Gesundheitliche Probleme und finanzielle Nöte prägten das Leben Steegers in den vergangenen Jahren. Zuletzt lebte sie in Bad Hersfeld in einem Pflegeheim, nun starb sie laut „Bild“ in einem Krankenhaus der hessischen Stadt. Um sie herum waren in den vergangenen Jahren vor allem wechselnde Bekannte. Ihre vorherige Heimatstadt München verließ sie verarmt, zum Showgeschäft hatte Steeger schon lange keinen Kontakt mehr.
„‚Klimbim‘ war und ist mein Leben“, sagte die Berlinerin vor vielen Jahren einmal rückblickend. Die Schauspielerei hat Steeger – ihr bürgerlicher Name ist Ingrid Anita Stengert – nie offiziell gelernt, dennoch wurden Fernsehen und Theater ihre Welt.
Über den „Schulmädchenreport“ zu großen Rollen
Sie war zunächst als Sekretärin tätig. In den 1960er Jahren wurde sie von einem Fotografen entdeckt und arbeitete als Fotomodell. In den 1970er Jahren wurde sie als neuer Shootingstar der Softsexfilmindustrie mit dem legendären „Schulmädchenreport“ bekannt.
Später bekam sie Rollen in Krimireihen wie „Der Kommissar“ und „Derrick“ und arbeitete mit Größen wie Curd Jürgens, Harald Juhnke und Horst Tappert zusammen. Mit Iris Berben spielte sie in der Serie „Zwei himmlische Töchter“. Sie war in den 1990ern etwa auch im Vierteiler „Der große Bellheim“ zu sehen.
Prüderie durchbrochen
Ursprünglich wollte Steeger Werbegrafikerin werden. Ins Fernsehen sei sie damals mehr oder weniger hineingestolpert, sagte sie einmal. „Klimbim“ von Michael Pfleghar, dessen Lebensgefährtin sie ein paar Jahre lang war, habe ihr viele Türen geöffnet, ohne dass sie das geplant habe.
Mit der ARD-Comedyserie von 1973 bis 1979 hatte Steeger ihren großen Durchbruch. „Klimbim“ selbst stellte eine kleine Revolution dar: Leicht bekleidete Frauen und sexuelle Anspielungen waren neu im eher konservativen deutschen Fernsehen. Anzüglichkeiten und der Klamauk wurde auch gewürdigt. Die in der ARD und im ORF gezeigte Reihe war fünf Staffeln lang höchst erfolgreich, Pfleghar gewann 1975 den Adolf-Grimme-Preis, der Ritterschlag für eine TV-Sendung.
Theaterbühnen statt TV-Rollen
Fernsehrollen hatte Steeger zuletzt nicht mehr, dafür wandte sich die Schauspielerin mehr dem Theater zu. „Ich habe angefangen, mich richtig wohlzufühlen und mir das auszusuchen, was mir wirklich gefällt“, sagte sie vor rund zehn Jahren.
Sie stand vor allem mit Boulevardstücken auf der Bühne, etwa mit „Jackpot“ in der Komödie Kassel. An verschiedenen Spielorten feierte sie an der Seite von Jochen Busse und Simone Rethel mit der Komödie „Der Kurschattenmann“ Erfolge. Bei den Bad Hersfelder Festspielen spielte sie auf der Bühne der Stiftsruine mit großem Erfolg in Franz Kafkas „Der Prozess“ das Fräulein Montag.
Turbulentes Privatleben
Die Schauspielerin, die mit mehreren Auszeichnungen – darunter die Goldene Kamera (1976) und der Bambi (1990) – geehrt wurde, musste privat einige Turbulenzen durchstehen. 1973 bis 1975 war sie mit dem Kameramann Lothar Elias Stickelbruck verheiratet, danach hatte sie Beziehungen zu Pfleghar und dem Großwildjäger Peter Koenecke.
Einige Jahre lebte sie bei Paris mit dem französischen Schauspieler Jean-Paul Zehnacker zusammen, danach war sie längere Zeit mit dem TV-Regisseur Dieter Wedel liiert. Auch als Missbrauchsvorwürfe gegen ihn immer lauter wurden, äußerte sich Steeger stets positiv über ihn. 1992 heiratete Steeger den amerikanischen Poeten und Umweltschützer Tom LaBlanc, ein Jahr später trennten sie sich.
Leben mit Tiefen
Auch ihre Wohnorte wechselte sie oft – häufig auch wegen ihrer Partner. Sie lebte unter anderem in München, Hamburg, Zürich, Kenia und Frankreich. Zeitweise geriet ihr Leben auch aus der Bahn. Eine Zeit lang lebte sie von Hartz IV, ehe sie mit den Engagements am Theater loslegte. Auch in den letzten Lebensjahren vermehrten sich ihre Nöte wieder.
Steeger engagierte sich auch für Obdachlose – und setzte sich in den vergangenen Jahren mit dem Alter auseinander. „Für manche Rollen ist man einfach zu alt“, sagt sie einst in einem Interview. „Männer dürfen auch alt aussehen. Frauen dürfen das nicht.“ Und sie gab ohne Umschweife zu: „Älter werden ist nicht schön.“