Rettungskräfte in Kharkiv
Reuters/Sofiia Gatilova
Ukraine-Krieg

Neue russische Drohnenangriffe auf Charkiw

Russland hat die Stadt Charkiw in der Nordostukraine nach ukrainischen Angaben in der Nacht auf Sonntag erneut angegriffen. Vier Drohnen des Typs Schahed aus iranischer Fabrikation hätten die Stadt zum Ziel gehabt, erklärte ein Sprecher der regionalen Staatsanwaltschaft.

Bei den Drohnenangriffen seien Gebäude in Charkiw beschädigt worden, erklärte Bürgermeister Ihor Terechow im Onlinedienst Telegram. „Es handelt sich nicht um militärische Einrichtungen, sondern um Cafes, Wohngebäude und Büros“, betonte der Bürgermeister. „Am Vorabend des Neujahrsfestes wollen die Russen unsere Stadt einschüchtern, aber wir haben keine Angst“, fuhr Terechow fort.

Ukraine meldet 28 Verletzte in Charkiw

In der ersten Welle der russischen Bombardierung von Charkiw trafen mindestens sechs Raketen die Stadt, wie Regionalgouverneur Oleh Syniehubow sagte. Mindestens 28 Menschen seien verletzt worden. Drei Tote habe es bei einer russischen Bombardierung eines Dorfes in der Region in der Nähe der Grenze gegeben, sagte Syniehubow.

Laut den ukrainischen Luftstreitkräften wurden 21 von 49 Drohnen abgeschossen. Die meisten Flugkörper seien auf die Front und die Regionen Charkiw, Cherson, Mykolajiw und Saporischschja ausgerichtet gewesen. Ein Drohnenangriff in der Region um die Hauptstadt Kiew sei abgewehrt worden.

ZDF-Team bei Angriff auf Hotel getroffen

Am Nachmittag wurde bekannt, dass ein Fernsehteam des deutschen öffentlich-rechtlichen Senders ZDF bei einem russischen Raketenangriff auf ein Hotel in Charkiw getroffen wurde. Das siebenköpfige Team sei am Samstag in dem Hotel gewesen, als die Rakete einschlug, teilte das ZDF am Sonntag mit. Die ukrainische Übersetzerin sei von Trümmerteilen getroffen und schwer verletzt worden. Auch ein Sicherheitsmann des Teams sei verletzt worden.

Russische Angriffe auf Charkiw

In der Ukraine kam es erneut zu Angriffen auf die Stadt Charkiw im Osten des Landes.

Angriff auf Belgorod gemeldet

Am Samstag hatte die Ukraine nach russischen Angaben die russische Stadt Belgorod angegriffen. Dabei wurden laut aktuellen Angaben vom Sonntag 24 Menschen getötet, eine Angabe, die unabhängig nicht geprüft werden kann. Der Angriff werde nicht „ungestraft“ bleiben, warnte das Verteidigungsministerium in Moskau. Es war offenbar der schwerste ukrainische Angriff auf russischem Boden seit der russischen Invasion in der Ukraine.

Nach Aussagen des russischen Verteidigungsministeriums war der Angriff auf Charkiw die Vergeltung für die Bombardierung Belgorods. Moskau warf Kiew vor, bei dem Angriff international geächtete Streumunition eingesetzt zu haben. Am Sonntag gab es erneut Raketenalarm in Belgorod. Zuvor waren am Freitag bei einer der schwersten russischen Angriffswellen auf die Ukraine nach ukrainischen Angaben 40 Menschen getötet worden.

ISW: Weitere Großangriffe zu erwarten

Der US-Thinktank Institute for the Study of War (ISW) hatte zuvor vor weiteren russischen Angriffswellen gewarnt. „Russland wird weiter großangelegte Angriffe gegen die Ukraine durchführen, um die ukrainische Moral sowie die Fähigkeit der Ukraine, ihre Kriegsanstrengungen gegen Russland aufrechtzuerhalten, zu schwächen“, hieß es im ISW-Bericht am Freitag.

Zugleich betonten die Analysten, dass Russland nach fast zwei Jahren Angriffskrieg angesichts seiner Reserven und Produktionskapazitäten nicht in der Lage sein dürfte, regelmäßig in großem Umfang mit Raketen angreifen zu können, aber beständiger mit Drohnen.

Rettungskräfte in Kharkiv
Reuters/Yevhen Titov
Feuerwehrleute beim Löschen eines Brandes nach der Angriffswelle

Zur Vorbereitung auf den verheerenden Beschuss in der Nacht auf Freitag hatten die Russen laut ISW-Analyse zuvor monatelang mit verschiedenen Kombinationen von Drohnen und Raketen experimentiert, um Schwachstellen des ukrainischen Luftverteidigungssystems herauszufinden. Westlichen Experten zufolge dürfte Russland wie im letzten Winter versuchen, die Strom- und Gasversorgung der Ukraine zu treffen, um die Menschen zu demoralisieren.

Lawrow: 200 ukrainische Soldaten verurteilt

Unterdessen teilte der russische Außenminister Sergej Lawrow mit, dass russische Gerichte seit Beginn der „Militäroperation“ in der Ukraine mehr als 200 ukrainische Kämpfer zu Haftstrafen verurteilt hätten.

„Die Gerichte der Russischen Föderation haben bereits mehr als 200 Vertreter ukrainischer bewaffneter Formationen zu langen Haftstrafen verurteilt, weil sie Gräueltaten begangen haben“, sagte Lawrow in einem Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Immer wieder Angriffe auf zivile Ziele

Russland hatte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen und beschießt immer wieder auch zivile Ziele weit hinter der Front. Im vergangenen Winter waren vor allem Objekte der Energieversorgung Ziel russischer Angriffe. Experten warnen vor einer Wiederholung dieser Taktik in diesem Winter. Ziel Moskaus ist es, die Ukrainer in Kälte und Dunkelheit zu stürzen, um den Widerstandswillen der Bevölkerung zu brechen.