Seit 2015 soll NMT Think Pink an insgesamt 21 Orten in 15 mittelschwedischen Gemeinden illegal Müll und Bauschutt entsorgt und vergraben haben. Aufgeflogen war der Skandal im Jahr 2020. Der Ermittlungsakt umfasst mittlerweile 45.000 Seiten. Das Verfahren dürfte mehrere Wochen dauern, mehr als 150 Personen sollen als Zeuginnen und Zeugen einvernommen werden, berichteten schwedische Medien.
Die Menge der illegal entsorgten Abfälle beläuft sich laut der Zeitung „Göteborgs-Posten“ auf 200.000 Tonnen. Bei ihren Untersuchungen stellten die Ermittlungsbehörden an vielen Orten gesundheitsschädliche Mengen an Arsen, Blei, Zink, Kupfer, Erdölprodukten und Dioxinen fest. 2019 brach in der Gemeinde Gullspang in einer Lagerhalle, in der NMT Think Pink Industrieabfälle aufbewahrte, Feuer aus. Die Feuerwehr bekam den Brand erst nach zwei Wochen unter Kontrolle.
Elf Angeklagte
Insgesamt wird gegen elf Personen Anklage erhoben. Fünf davon müssen sich wegen schwerer Umweltkriminalität verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, Abfälle so entsorgt zu haben, dass sie eine Verschmutzung der Umwelt verursachen könnten, „die für die menschliche Gesundheit, Tiere oder Pflanzen schädlich ist oder war“. Der Strafrahmen liegt zwischen sechs Monaten und sechs Jahren.
Unter den fünf Beschuldigten befinden sich Unternehmensleiterin Vancor, die sich früher Bella Nilsson nannte, und ihr Ex-Mann Thomas Nilsson. Vancors Anwalt Jan Tibbling wies die Anschuldigungen gegenüber schwedischen Medien zurück. Seine Mandantin bestreite jegliches Fehlverhalten. Er kritisierte die langsamen Fortschritte der Ermittlungen.
Sexclubmanagerin und Start-up-Gründerin
Nilsson wurde 1969 in Teheran geboren und kam als Jugendliche Mitte der 1980er nach Schweden. Sie arbeitete als Stripperin und managte einen Sexclub. Der schwedischen Öffentlichkeit wurde sie 1998 bekannt, als sie unter dem Namen Isabella Johansson ein Buch über ihre Lebensgeschichte veröffentlichte.
Das Start-up NMT Think Pink stieg in den 2010er Jahren zu einem der am schnellsten wachsenden Unternehmen Schwedens auf. 2019 machte die Firma einen Umsatz von umgerechnet knapp zwölf Millionen Euro. In ihrem Blog bezeichnete sich Vancor als „Müllkönigin“.