Besucher fotografieren das Kriegsschiffs „Vasa“ im Vasa Museum in Stockholm
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Ruf nach Finanzspritze

Unglücksschiff „Vasa“ zerbröckelt wieder

Das historische schwedische Kriegsschiff „Vasa“ gilt als Unglücksschiff, sank es doch 1628 bei der Jungfernfahrt aufgrund von Konstruktionsproblemen quasi noch im Hafen. Auch seit der Bergung und Restauration des Schiffes Anfang der 1960er Jahre scheint ein „Fluch“ auf dem schwedischen Tourismusmagnet zu liegen. Bereits vor einem Jahrzehnt musste das Schiff vor dem Verfall gerettet werden. Doch schon wieder droht der Zerfall des bröckelnden Schiffs, wie der „Guardian“ am Mittwoch berichtete.

Der Verfall der „Vasa“ kann nur durch eine äußerst kräftige Finanzspritze von 150 Millionen Kronen (13,6 Mio. Euro) aufgehalten werden, so die britische Zeitung. Man habe zahlreiche Risse entdeckt, so die Konservatoren und Konservatorinnen des für das Schiff eigens in Stockholm gebauten Museums. Sollte nicht eine Stützstruktur neu gebaut werden, zerfalle das Schiff rettungslos.

Um die langfristige Erhaltung zu gewährleisten, benötige das Schiff laut dem Museum dringend eine neue Stützstruktur außen sowie auch ein neues internes Gerüst. Die „Vasa“ ist seit 1990 in dem Museum ausgestellt und gilt als ausgesprochener Tourismusmagnet – jährlich wollen rund eine Million Menschen das geborgene und restaurierte Wrack sehen.

Modell vor dem Kriegsschiff „Vasa“ im Vasa Museum in Stockholm
IMAGO/Pond5 Images/Xevisdishax
Das im Museum ausgestellte Modell der intakten „Vasa“

Nach 1.300 Metern war Schluss

Das für das Prestige von König Gustav II. Adolf aufwendig gebaute und extravagant dekorierte Schiff stand von Anbeginn unter keinem guten Stern. So sank es wegen Instabilität der Konstruktion nach nur 1.300 Meter Fahrt bei ruhigem Seegang. Die 64 Kanonen waren zu weit oben angebracht und konnten daher das Schiff leicht zum Schwanken und schließlich zum Kentern bringen, wie der „SWR“ auf seiner Webseite berichtet.

Die „Vasa“ hätte allerdings mit ihrer schieren Größe und ihren eben 64 imposanten Kanonen eines der wichtigsten Kriegsschiffe seiner Zeit werden sollen – ein schwerer Schlag für die schwedische Krone.

Das schwedische Kriegsschiff „Vasa“ sank 1628 bei der Jungfernfahrt quasi noch im Hafen. Auch seit der Bergung und Restauration Anfang der 1960er Jahre scheint ein „Fluch“ auf dem Schiff zu liegen. Bereits vor einem Jahrzehnt musste es vor dem Verfall gerettet werden, jetzt bröckelt es erneut.

Verschmutzung im Meer half für Erhalt

Nach 333 Jahren auf dem Meeresgrund wurde die „Vasa“ schließlich geborgen. Der Erhalt war gut, was offenbar an der Verschmutzung des Seegebietes vor Stockholm lag, wie der „SWR“ weiter berichtet. „Selbst die zähesten holzzersetzenden Mikroorganismen konnten dort nicht überleben“, heißt es weiter.

Doch bereits vor einem guten Jahrzehnt musste das Schiff vor dem Verfall gerettet werden. Die chemische Konservierung sorgte offenbar dafür, dass sich das Holz aufzulösen begann – die „Vasa“ zerbröckle wie Knäckebrot, hieß es damals.

Risse, Spalten und Zerbröckelung

Jetzt ist die Situation offenbar wieder dramatisch. Laut Magnus Olofsson, dem Projektleiter des Museums, beginnt das Holz des Schiffes bereits zu brechen, so Olofsson gegenüber dem „Guardian“. Man habe bereits viele Risse und wolle nicht noch mehr haben. So verweist Olofsson etwa auf einen diagonalen Spalt auf der Backbordseite des Bugs. „Am Ende wird das Schiff zusammenbrechen“, so Olofsson. Die Erhaltungsprobleme der „Vasa“ werden teils durch eine Stahlhalterung, in der sie seit 1964 liegt, verursacht, so der Experte weiter. Der Druck, der davon ausgeübt werde, führe zu Rissen und Verformungen.

Arbeiter während der Verstärkung der Stützen des Kriegsschiffs „Vasa“ im Vasa Museum in Stockholm
IMAGO/TT/Caisa Rasmussen
Arbeiten an den Kielstützen der „Vasa“ im Mai 2023

Ein weiterer Faktor für die Risse, aber auch die Zerbröckelung ist das Holz, das durch die im Meer aufgenommene Verschmutzung von innen heraus chemisch zersetzt wird. Es bildeten sich Säuren, und diese zerstörten das Holz, das dann natürlich das Gewicht nicht mehr tragen könne. Ein auch im Inneren des Schiffes eingebautes Skelett würde zum Schutz beitragen, so Olofsson über die angepeilte Lösung.

Gewicht als unbekannte Größe

Eine der größten Herausforderungen sei schließlich, dass die Arbeiten durchgeführt werden müssten, während das Schiff vollkommen stillstehe und nicht bewegt werden dürfe. Bei der Restaurierung, deren Vorbereitungen laufen und die ab dem Frühjahr angepeilt ist, bliebe das Museum geöffnet. „Wir müssen das Stück für Stück machen“, so Olofsson. Auf das Museum kommt eine Mammutaufgabe zu.

Detailansicht des Kriegsschiffs „Vasa“ im Vasa Museum in Stockholm
IMAGO/ZUMA Wire/Tampa Bay Times
Ein Detail der zahlreichen Verzierungen des Schiffes

Man habe vier Jahre lang recherchiert, wie die Restaurierung funktionieren könne, dann habe man vier Jahre an den Konstruktionszeichnungen gearbeitet. „Und jetzt beginnen wir dann mit dem Bau, der ebenfalls vier Jahre dauern wird“. Eine unbekannte Größe ist allerdings das Gewicht des Schiffes. Es wird zwischen 900 und 1.000 Tonnen geschätzt – ein großer Unterschied für die Konstruktion.

Für die erheblichen Kosten muss das selbst finanzierte Museum auch selbst aufkommen. Man hofft auf zahlreiche schwedische Spender und Spenderinnen und Sponsoren, denn die „Vasa“ sei etwas Besonderes, so Museumsdirektorin Jenny Lind. Sie verwies dabei auch auf eine ähnliche Finanzierung bei der Bergung des Wracks.