Signa-Logo auf der Glasfassade eines Bürogebäudes
ORF/Christian Öser
Vorzeigetöchter

Signa Prime insolvent, Development folgt

Rund vier Wochen nach dem Insolvenzantrag der Signa Holding folgen mit der Signa Prime Selection AG und der Signa Development Selection AG zwei als zentrale Unternehmensteile geltende Tochterunternehmen. Am Donnerstag wurde beim Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung über das Vermögen der Signa Prime eröffnet. Am Freitag soll der Insolvenzantrag für die Signa Development folgen.

Für die Signa Prime Selection AG und damit die größte operative Tochter im Firmengeflecht des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko will Signa im Rahmen des angelaufenen Sanierungsverfahrens eine „geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens“ erreichen.

Wie der Gläubigerschutzverband Creditreform gegenüber ORF.at am Abend mitteilte, ist das Insolvenzverfahren eröffnet. Zum Sanierungsverwalter wurde Norbert Abel bestellt – die erste Abstimmung über den Sanierungsplan stehe den Angaben zufolge am 18. März an.

Vorlage für Signa Development

Die Signa Development Selection AG sei Signa-Angaben zufolge in derselben Situation wie Signa Prime. Der Antrag für ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung werde laut Signa am Freitag gestellt. Ende November wurde bereits über die Muttergesellschaft Signa Holding ein ebenfalls in Eigenverwaltung laufendes Sanierungsverfahren eröffnet.

Signa Prime reicht Insolvenzantrag ein

Die Signa Prime Selection AG, die wichtigste Tochter im Firmengeflecht des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko, hat am Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag eingereicht. Beantragt werde laut Unternehmen ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung.

In der Signa Prime hat Benko die Signa-Anteile an bekannten Immobilien wie dem Wiener Goldenen Quartier, dem geplanten Kaufhaus Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße, dem Berliner KaDeWe und dem seit Wochen stillstehenden Hamburger Elbtower-Projekt gebündelt. Signa Prime baut und vermietet Immobilien. Für das Einzelhandelsgeschäft der Kaufhäuser sind andere Gesellschaften zuständig.

Passiva bei über vier Milliarden Euro

Die 2010 gegründete Signa Prime sei mit 54 Immobilien und 369 „mittelbaren wie unmittelbaren Beteiligungen“ die größte Immobiliengesellschaft der Signa-Gruppe, teilte der Gläubigerschutzverband Creditreform per Aussendung mit. „Die Insolvenzursachen liegen in den allgemein bekannten Gründen der Signa-Gruppe mit stagnierendem Immobilienmarkt und steigenden Kosten und Zinsen“, wie es dazu weiter heißt. Von der Insolvenz betroffen sind den Angaben zufolge 300 Gläubiger.

Laut Angaben von Creditreform und Alpenländischem Kreditorenverband (AKV) liegen die Passiva bei rund 4,5 Milliarden, der Kreditschutzverband (KSV) 1873 schreibt von 4,3 Mrd. Euro. Den KSV-Angaben zufolge gelte es noch, „wechselseitige Verbindlichkeiten und Haftungen innerhalb der Signa-Gruppe abzuklären“. Das „wird in den nächsten Wochen intensiv zu prüfen sein“.

Ebenfalls noch zu prüfen werde seitens des Insolvenzverwalters sein, ob das Verfahren in Eigenverwaltung mit einer 30-prozentigen Gläubigerquote aufrechtzuerhalten ist, erklärte Karl-Heinz Götze vom KSV1870. Zur Verwertung dürften dafür unter anderem die Bestandsimmobilien des Unternehmens kommen. Kurzfristig benötige die Prime jedenfalls eine Überbrückungsfinanzierung zwischen 300 und 500 Mio. Euro, schreibt der KSV.

