Einsatzkräfte in Prag
AP/Petr David Josek
14 Menschen tot

Student richtet Blutbad an Prager Uni an

Ein Kunststudent hat am Donnerstag in einem Prager Universitätsgebäude das Feuer eröffnet und ein Blutbad angerichtet. Mindestens 14 Menschen wurden getötet und 25 weitere zum Teil schwer verletzt. Auch der Schütze ist laut Polizei tot. Das Innenministerium hat keine Anhaltspunkte für einen terroristischen Hintergrund der Tat.

Die neuen Opferzahlen nannte der tschechische Polizeipräsident Martin Vondrasek am späten Donnerstagabend im Fernsehen. Zuvor hatte er von 15 Toten gesprochen. Laut den neuen Angaben wurden 25 Menschen verletzt, davon zehn schwer bis lebensgefährlich. Sie wurden auf zahlreiche Krankenhäuser verteilt. Zu den Schüssen war es an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität auf dem Jan-Palach-Platz in der Prager Innenstadt gekommen.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot an Ort und Stelle, darunter waren Spezialkräfte. Der Jan-Palach-Platz ist nur wenige hundert Meter von der bekannten Karlsbrücke entfernt, dem Wahrzeichen der Stadt an der Moldau. Er wurde von der Polizei abgesperrt. Die Menschen wurden dazu aufgerufen, die Gegend weiträumig zu meiden. Einwohnerinnen und Einwohner sollten nicht aus dem Haus gehen.

Student erschießt 14 Menschen an Uni

Ein Bewaffneter hat am Donnerstag in einem Prager Universitätsgebäude das Feuer eröffnet und 14 Menschen getötet. Auch der Schütze sei tot. Es soll sich um einen Studenten handeln. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gibt es nicht.

Gebäude evakuiert

Studierende, Lehrende sowie Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeiter der Universität teilten in sozialen Netzwerken mit, dass sie sich in Hörsälen und Büros verbarrikadiert hätten. Andere kletterten aus dem Fenster und stellten sich auf den Dachsims, um sich vor dem Schützen zu verbergen. Nach einem Bericht des Fernsehsenders Nova soll sich der Täter zuletzt auf dem Dach des Fakultätsgebäudes aufgehalten haben. Auch eine Explosion sei zu hören gewesen.

Alle Personen wurden bis zum frühen Abend aus dem Gebäude gebracht. Das Außenministerium in Wien sagte auf Anfrage der APA, es gebe nach Rücksprache mit der österreichischen Botschaft in Prag derzeit keine Hinweise, dass österreichische Staatsbürger von der Schussattacke in Prag betroffen seien.

Karte zeigt Prager Innenstadt
Grafik: APA/ORF; Quelle: APA

Schütze soll Vater ermordet haben

Man gehe davon aus, dass es sich um einen 24-jährigen Studenten der Hochschule handle. Nach Vondraseks Angaben begannen die Beamten bereits vor dem Schusswaffenangriff mit der Suche nach ihm, nachdem der Vater des 24-Jährigen tot im Ort Hostoun westlich von Prag aufgefunden worden war. Der Schütze habe sich auf den Weg in die tschechische Hauptstadt gemacht und gesagt, er wolle sich selbst töten, sagte Vondrasek. Die Beamten hatten zuvor vermutet, dass der Schütze seinen Vater getötet habe.

Journalist berichtet über die Hintergründe der Schießerei

Der Reporter von Radio Prag International, Ferdinand Hauser, berichtet über die Hintergründe der Schießerei an einer Hochschule in Prag.

Die Polizei durchsuchte das Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät, wo der Schütze zu einer Vorlesung erwartet wurde. Er ging jedoch in ein anderes Gebäude der Fakultät in der Nähe und wurde nicht rechtzeitig gefunden. Gegen 15.00 Uhr habe es erste Informationen über Schüsse gegeben, die schnelle Eingreiftruppe sei innerhalb von zwölf Minuten an Ort und Stelle gewesen.

