Anrainer beobachten den ausbrechenden Vulkan auf Island
APA/AFP/Kristin Elisabet Gunnarsdottir
Vulkanausbruch in Island

Dorf zwischen Staunen und Bangen

Eine wochenlange Serie von Beben hat den Ausbruch des isländischen Vulkans Fagradalsfjall angekündigt, in der Nacht auf Dienstag war es schließlich so weit. Die Eruption sorgte für spektakuläre Bilder und erfreute Schaulustige. Die Einwohner des schon im November evakuierten Ortes Grindavik aber zittern: Die Gemeinde blieb zwar von der Lava verschont, doch die Hoffnungen, bald zurückkehren zu dürfen, schwinden.

Die glühenden Lavafontänen auf der Halbinsel Reykjanes wurden mehr als 100 Meter in die Luft geschleudert und entzückten Menschen dort und auf der ganzen Welt. Per Livestream ist der Vulkan aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. Schaulustige in der Region wurden davor gewarnt, sich dem Vulkan zu nähern.

Das betraf auch die Menschen des kleinen Ortes Grindavik, der kaum 4.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Er ist der einzige im Umfeld des Vulkans und wurde im Zuge der Bebenserie geräumt. Die Menschen sind seit Wochen anderweitig untergebracht und durften zwischenzeitlich nur vorübergehend nach ihren Häusern schauen.

Vulkanausbruch in Island

Auf der Halbinsel Reykjanes in Island ist am Montagabend ein Vulkan ausgebrochen. Die Eruption begann nördlich des Ortes Grindavik. Der Ort war aus Sorge vor einem Ausbruch im November geräumt worden. Der Eruption war eine wochenlange Serie an Erdbeben vorausgegangen.

Erdriss vor den Toren Grindaviks

Die Lava schien am Dienstag den Ort zu verschonen. „Der Ausbruch findet nördlich der Wasserscheide statt, sodass keine Lava in Richtung Grindavik fließt“, sagte der Geologe Björn Oddson gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender RUV. Den Einwohnern des Ortes gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte der Bürgermeister von Grindavik, Fannar Jonasson, gegenüber RUV. Glücklicherweise seien die Krater, die Grindavik am nächsten gelegen sind, erloschen. Es bestehe im Moment also keine große Gefahr für den Ort, meinte Jonasson.

Doch die seismischen Aktivitäten könnten noch Monate andauern. Der Ausbruch öffnete einen fast vier Kilometer langen Spalt, aus dem bis zu 200 Kubikmeter Lava pro Sekunde flossen. Am südlichsten Punkt war der Riss am Dienstag nur noch drei Kilometer von dem Küstenort entfernt, wie das Isländische Wetteramt (IMO) mitteilte. Das zerschlug die Hoffnungen auf eine endgültige Rückkehr vorerst.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Orange erleuchteter Himmel nach einem Vulkanausbruch auf Island
APA/AFP/Maria Steinunn Johannesdottir
Der Nachthimmel war hell erleuchtet
Lava nach einem Vulkanausbruch in Island
Reuters/Civil Protection Of Iceland
Lava und Rauch: Der Vulkanausbruch war von Fachleuten erwartet worden
Hubschrauber der isländischen Küstenwache vor Flammen
AP/Icelandic coast guard
Ein Hubschrauber der isländischen Küstenwache im Einsatz
Die Umrisse zweier Menschen vor orange leuchtendem Himmel
AP/Brynjar Gunnarsson
Einsatzkräfte warnten Schaulustige davor, sich dem Vulkan zu nähern
Austretende Lava auf Island
Reuters/Civil Protection Of Iceland
Für Grindavik hieß es hoffen und warten
Die Besatzung eines Helikopters der isländischen Küstenwache blickt auf den ausgebrochenen Vulkan
APA/AFP/Handout/Icelandic Coast Guard
Der Riss, der sich auftat, ist mehrere Kilometer lang

Keine Rückkehr zu Weihnachten

„Ich glaube nicht, dass sie in naher Zukunft Menschen in die Nähe von Grindavik lassen werden. Wir sind also wieder in der Warteschleife“, sagte der Anrainer Hans Vera der Nachrichtenagentur Reuters. Sein Haus am Meer beschrieb er als Winterparadies – und die Aussicht, die Weihnachtsferien dort nicht mit seiner Familie verbringen zu können, sei ein Schock gewesen. „Wir kommen dieses Mal nicht ins Paradies“, so Vera.

Island liegt zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen tektonischen Platte, beide bewegen sich in entgegengesetzte Richtungen. „Es könnte möglicherweise mehrere Monate andauern, es könnte aber auch heute oder morgen aufhören“, sagte Halldor Geirson, außerordentlicher Professor am Institut für Geowissenschaften der Universität Island. Der Großteil der Lava sei in ein Gebiet mit wenig Infrastruktur geflossen. Das könnte sich aber ändern.

Vulkanausbruch auf Island

Im Süden Islands ist derzeit ein besonderes Spektakel zu beobachten: Dort ist am Montagabend ein Vulkan ausgebrochen.

„Bittersüßes Gefühl“

„Für Grindavik besteht mit Sicherheit immer noch eine Bedrohung. Jetzt fließt die Lava hauptsächlich nach Norden, aber das hängt von der Topografie und den Orten ab, an denen sich die Öffnungen befinden“, so Geirson. Alle Straßen nach Grindavik sollten für die nächsten Tage geschlossen werden, teilte die örtliche Polizei via Facebook mit.

Am Ende könne Grindavik für immer unter der Lava begraben werden, so der Reiseleiter Ael Kermarec gegenüber der Nachrichtenagentur AP. „Es ist erstaunlich zu sehen, aber im Moment herrscht ein irgendwie bittersüßes Gefühl.“

Grafik zum Vulkanausbruch in Island
Grafik: APA/ORF; Quelle: Isländisches Wetteramt

Ausbruch wurde schwächer

Nach Einschätzung von Fachleuten stabilisierte sich der Ausbruch am Dienstag und wurde auch schwächer. Es fließe aber weiterhin eine beträchtliche Menge an Lava. Laut dem Geowissenschaftler Magnis Tumi trat schon wenige Stunden nach Beginn der Eruption ungefähr doppelt so viel Lava aus wie beim bisher letzten Vulkanausbruch in Island im Sommer dieses Jahres.

Islands Präsident Gudni Johannesson teilte via Facebook mit, es sei noch unklar, welchen Schaden der Ausbruch anrichten werde. Er bat die Menschen in der Region, „in diesem gefährlichen Moment“ allen Empfehlungen der Rettungsdienste zu folgen.

Luftverschmutzung in Reykjavik befürchtet

Gefahr bestand aber am Dienstag durch die freigesetzten Gase. Diese könnten die Luft in der Hauptstadtregion des Landes beeinträchtigen, so das IMO. Das aufsteigende Gas könne im Laufe der Nacht auf Mittwoch Richtung Hauptstadt geweht werden.

Zumindest der Flugverkehr von und nach Island war nicht beeinträchtigt, der Flughafen Keflavik war weiterhin gut zu erreichen. Im Jahr 2010 hatte der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull Hunderte Isländer und Isländerinnen aus ihren Häusern vertrieben. Rund 100.000 Flüge mussten wegen der Aschewolke weltweit gestrichen werden.