Der österreichische Rüstungsunternehmer Gaston Glock
IMAGO/ZUMA Press
1929–2023

Gaston Glock ist tot

Der österreichische Rüstungsunternehmer Gaston Glock ist tot. Der gebürtige Wiener starb am Mittwoch im Alter von 94 Jahren, das teilte die Pressestelle von Glock mit. Bekannt wurde Glock durch seine Waffenfirma, die er im Jahr 1963 im niederösterreichischen Deutsch-Wagram gründete – und insbesondere durch die Glock-Pistole.

Der gelernte Kunststofftechniker schuf mit seiner Glock-Pistole eine Waffe, die nicht nur deutlich leichter und einfacher als die damals bekannten Modelle war, sondern auch erheblich günstiger und zuverlässiger.

Spezialeinheiten in aller Welt machten die „Glock“ weltberühmt, selbst die deutsche GSG 9 vertraut – trotz des Hauslieferanten Heckler & Koch – am Gürtel auf ein Fabrikat aus dem niederösterreichischen Deutsch-Wagram. Glock selbst konnte mit dieser Berühmtheit persönlich wenig anfangen, er galt als sehr medienscheu, und auch die Society-Gesellschaft war nicht seines.

Ganz konnte er dem Boulevard aber nicht entfliehen, sein millionenschwerer Rosenkrieg gegen seine Ex-Frau sorgte für Rauschen im Blätterwald. Glock hat zwei Söhne und eine Tochter, der Ehestreit hatte zuletzt auch das Verhältnis zu diesen getrübt.

Der österreichische Rüstungsunternehmer Gaston Glock
IMAGO/ZUMA Press
Gaston Glock war sehr medienscheu: Im Bild auf einer Veranstaltung 2003 in Velden

Für Unternehmen „vorausschauend Sorge getragen“

Für die Weiterführung und Stabilität des Unternehmens habe Glock „vorausschauend Sorge getragen“, schrieb das Unternehmen weiter. „Das Lebenswerk von Ing. Gaston Glock wird auch künftig in seinem Sinne weitergeführt.“ Für weitere Rückfragen stehe man nicht zur Verfügung. Unklar ist etwa, welche Rolle Glock für seine Kinder und seine zweite Ehefrau in Unternehmen und Privatstiftung vorsah.

Im vergangenen Jahr hat der Pistolenproduzent Glock knapp 830 Mio. Euro umgesetzt und etwas über 146 Mio. Euro Gewinn erwirtschaftet. Das Unternehmen beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und beliefert neben dem österreichischen Bundesheer unter anderem auch die Armeen von Frankreich und Großbritannien. In den USA sind Pistolen von Glock die am häufigsten an Privatpersonen verkauften Pistolen.

Vom Kunststofftechniker zum Waffenproduzenten

Glock ist Jahrgang 1929, er war ursprünglich Kunststofftechniker, bis er 1963 im niederösterreichischen Deutsch-Wagram eine Waffenproduktion gründete. Mittlerweile gibt es weltweit Niederlassungen, unter anderem ein Werk in den USA. Medienberichten zufolge sollen bis zu 80 Prozent der US-Polizistinnen und -Polizisten auf die Pistolen von Glock vertrauen. Dabei blies diesem am Anfang in den USA ein scharfer Wind der etablierten Waffenproduzenten entgegen, die dem unliebsamen Konkurrenten vorwarfen, „Plastikpistolen“ zu produzieren, die Terroristen vorbei an Metalldetektoren unbemerkt in Flugzeuge mitnehmen könnten.

1999 überlebte Glock knapp einen Mordanschlag, dem mit einem Hammer bewaffneten Angreifer fehlten danach ein paar Zähne. „You don’t mess with Gaston Glock“, schrieb das renommierte US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ damals über diesen.

Klage gegen Amnesty International

Als Amnesty International (AI) von Glock wissen wollte, wie dessen Pistolen in das Bürgerkriegsland Sudan gekommen seien, klagte dieser, unter anderem rumänischer Honorarkonsul in Kärnten, die Menschenrechtsorganisation auf 65.000 Euro Schadenersatz. Letztlich entschied AI nach Eigenangaben den Rechtsstreit für sich.

Kathrin Glock im „Ibiza“-Untersuchungsausschuss
ORF.at/Carina Kainz
Gastons zweite Frau Kathrin vor ihrer Befragung vor dem „Ibiza“-U-Ausschuss 2021

Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung eingestellt

Auch mit der Steuerfahndung war Glock im Clinch, der in einer Hausdurchsuchung bei ihm gipfelte. Nachdem diese Information an die Öffentlichkeit gelangt war, beauftragte der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser die Innenrevision, die undichte Stelle in seinem Ministerium zu finden. Die Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung wurden später eingestellt. Der Name Gaston Glock tauchte auch rund um eine Investorengruppe bei der notverstaatlichten Hypo Alpe Adria auf, seine genaue Rolle blieb aber unklar.

Der Pferdeliebhaber machte aber auch als wohltätiger Spender von sich reden. So spendete der Milliardär rund um Weihnachten 2012 insgesamt rund 550.000 Euro für Spitäler in Wien und Klagenfurt. Dazu finanzierte er das Gaston Glock Zentrum für Invasive Kardiologie und Elektrophysiologie, spezialisiert auf die Behandlung von Herzrhythmusstörungen.

Rosenkrieg mit langjähriger Ehefrau

In den Schlagzeilen war Glock in seinen letzten Lebensjahren durch einen langwierigen Rosenkrieg mit seiner ersten Frau, in dem diese ihn 2014 in den USA auf 500 Mio. Dollar (damals 393 Mio. Euro) klagte. Glock hatte sich 2011 nach 49 Jahren Ehe von Helga Glock getrennt, um eine 52 Jahre jüngere Villacherin zu heiraten. Kathrin Glock wurde am 1. Jänner 2021 Aufsichtsratsvorsitzende der Glock GmbH.