Signa-Logo auf einer Papierrolle
ORF/Christian Öser
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Signa Development stellt Insolvenzantrag

Einen Tag nach der Signa Prime Selection AG, dem Flaggschiff der Immosparte der Signa-Gruppe, hat Freitagfrüh auch die Signa Development Selection AG einen Insolvenzantrag beim Wiener Handelsgericht eingereicht, berichten KSV1870, Creditreform und Alpenländischer Kreditorenverband (AKV). So wie bei der Prime und der seit Ende November in die Insolvenz geschickten Signa Holding wurde auch von Signa Development ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung angestrebt – und vom Handelsgericht eröffnet.

Zur Sanierungsverwalterin wurde die Wiener Rechtsanwältin Andrea Fruhstorfer bestellt, wie KSV1870 am Nachmittag weiter mitteilte. Die erste Gläubigerversammlung steht den Angaben zufolge in rund zwei Wochen am 15. Jänner an – die über die weitere Vorgangsweise dann entscheidende Sanierungsplantagsatzung soll am 18. März stattfinden.

Die Signa Development wurde 2014 gegründet und beschäftigt sich mit der Entwicklung von Immobilienprojekten. Ihren Sitz hat sie in Innsbruck. Der Gross Asset Value (GAV) lag per Ende 2022 bei rund 2,8 Mrd. Euro, so Gerhard Weinhofer von der Creditreform.

39 Projekte umfassendes Immoportfolio

Zu den Highlights zählen laut Creditreform Immobilien wie das Vienna Twentytwo, der Donaumarina Tower, das Andaz Vienna am Belvedere, das Berliner Bremsenwerk und die Flüggerhöfe in Hamburg. Insgesamt umfasse das Immobilienportfolio 39 Projekte, das Unternehmen sei unmittelbar und mittelbar an 290 Gesellschaften beteiligt. Es seien rund 200 Gläubiger und 13 Beschäftigte betroffen. Die Aktiva beziffern KSV1870 und Creditreform mit rund 296 Millionen Euro. Diesen stünden Verbindlichkeiten von rund 1,2 Milliarden Euro gegenüber, so KSV1870 und AKV. Laut Creditreform liege der Buchwert der Passiva bei 1,3 Mrd. Euro.

Weitere Insolvenz von Signa-Gesellschaft

Das Signa-Imperium bröckelt weiter. Am Donnerstag war die Insolvenz der Signa Prime Selection bekanntgeworden, einen Tag später wurde der Insolvenzantrag der Signa Development Selection gestellt.

Das Unternehmen verfolgt laut eigenen Angaben die Strategie „Kaufen – Entwickeln – Verkaufen“. Der Fokus liege dabei auf Immobilienentwicklungsprojekten in guten Lagen, abseits von Premium-Innenstadtlagen, um nicht mit der – mittlerweile insolventen – Schwestergesellschaft Signa Prime in Konkurrenz zu treten.

Prime-Insolvenz als „Herkulesaufgabe“

Die Signa Prime Selection AG hatte am Donnerstag einen Insolvenzantrag gestellt. Die Insolvenz der größten operativen Tochter im Firmengeflecht des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko werde „zur echten Herkulesaufgabe“, so der Kreditschutzverband (KSV) von 1870.

Im Portfolio von Signa Prime finden sich die wichtigsten von Benkos Firmengeflecht gehaltenen Immobilien, darunter das Goldene Quartier in der Wiener City und das auf der Wiener Mariahilfer Straße in Bau befindliche Kaufhaus Lamarr, das Berliner KaDeWe und das seit Wochen stillstehende Elbtower-Projekt in Hamburg.

„Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens“, teilte Signa mit Einreichung des Insolvenzantrags beim Wiener Handelsgericht per Aussendung mit.

Signa Prime: Passiva von über vier Mrd. Euro

Inwieweit dieses Vorhaben umsetzbar ist, werde sich aus Sicht von Fachleuten wohl erst im Laufe der nächsten Wochen klären. Der erste Schritt ist mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens vonseiten des Wiener Handelsgerichts seit Donnerstagabend gesetzt. Wie der Gläubigerschutzverband Creditreform mitteilte, wurde Norbert Abel zum Involvenzverwalter bestellt – die erste Abstimmung über den Sanierungsplan stehe den Angaben zufolge am 18. März an.

Creditreform und AKV beziffern die Passiva der Signa Prime mit rund 4,5 Milliarden, KSV1870 schreibt von 4,3 Milliarden Euro. Den KSV-Angaben zufolge gelte es noch, „wechselseitige Verbindlichkeiten und Haftungen innerhalb der Signa-Gruppe abzuklären“. Auch das werde laut KSV „in den nächsten Wochen intensiv zu prüfen sein“.

Dann werde sich auch weisen, was vom Signa-Prime-Portfolio übrig bleibt. Im Zuge des Insolvenzverfahrens dürften der KSV-Aussendung zufolge unter anderem die Bestandsimmobilien des Unternehmens zur Verwertung kommen. Kurzfristig benötige die Prime eine Überbrückungsfinanzierung zwischen 300 und 500 Mio. Euro, wie es dazu weiter heißt.