Xiaomi SU7
Reuters/Florence Lo
Xiaomi mischt mit

Chinas E-Autos setzen Tesla unter Druck

Der US-amerikanische E-Auto-Hersteller Tesla wird von der chinesischen Konkurrenz zunehmend unter Druck gesetzt. Am Donnerstag kündigte der Smartphonehersteller ein eigenes Auto an und dazu das ehrgeizige Ziel, künftig zu den Top-Five-Autoherstellern weltweit zu gehören. Unterdessen ist die Marke BYD, die Tesla-Chef Elon Musk einst belächelt hatte, schon jetzt auf dem Weg, den US-Konzern hinter sich zu lassen.

In Peking stellte Xiaomi-Chef Lei Jun am Donnerstag das erste Auto seines Konzerns vor: Die Limousine SU7 soll 2025 auf den Markt kommen, so der Plan. SU steht laut Konzernangaben für „Speed Ultra“ und soll mit „Super-Elektromotor“-Technologie schnellere Beschleunigung als die Autos von Tesla und Porsche ermöglichen, so Lei.

Aufhorchen ließ Lei mit der Ansage, man wolle in den kommenden zwei Jahrzehnten zu den größten Autoherstellern der Welt aufschließen. „Durch harte Arbeit in den nächsten 15 bis 20 Jahren werden wir einer der fünf größten Automobilhersteller der Welt werden und danach streben, Chinas gesamte Automobilindustrie anzukurbeln“, so Lei. Die Autos werden von einer Sparte des staatlichen Herstellers BAIC in einer Fabrik in Peking mit einer Jahreskapazität von 200.000 Fahrzeugen produziert.

Smartphones, Waagen, E-Autos

Xiaomi ist der viertgrößte Smartphone-Hersteller weltweit. Das Unternehmen produziert auch Tablets, Smartwatches, Kopfhörer und Elektroroller und selbst smarte Körperwaagen. Schon 2021 hatte Xiaomi angekündigt, auch Autos herzustellen. Der Konzern wurde 2010 gegründet und ist mit seiner Strategie, technisch hochwertige Geräte zu vergleichsweise günstigen Preisen zu verkaufen, sehr schnell gewachsen. Die USA setzten das Unternehmen 2021 wegen mutmaßlicher Verbindungen zum chinesischen Militär auf ihre schwarze Liste.

Die nun vorgestellte Limousine feiert ihr Debüt zwar zu einer Zeit, in der der größte Automarkt der Welt mit Überkapazitäten, Preiskampf und einer schwachen Nachfrage zu kämpfen hat. Doch auf dem Markt für E-Autos gibt es für den amerikanischen Marktführer Tesla zunehmend Konkurrenz aus China.

BYD überholt wohl Tesla international

Vor allem ein Name taucht im Zusammenhang mit Tesla oft auf: BYD. Einst machte sich Tesla-Gründer Musk über den chinesischen Hersteller lustig, mittlerweile bezeichnet er die Autos als „sehr konkurrenzfähig“. In China, dem weltgrößten E-Auto-Markt, ist BYD deutlicher Marktführer: Im November wurden dort 300.000 Autos verkauft, gefolgt von Tesla mit 80.000 Autos.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte BYD auch weltweit auf Platz eins vorrücken – und das schon im derzeitigen Quartal. Im vorangegangenen Quartal verkaufte der US-Hersteller nur knapp 3.500 Autos mehr als BYD, diese Lücke könnte der chinesische Konzern nun schließen, so die Erwartungen.

BYD SEAL
AP/The Yomiuri Shimbun/Miho Ikeya
Die E-Autos von BYD werden wohl bald die meistverkauften weltweit sein

Laut Bloomberg hat Tesla bei wichtigen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Marktkapitalisierung noch die Nase vorn. Analysten gehen davon aus, dass sich einige dieser Lücken im nächsten Jahr erheblich schließen werden, schreibt die Nachrichtenagentur – die Fachleute prognostizieren, dass Tesla 114 Mrd. Dollar und BYD 112 Mrd. Dollar Umsatz erzielen wird.

„Anti-Musk“ und deutsches Design

BYD hat schon in den Nullerjahren kräftig in die Entwicklung von E-Autos investiert, Firmenchef Wang Chuanfu gilt als „Anti-Musk“, ist nicht in sozialen Netzwerken vertreten und meldet sich auch sonst nur in Ausnahmefällen zu Wort. 2016 engagierte der Konzern den deutschen Autodesigner Wolfgang Egger, der zuvor für Alfa Romeo und Audi Fahrzeuge entworfen hatte. Seither werden die chinesischen Fabrikate im Westen kaum noch belächelt.

Wang Chuanfu
AP/Mark Schiefelbein
BYD-Chef Wang gilt als Gegenstück zu Tesla-Chef Musk

Und dennoch ist Erfolg außerhalb Chinas alles andere als sicher: Vor allem höhere Importzölle, wie sie etwa die EU plant, um chinesischen Subventionen entgegenzuwirken, könnten BYD ausbremsen. In den USA verordnete Ex-Präsident Donald Trump schon davor enorm hohe Einfuhrzölle. Und außerhalb gibt es bisher wenig Absatz für E-Autos, heißt es in dem Bloomberg-Artikel.

Werk in Ungarn angekündigt

BYD fertigt Autos bereits in den USA, Japan, und Brasilien – um Zölle zu minimieren, wird BYD aber auch in Ungarn ein Werk errichten. Das gab der ungarische Außenminister Peter Szijjarto kurz vor Weihnachten in Budapest bekannt. Die Fertigungsstätte werde in der südungarischen Stadt Szeged entstehen und mehrere tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen.

Es entstünden Tausende Arbeitsplätze, erklärte BYD über seinen WeChat-Kanal. Das Unternehmen betreibt derzeit bereits eine Fabrik in Komarom im Nordwesten Ungarns, in der Elektrobusse gefertigt werden. BYD ließ offen, wie groß das Autowerk sein wird. Fachleute gehen davon aus, dass in Ungarn jährlich ungefähr 200.000 Autos gebaut werden können.

Für den Tesla-Rivalen sei ein Werk in Europa aber wichtig, um den Markt erschließen zu können, schrieben Analysten. „Der Bau an Ort und Stelle reduziert die Logistik- und Zollkosten – die im unteren Preissegment besonders stark zu Buche schlagen“, hieß es. „Noch wichtiger ist, dass auch die Regierungen dort das Unternehmen dann unterstützen.“