Nordkorea: Streben keine Vereinigung mit Süden mehr an

Nordkoreas weithin isolierte Führung hat Hoffnungen auf eine Annäherung mit Südkorea im neuen Jahr einen schweren Dämpfer versetzt. Der Diktator Kim Jong Un betonte zum Abschluss einer mehrtägigen Parteisitzung in Pjöngjang, sein Land strebe nicht mehr die Vereinigung mit dem südlichen Nachbarn an. Zugleich kündigte Nordkorea an, 2024 drei weitere Spionagesatelliten ins All schießen zu wollen.

„Wir sollten nicht noch einmal den Fehler machen, sie als Gegenüber für Aussöhnung und Vereinigung anzusehen, da Südkorea uns zu seinem Hauptfeind erklärt hat“, wurde Kim heute von den Staatsmedien zitiert. Nordkorea zählt zu den am stärksten isolierten Ländern der Erde. Wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms unterliegt es harten internationalen Sanktionen.

Nicht mehr „Menschen des gleichen Volkes“

„Die Beziehungen zwischen Süd- und Nordkorea sind nicht mehr solche zwischen Menschen des gleichen Volkes“, sagte Kim. Das Verhältnis habe sich zu einem zwischen Staaten im Zustand eines Kampfes entwickelt. Die jetzige Situation erfordere es von seiner Regierung, ihre Haltung in der Vereinigungspolitik neu zu definieren. Die Halbinsel befindet sich seit dem Ende des Korea-Krieges zwischen 1950 und 1953 völkerrechtlich noch im Kriegszustand.

„Es ist das erste Mal, dass Nordkoreas Führung öffentlich erklärt hat, dass es unmöglich ist, die Vereinigung zu erreichen“, sagte der Nordkorea-Experte und frühere Forscher beim südkoreanischen Institut für Nationale Vereinigung, Park Young Ho. Pjöngjang habe die Regierung Seoul schon vorher immer wieder für die Verschlechterung der Beziehungen verantwortlich gemacht.

Beobachter: Verdeckte Drohung

Nach Ansicht von Beobachtern enthielten Kims Äußerungen auch eine verdeckte Drohung gegen das Nachbarland. „Wegen der rücksichtslosen Maßnahmen der Feinde, in unser Land einzufallen, ist es eine vollendete Tatsache, dass auf der koreanischen Halbinsel jederzeit ein Krieg ausbrechen kann“, sagte Kim. Nordkoreas Militär müsse sich darauf vorbereiten, „das ganze Gebiet Südkoreas zu befrieden“ – bei einem Angriff notfalls mit Atombomben, wurde der Machthaber zitiert. Washington bestreitet den Vorwurf Pjöngjangs, zusammen mit seinen Verbündeten einen Angriff vorzubereiten.