Ermittlungen gegen Rockband: Neuer China-Taiwan-Zores

Seit Wochen ermitteln chinesische Behörden gegen die taiwanische Rockband Mayday. Die Bandmitglieder sollen während ihrer Konzerte in Schanghai gegen das Verbot von Lippensynchronisation verstoßen haben. Mayday wies die Vorwürfe zurück. Taiwan geht offenbar von einer gezielten Desinformationskampagne aus.

Zwei taiwanische Geheimdienstmitarbeiter behaupteten nach Angaben von CNN, dass chinesische Behörden die Rockband monatelang unter Druck gesetzt hätten, öffentlich zu erklären, dass sowohl China als auch Taiwan zu ein und demselben Land gehören.

Die wiederholten Aufforderungen fielen mit dem Beginn der China-Tournee der Band im Mai dieses Jahres zusammen, behaupteten die taiwanischen Beamten, die aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden wollten. Mayday hätten sich allerdings geweigert, ihre politische Haltung zu ändern. Daraufhin habe China begonnen, Vorwürfe über Lippensynchronisation in die Welt zu setzen.

Wahlen im Jänner

Für Peking ist Taiwan eine abtrünnige Provinz, was auf den chinesischen Bürgerkrieg zwischen 1927 und 1949 zurückgeht. Taiwan beschuldigt Peking häufig, militärischen oder wirtschaftlichen Druck auszuüben, um die dortigen Wahlen zugunsten der chinesischen Regierung zu beeinflussen.

Dass nun auch taiwanische Künstler beeinflusst werden sollten, sei „beispiellos“, so die Beamten weiter. Sie gehen davon aus, dass die Vorwürfe mit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen Mitte Jänner in Zusammenhang stünden.

Vorwürfe auf sozialen Netzwerken

Die Angaben der Geheimdienstmitarbeiter sind kaum unabhängig zu prüfen. Laut CNN nehmen taiwanische Künstler politische Restriktionen gerne in Kauf, um in China auftreten zu können. Die Band Mayday, die manchmal auch als „asiatische Beatles“ bezeichnet wird, hielt sich weitgehend aus der Politik heraus und erfreut sich großer Beliebtheit auf dem Festland.

Die taiwanische Rockband Mayday
Reuters

Mitte November trat die Rockband achtmal binnen zehn Tagen vor mehr als 360.000 Menschen auf. Ende November habe ein chinesischer User behauptet, dass die Band bei manchen Liedern nicht live singe. Auf der chinesischen Plattform Weibo machten die Vorwürfe schnell die Runde. Anfang Dezember kündigte das Kulturbüro in Schanghai eine Untersuchung der Vorwürfe an.