Suche nach „langfristigen Lösungen“

Signa Prime besitzt laut Firmenwebsite Objekte im Wert von insgesamt 20,4 Milliarden Euro. Laut dem Jahresbericht für 2022 hatte die Signa Prime Ende des Vorjahres Verbindlichkeiten von fast 10,8 Milliarden Euro. Signa Prime schrieb im Vorjahr rund eine Milliarde Euro Verlust, nachdem der Wert der Anlageobjekte vor allem in Deutschland um etwa denselben Betrag abgewertet worden war. Den vier Vorständen der Gesellschaft wurden dennoch Prämien von insgesamt 19 Millionen Euro zugesprochen.

„Trotz erheblicher Bemühungen in den vergangenen Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden“, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Es gelte, langfristige Lösungen zu finden, sagte Erhard Grossnigg, Sprecher des Vorstandes der Signa Prime Selection AG. Die Qualität des Prime-Portfolios sei hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen lägen, sei sehr gut.

Insolvenzanträge deuteten sich an

Bereits vergangene Woche hatte Signa Development mit Hinweis auf ihre Liquiditätssituation einen Insolvenzantrag in Aussicht gestellt. Das Vorjahr beendete Signa Development mit einem Verlust von rund 316 Millionen Euro und Vorstandsprämien im Umfang von insgesamt neun Millionen Euro. Signa Development ist auf die Entwicklung von städtebaulichen Projekten im Wohn- und Gewerbesegment spezialisiert. Die aktuelle Bilanzsumme wird auf der Website mit 4,6 Milliarden Euro angegeben.

Nach starkem Wachstum in der Niedrigzinsphase kämpft das von Benko geschaffene Firmennetzwerk so wie die gesamte Immobilienbranche mit höheren Baukosten, Energiepreisen und Zinsen. Außerdem steht der stationäre Einzelhandel unter wirtschaftlichem Druck.

Bereits im Oktober hatte die Onlinesportartikelsparte von Signa Insolvenz angemeldet. In den vergangenen Wochen gaben die Signa Holding sowie eine Reihe kleinerer Teiltesellschaften ihre Zahlungsunfähigkeit bekannt. Die Signa Retail Selection AG mit Sitz in der Schweiz hat angekündigt, die Gesellschaft geordnet abzuwickeln. Signa Retail ist auch die Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof zugeordnet, die damit zum Verkauf stehen dürfte.

SIGNA Wien Lamarr
ORF/Christian Öser
Signas Lamarr-Baustelle auf der Wiener Mariahilfer Straße

Chrysler-Building-Anteil wird verkauft

Kurz vor Weihnachten meldete dann die Signa Real Estate Management 45 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung an. Gleichzeitig wurde bekannt, dass eines der renommiertesten Hotels in Venedig, das Hotel Bauer am Canal Grande, wie viele andere Projekte von Signa, auf Eis liegt. Das soll auch bei dem geplanten Einkaufstempel Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße der Fall sein.

Mitte Dezember war auch verkündet worden, dass der äußerst prominent besetzte Signa-Beirat aufgelöst wird. Im Beirat der Holding saßen unter anderen Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sowie Wüstenrot-Chefin und Ex-FPÖ-Vizekanzlerin Susanne Riess-Hahn. Firmengründer Benko war bis zu seinem Abgang im November 2023 Vorsitzender des Gremiums. Zuvor hatte der Sanierungsverwalter der insolventen Signa-Holding die Veräußerung von Vermögenswerten wie dem Chrysler Building sowie der Medienbeteiligungen an „Kronen Zeitung“ und „Kurier“ kundgetan.

Neue größte Pleite in Österreich

Mit Passiva von rund fünf Milliarden Euro hat die Signa Holding bereits vor vier Wochen die 2013 in die Pleite gerutschte Alpine Bau überholt. Am Donnerstag steht nun die Signa Prime auf Platz zwei. Wenn am Freitag auch der Insolvenzantrag für die Signa Development wie angekündigt gestellt wird und konkretere Zahlen vorliegen, wird die Alpine Bau allen Erwartungen nach auf Platz vier verdrängt werden.