Kommission will Schutzstatus des Wolfes senken

Wölfe sollen in Europa künftig leichter abgeschossen werden können. Die EU-Kommission in Brüssel schlug heute vor, den Schutzstatus des Wolfs in der Berner Konvention zum Erhalt wildlebender Tiere und Pflanzen in Europa von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzusenken. Eine solche Einstufung ist die Voraussetzung für Änderungen am Schutzstatus des Wolfs im europäischen Recht.

Wolfsrudel seien in mehreren Regionen Europas zu einer „echten Gefahr“ für Nutztiere geworden, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Mit dem Vorschlag mache die Europäische Union einen „wichtigen Schritt“, um den zuständigen Behörden mehr Freiheiten beim Umgang mit den Wölfen zu ermöglichen.

Von der Leyen hatte die EU-Länder bereits im September aufgerufen, „Maßnahmen zu ergreifen, wo immer es erforderlich ist“.

Noch etliche Schritte nötig

Im EU-Recht sind Wölfe bisher durch die FFH-Naturschutzrichtlinie besonders geschützt. Diese Richtlinie beruht auf den Vereinbarungen der Berner Konvention für den Erhalt wildlebender Pflanzen und Tiere in Europa und kann deshalb nicht auf alleinige Initiative der EU geändert werden.

Dem Vorschlag der Kommission müssen alle 51 Unterzeichner der Konvention zustimmen, darunter unter anderem die Türkei und Belarus.

Totschnig und Mattle erfreut

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) sagte per Aussendung: „Das (sic!) die EU-Kommission nun auf unser Drängen hin angekündigt hat, den Schutzstatus des Wolfes senken zu wollen, ist ein erster großer Meilenstein. Jetzt müssen sich die EU-Mitgliedsstaaten klar positionieren und einer Änderung zustimmen. Seit mehr als einem Jahr setze ich auf allen Ebenen die Hebel an, damit die EU-Kommission Schritte veranlasst.“

„Endlich scheint in Brüssel Vernunft punkto Wolf einzukehren“, so auch Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger. Er verlangte von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), sich entsprechend zu engagieren: „Es wäre wichtig, dass sie – anders als bei der Abstimmung im vergangenen Jahr – die Verzweiflung der Bäuerinnen und Bauern in den Alm- und Weideregionen endlich ernst nimmt und ihnen mehr Glauben schenkt als praxisfremden Theoretikern und selbst ernannten Naturschützern.“

Zustimmung äußerte auch der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP). Tirol habe sich „auf europäischer Ebene enorm eingebracht und mit der Novelle des Tiroler Jagdgesetzes die Grundlage für die Entnahme gelegt“.

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Begrüßt wurde die Regelung auch von Alexander Bernhuber, Agrar- und Umweltsprecher der ÖVP im Europaparlament, dem Tiroler Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ), Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll und auch Bauernbund-Präsident Georg Strasser (ÖVP). Der niederösterreichische Landesjagdverband sagte, die Ankündigung sei ein wichtiges Signal an die Land- und Forstwirtschaft.

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Kritik von Grünen und WWF

Thomas Waitz, EU-Abgeordneter der Grünen und Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei, forderte hingegen, dass der Schutzstatus des Wolfes nicht herabgestuft wird. „Die Konservativen führen eine komplett faktenbefreite Diskussion“, so Waitz.

„Das ist ein populistischer Angriff auf den Artenschutz und widerspricht den wissenschaftlichen Fakten“, so auch Artenschutzexperte Christian Pichler vom WWF Österreich. „Wölfe sind ein wichtiger Faktor für gesunde Wälder und unterstützen damit auch das Erreichen der EU-Naturschutzziele“, sagte Pichler.

Zonen für Wolfsabschüsse in Salzburg

Salzburgs Landesregierung will indes für Sommer 2025 Zonen vorbereiten, in denen kein Herdenschutz möglich ist und in denen Wölfe ohne bürokratische Hürden geschossen werden können. Das kündigte die ressortzuständige Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) an.

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