Evergreen den Frachtverkehr mit Israel. „Für die Sicherheit von Schiffen und Besatzung hat Evergreen Line beschlossen, die Annahme israelischer Fracht mit sofortiger Wirkung vorübergehend einzustellen“, hieß es am Montag in einer Mitteilung des Unternehmens. Die Containerschiffe der Reederei seien zudem angewiesen worden, die Fahrt durch das Rote Meer bis auf Weiteres auszusetzen. Zuletzt war auch ein Containerfrachter der deutschen Reederei Hapag-Lloyd angegriffen worden.

Weltschifffahrtsorganisation verurteilt Angriffe

Die Weltschifffahrtsorganisation (IMO) verurteilte die Angriffe. Diese seien „nicht hinnehmbar“, sagte IMO-Generalsekretär Kitack Lim einer IMO-Mitteilung vom Dienstag zufolge. „Die Schiffe müssen im Einklang mit dem internationalen Seerecht ungehindert weltweit verkehren können.“ Die IMO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit derzeit 175 Mitgliedsländern. Sie setzt weltweit verbindliche Regeln für die internationale Schifffahrt.

Zehn Prozent des Welthandels laufen über Rotes Meer

Das Rote Meer ist für den internationalen Handel von entscheidender Bedeutung. Tatsächlich laufen etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels über das Rote Meer. Der Sueskanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.