Die Huthis hatten relativ bald nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und der anschließenden israelischen Militäraktion eine erst unerwartete Front in dem Konflikt eröffnet. Sie feuerten Raketen auf Israel ab und griffen in den letzten Wochen mehrfach Schiffe im Roten Meer an.
Als Reaktion schmiedeten die USA nun eine militärische Sicherheitsallianz für die Region mit internationalen Partnern, darunter Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Italien. Die Operation „Prosperity Guardian“ („Schützer des Wohlstands“) soll Handelsschiffe vor Angriffen der proiranischen schiitischen Miliz, die de facto seit 2015 einen Gutteil des Jemen kontrolliert, schützen.
Rotes Meer: Allianz zum Schutz von Schiffen
Vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges und zunehmender Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer schmiedet Israels Verbündeter USA eine militärische Sicherheitsallianz für die Region mit europäischen und anderen Partnern. Die Operation „Prosperity Guardian“ („Schützer des Wohlstands“) soll Handelsschiffe besser vor Angriffen der von Israels Erzfeind Iran unterstützten jemenitischen Huthi-Rebellen schützen, teilte das US-Verteidigungsministerium mit.
Die Initiative sei erst angelaufen und man hoffe, dass sie noch stärker werde und weitere Länder und zusätzliche Ressourcen hinzukämen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Dienstag. Deutschland prüft nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius eine Anfrage zur Beteiligung.
Teurere Fracht wegen längerer Routen
Mittlerweile, hieß es am Dienstag in internationalen Medienberichten, seien die Angriffe im Roten Meer zu einem ernsten Risiko für den internationalen Schiffsverkehr geworden, mit entsprechenden Folgen für die Weltwirtschaft. Große Reedereien meiden die Strecke über das Rote Meer und den Sueskanal.
Unternehmen wie der britische Ölkonzern BP und die weltgrößten Reedereien im Transportgeschäft mit Kohle, Getreide und Konsumgütern, die Mediterranean Shipping Company (MSC) und Moller-Maersk, nehmen laut einem Bericht der US-Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg wegen des Risikos von Angriffen auf ihre Schiffe im Roten Meer lange Umwege auf sich.
„Fragiles“ System
Solche Umwege machen die Fracht teurer. Außerdem steigen Versicherungsprämien für Schiffe im Roten Meer. Der Gaspreis in Europa sei seit Beginn des Konflikts im Gazastreifen um 13 Prozent gestiegen, der für Rohöl der Sorte Brent um knapp vier Prozent, berichtete Bloomberg am Dienstag.
Die Risiken für die globalen Versorgungsketten könnten noch deutlich größer werden, hieß es unter Verweis auf die Blockade des Sueskanals, der wichtigen Handelsverbindung zwischen Asien und Europa, vor zwei Jahren: Am 21. März 2021 war der Containerfrachter „Ever Given“ im Sueskanal auf Grund gelaufen und hatte die Route sechs Tage lang blockiert.
Die Situation damals habe gezeigt, „wie fragil“ Netzwerke seien, wenn eine Verbindung ausfällt. Evergreen Marine, die Reederei der „Ever Given“, kündigte zuletzt an, vorerst keine israelische Fracht mehr zu übernehmen. Deutschlands größte Reederei, Hapag Lloyd, leitet Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas um. Der Frachter „Al-Dschasrah“ war am 15. Dezember im Roten Meer unter Beschuss geraten.
„Internationale Herausforderung“
Montagnachmittag gab US-Verteidigungsminister Lloyd J. Austin die Allianz für die Operation „Prosperity Guardian“ bekannt und sprach von einer „internationalen Herausforderung, die kollektives Handeln“ erfordere. Laut dem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, soll ein Verband von Kriegsschiffen der 5. US-Flotte mit Hauptquartier in Bahrain verstärkt werden.
„Wir freuen uns, dass die Regierungen weltweit umgehend mit gemeinsamen Bemühungen um die internationale Sicherheit im Seeverkehr und den Aufbau von Kapazitäten in diesem Gebiet reagiert haben, um eine Lösung herbeizuführen“, hieß es in einer Mitteilung von Maersk am Dienstag.
Wichtiges Nadelöhr der internationalen Schifffahrt
Vorerst wolle man vorsichtig bleiben: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es jedoch schwierig, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen“, wann die Strecke wieder sicher befahrbar sei. Die Angriffe der Huthis auf Handelsschiffe wie zuletzt den norwegischen Tanker "M/T Swan Atlantic“ bedrohen einen Handelskorridor, über den laut Rechnung von Bloomberg rund zwölf Prozent des Seehandels verlaufen. Insbesondere für den Transport von Erdöl ist der Sueskanal wichtig.
Weiterer Ausfall im Panamakanal
Außerdem fällt aktuell eine andere sehr wichtige Route aus. Der Wasserstand des Panamakanals in Mittelamerika ist auf dem tiefsten Stand seit Jahrzehnten, große Schiffe können ihn nur bedingt befahren, sie stauen sich vor der Einfahrt in die Verbindung zwischen Atlantischem und Pazifischen Ozean, auch dort weichen Reedereien mittlerweile über viel längere und damit teurere Routen über Südamerika aus.
Deutlich weniger Schiffe als gewöhnlich
Laut Bloomberg haben am Wochenende 56 Handelsschiffe das Rote Meer passiert, 35 Prozent weniger als zu Beginn des Monats. BP gab an, Tanker umzuleiten, gleichfalls die französische Containerschiffreederei CMA CGM, das norwegische Erdöl- und Erdgasunternehmen Equinor, HMM aus Südkorea und nicht zuletzt die globale Nummer eins MSC. Allerdings befanden sich laut der Website VesselFinder, die die Position von Schiffen zeigt, dennoch Frachter der genannten Reedereien im Roten Meer.
Risiko für globale Lieferketten
Die Weltschifffahrtsorganisation (International Maritime Organization, IMO) verurteilte am Dienstag die Angriffe auf die Handelsschiffe. „Angriffe auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer sind nicht hinnehmbar“, so IMO-Generalsekretär Kitack Lim in einer Mitteilung.
Die IMO ist eine Sonderorganisation der UNO mit derzeit 175 Mitgliedsländern. Sie setzt weltweit verbindliche Regeln für die internationale Schifffahrt. „Ich fordere die Mitgliedsstaaten erneut auf zusammenzuarbeiten, um eine sichere Schifffahrt (…) überall zu gewährleisten“, so Kim. Die Huthis kündigten am Dienstag an, ihre Angriffe auf Schiffe im Roten Meer fortzusetzen.