Keine Hinweise auf Terrorhintergrund

Kurz darauf habe es Informationen über den regungslosen Körper des Schützen gegeben. Ob er erschossen wurde oder sich selbst tötete, war noch unklar. Vondrasek sagte mit Verweis auf eine Untersuchung in Onlinenetzwerken, der Täter habe sich von einem „ähnlichen Fall“ in diesem Herbst in Russland inspirieren lassen. Nähere Angaben dazu machte der Beamte nicht.

Der tschechische Innenminister Vit Rakusan sagte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, es gebe keine Hinweise auf einen zweiten Schützen oder auf einen terroristischen Hintergrund. Derzeit gebe es keine Anhaltspunkte für eine weiter drohende Gefahr, sagte auch Vondrasek. Seinen Angaben zufolge wurden bei dem Einsatz keine Beamten verletzt.

„Das ist eine Tragödie“

Der tschechische Präsident Petr Pavel zeigte sich „schockiert“ über den Angriff. Er sprach den Angehörigen der Opfer auf X sein „tiefes Bedauern und aufrichtiges Beileid“ aus. Er dankte den Bürgerinnen und Bürgern dafür, dass sie den Anweisungen der Sicherheitskräfte gefolgt seien. Wie das Büro des Staatsoberhaupts mitteilte, bricht Pavel seinen derzeitigen Frankreich-Besuch ab und kehrt vorzeitig nach Tschechien zurück.

Rettungsfahrzeuge vor der Karls-Universität in Prag
AP/Petr David Josek
Die Polizei und Rettungskräfte sind mit einem Großaufgebot an Ort und Stelle

Der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala brach einen Arbeitsbesuch in Mähren ab. „Aufgrund der tragischen Ereignisse habe ich mein Arbeitsprogramm in Olomouc abgesagt und werde nach Prag zurückkehren“, teilte der liberalkonservative Politiker mit. „Ich stehe in Kontakt mit dem Innenminister und der tschechischen Polizei und bitte alle Bürgerinnen und Bürger, die Empfehlungen der Rettungsdienste zu beachten.“

Der Prager Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda zeigte sich schockiert. „Das ist eine Tragödie“, sagte er dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT. „Das Schlimmste daran ist, dass diese Dinge nicht zu verhindern sind.“ Viele dächten, so etwas könne nur in den USA passieren, weil viele dort bewaffnet seien. Es zeige sich, dass dem nicht so sei. Zum Zeitpunkt der Schüsse sei er in seiner Residenz unweit der Universität gewesen. „Die Polizei hat uns eingeschlossen, wir durften das Gelände nicht verlassen“, sagte Svoboda.

Polizisten auf einer Terasse an der Karls-Universität in Prag
AP/Petr David Josek
Zuletzt soll sich der Schütze auf dem Dach des Universitätsgebäudes aufgehalten haben

Internationales Entsetzen

Auch international rief der Vorfall Bestürzung hervor. „Ich bin tief schockiert von der grausamen Attacke heute in Prag, die so viele Opfer forderte. In diesen schmerzhaften Stunden sind unseren Gedanken mit den Menschen in der Tschechischen Republik, bei den Familien und Freunden der Opfer“, schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf X.

Ähnlich äußerte sich Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), der sich „zutiefst schockiert“ zeigte und sein Beileid ausdrückte. „Wir stehen fest an eurer Seite“, wandte sich Nehammer an seinen tschechischen Amtskollegen Fiala. Auch zahlreiche Regierungsmitglieder der ÖVP und der Grünen zeigten sich betroffen.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich „schockiert über die sinnlose Gewalt“. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X, er sei "zutiefst erschüttert. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sagte: „Der Anschlag mitten in Prag trifft Europa im Herzen. Wir sind in Trauer.“ Auch das Weiße Haus verurteilte die „sinnlose“ Gewalt.

8.000 Studierende an Philosophischer Fakultät

Die Karls-Universität wurde 1348 gegründet und zählt damit zu den ältesten europäischen Universitäten. Sie hat insgesamt rund 49.500 Studentinnen und Studenten. Davon studieren rund 8.000 an der Philosophischen Fakultät, an der Fächer wie Germanistik, Slawistik und Geschichtswissenschaft unterrichtet werden. Es dürfte sich um die schlimmste Tat mit Schusswaffen in der Geschichte der seit 1993 unabhängigen Tschechischen Republik handeln.