Deutsche Anleger klagen Wirecard-Prüfer EY auf 700 Mio. Euro

Nach dem Zusammenbruch des Finanzkonzerns Wirecard hat die Anlegerorganisation DSW eine große Schadenersatzklage gegen die Wirtschaftsprüfer EY Deutschland und EY Global eingereicht.

Die Klage enthalte Schadenersatzforderungen von mehr als 13.000 institutionellen und privaten Wirecard-Investoren mit einem Klagevolumen von über 700 Millionen Euro, teilte die DSW mit.

Der Schriftsatz mit Anlagen umfasse über 80.000 Seiten. Dank eines niederländischen Stiftungsmodells und der Einbindung britischer Prozessfinanzierer hätten die Investoren kein Kostenrisiko, nur im Erfolgsfall werde ein Teil des mittels Urteils oder Vergleichs erzielten Erlöses weitergereicht.

Der damals börsennotierte und im DAX enthaltene Zahlungsabwickler Wirecard war im Juni 2020 zusammengebrochen, als aufflog, dass auf Treuhandkonten in Asien 1,9 Milliarden Euro fehlten. Der aus Österreich stammende Ex-Chef Markus Braun und zwei weitere Ex-Manager sitzen wegen Bilanzfälschung und Bandenbetruges auf der Anklagebank.

DSW: Auf Aussagen der Wirecard-Führung verlassen

Die DSW-Anwälte Klaus Nieding und Andreas Lang erklärten, EY habe es versäumt, sich durch eigene Überprüfungen von der Existenz des Drittparteiengeschäfts zu überzeugen. Stattdessen hätten sich die verantwortlichen Prüfer auf die Aussagen der Wirecard-Führung verlassen. „Zusätzlich hätte EY relativ leicht feststellen können, dass die 1,9 Milliarden Euro nicht existieren, weil das später die Sonderprüfer von KPMG sehr schnell herausgefunden haben.“

Vom Wirtschaftsprüfer EY, der jahrelang die Bilanzen des Konzerns aus Aschheim bei München abgesegnet hatte, war keine Stellungnahme zu erhalten.

Einem Zeitungsbericht zufolge hat auch der Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffe die Prüfgesellschaft auf Schadenersatz geklagt. Details nannte ein Sprecher Jaffes dem „Handelsblatt“ gegenüber nicht. Die Klage sei noch in diesem Jahr beim Landgericht Stuttgart eingereicht worden, um eine Verjährung zu verhindern. Jaffe hält es für erwiesen, dass das Drittparteiengeschäft mit angeblichen Partnern in Asien erfunden war.