Raiffeisen Bank International
ORF.at/Christian Öser
Nach Kaufplänen

RBI- und STRABAG-Aktien heben ab

Pläne der Raiffeisen Bank International (RBI), Anteile des Baukonzerns STRABAG zu übernehmen, haben die Aktien der beiden Konzerne auf Höhenflug geschickt. Die RBI-Aktie legte am Mittwoch an der Wiener Börse um über elf Prozent zu. Auch die STRABAG-Aktie verzeichnete Kursgewinne. Bevor der RBI-STRABAG-Deal über die Bühne gehen kann, gibt es aber noch viele Hürden zu überwinden.

Über ihre Russland-Tochter will die RBI jenen 27,8-prozentigen Anteil an der STRABAG erwerben, den der russische STRABAG-Großaktionär Oleg Deripaska zum Verkauf gestellt hat, wie am Dienstagabend bekanntwurde. Mit dem Deal will die RBI ihr Engagement in Russland reduzieren. Das zog die Aufmerksamkeit der Anleger an der Wiener Börse auf sich. Die RBI-Aktie legte um 11,1 Prozent zu, nachdem sie am Vormittag sogar über zehn Prozent gestiegen war, die STRABAG-Aktie gewann 7,4 Prozent.

Falls die Transaktion wie geplant ausgeführt werden kann, wäre das nach Einschätzung der Erste-Group-Analysten sehr positiv für die RBI, und der Aktienkurs könnte signifikant steigen. Der wichtigste Grund für diese positive Einschätzung der Erste Group ist, dass der STRABAG-Anteil über die russische Tochter gekauft werde, die seit dem Beginn des Ukraine-Krieges höchst profitabel sei, aber keine Gewinne an die Mutter in Österreich ausschütten darf.

RBI plant Kauf von STRABAG-Anteil

Über ihre Russland-Tochter will die Raiffeisen Bank International (RBI) jenen 27,8-prozentigen Anteil an dem Baukonzern STRABAG erwerben, den der russische STRABAG-Großaktionär Oleg Deripaska zum Verkauf gestellt hat. 1,5 Milliarden Euro sollen für insgesamt 28.500.000 STRABAG-Aktien fließen.

Noch zahlreiche Hürden

Der mögliche Kaufpreis wurde von Raiffeisen mit 1,5 Milliarden Euro beziffert. Das entspricht bei 28,5 Millionen Aktien einem Kaufpreis von rund 53,0 Euro je Aktie. Aktuell steht die STRABAG-Aktie bei rund 41,0 Euro, das wäre ein Aufschlag von mehr als einem Viertel auf den derzeitigen Kurs. Der Deal sei jedoch noch von diversen Due-Diligence-Prüfungen und Genehmigungen durch die Behörden abhängig. Sollten diese erfolgreich sein, könnte das Geschäft im ersten Quartal 2024 abgeschlossen sein, schrieb die Bank.

Nach Einschätzung des Interessenverbandes für Anleger (IVA) hängt auch viel am Willen des russischen Oligarchen selbst. Es sei ein Deal „von Deripaskas Gnaden“, sagte IVA-Chef Florian Beckermann am Mittwoch zur APA. Im Falle eines Erfolgs würde das STRABAG-Aktienpaket mehrere Male den Besitzer wechseln – unter anderem von der Raiffeisen Russland an die RBI in Form einer Sachdividende.

Das brauchte die Zustimmung des russischen Präsidenten Wladimir Putin und der russischen Behörden. Und das funktioniere nur, wenn Deripaska auch willens sei, diese Zustimmung in Russland zu erwirken, so Beckermann. „Das muss man in seiner Gesamtheit hinterfragen“, sagte Beckermann auch im Hinblick auf offene sanktionsrechtliche Fragen und Compliance. Die RBI habe aber „viele Sicherheitsmechanismen eingebaut“, damit ihr im Falle eines Scheiterns des Deals kein Schaden bleibt.

RBI fährt Russland-Geschäft zurück

Die RBI hatte zuletzt ihr Russland-Geschäft weiter zurückgefahren. Seit Jahresbeginn sei das Kreditvolumen um 30 Prozent reduziert worden. Sollte der STRABAG-Deal zustande kommen, könnte die Raiffeisen auf diesem Wege ihr Engagement in Russland weiter zurückfahren und gleichzeitig einen Teil ihrer in Russland erwirtschafteten Gewinne über Umwege aus dem Land herausholen. Die harte Kernkapitalquote der Bank würde nach dem Deal inklusive Russland von 16,5 auf 16,4 Prozent sinken.

Rechne man das Russland-Geschäft heraus, würde die Kernkapitalquote dagegen von 14,4 Prozent um 120 Basispunkte auf 15,6 Prozent steigen. Zu einem generellen Ausstieg aus Russland schrieb die Bank, sie werde weiterhin an einer Abspaltung oder einem Verkauf der Raiffeisen Russland arbeiten. „Früher haben wir Ihnen einen möglichen Abspaltungszeitpunkt zum 31. Dezember genannt, der heute sehr unwahrscheinlich erscheint“, hatte auch RBI-Chef Johann Strobl unlängst gesagt.

STRABAG auf Distanz zu Deripaska

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine versuchte die STRABAG sich zunehmend von Deripaska zu distanzieren. Im Sommer hatten die Aktionäre bei der Hauptversammlung einstimmig dafür gestimmt, den Anteil Deripaskas unter die Sperrminorität von 25 Prozent zu drücken. Deripaska steht auf der EU-Sanktionsliste und bekommt daher keine Dividende der STRABAG ausgezahlt und kann keine Stimmrechte seiner Anteile ausüben.