Die dänische Königin Margarethe
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Ankündigung zu Silvester

Dänische Königin Margrethe tritt ab

Ihre Silvesteransprachen haben in Dänemark Kultstatus – und heuer hat Königin Margrethe II. mit einer ganz besonderen Botschaft aufhorchen lassen. Sie wolle am 14. Jänner 2024 als Regentin zurücktreten, sagte die 83-Jährige bei ihrer im Fernsehen übertragenen Rede am Sonntagabend. Margrethe ist nach dem Tod von Queen Elizabeth II. die am längsten amtierende Monarchin der Erde.

Dänische Medien bezeichneten die Ankündigung der Königin als „absolut historisch“. Unter den Schaulustigen, die sich auf dem Schlossplatz vor Schloss Amalienborg versammelt hatten, brach spontaner Applaus aus.

Nun soll ihr ältester Sohn ihr nachfolgen. Kronprinz Frederik galt bereits einige Zeit als eine Art dänischer Prinz Charles, der lange auf seine Regentschaft warten muss. Als sich Königin Margrethe II. im Frühjahr am Rücken operieren lassen musste, vertrat Frederik die 83-Jährige bereits und nimmt auch jetzt Termine wahr, die sie früher selbst erledigt hat.

Operation als Wendepunkt

Die Rücken-OP scheint die Königin zum umfassenden Umdenken gebracht zu haben. Dänischen Medienberichten zufolge soll sie nach der Operation gar mit dem Rauchen aufgehört haben – über Jahrzehnte ist Margrethe für ihren Zigarettenkonsum bekannt gewesen.

Thronfolger Frederik engagierte sich bisher vor allem im Sport: Vor der Frauenhandball-WM machte er der Nationalmannschaft Mut, er ist Mitglied der Jury zur Auswahl der Sportler des Jahres und engagiert sich für die Laufgemeinschaft Royal Run. Seit Kurzem kann Frederik auf die Hilfe seines ältesten Sohnes Prinz Christian zurückgreifen, der im Oktober 18 Jahre alt wurde und seinen Vater und die Königin jetzt offiziell vertreten darf.

Dänische Kronprinz Frederik
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Kronprinz Frederik wird demnächst zum König

Unkonventionelle Königin

Margrethe hatte den Thron nach dem Tod ihres Vaters Frederik IX. am 14. Jänner 1972 geerbt. Zu ihrem Königreich zählen neben dem EU-Land Dänemark auch Grönland und die kleinen Färöern. Beim Volk ist die stets Strahlende beliebt. Sie ist hoch gebildet und interessiert sich auch für Kunst und Literatur. Sie studierte nicht nur in Dänemark, sondern auch im britischen Cambridge und an der Pariser Sorbonne Staatswissenschaft und Architektur. Mehr oder weniger fließend spricht sie Englisch, Französisch, Schwedisch und auch Deutsch.

Sie ist ausgesprochen kreativ und kunstinteressiert, gilt als pragmatisch und manchmal auch etwas unkonventionell. Heuer im Herbst feierte der Netflix-Film „Ehrengard“ Premiere, für ihn hatte die Königin höchstpersönlich Kostüme und Szenografie entworfen. Ihr 50-Jahre-Thronjubiläum feierte die Monarchin mit einer Fahrt in einer alten Achterbahn des Kopenhagener Freizeitparks Tivoli, nachdem die eigentlichen Feiern wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben werden mussten.

Die dänische Königin Margarethe bei einer Achterbahnfahrt
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Feiern mit einer Achterbahnfahrt

Familienstreit im Vorjahr offen angesprochen

Ihre Silvesteransprachen gelten als Pflichttermin bei den Däninnen und Dänen: Die Reden stellen heute auch einen Schnelldurchlauf durch das dar, was Dänemark und die Welt in den vergangenen 50 Jahren bewegt hat: von den freizügigen 70ern über den Mauerfall und das europäische Zusammenwachsen bis hin zu Terror, Finanzkrise und Coronavirus.

Im Vorjahr sprach sie auch Privates offen an, den Zwist mit ihrem jüngsten Sohn Joachim. Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten könne es in jeder Familie geben, „meine eigene eingeschlossen. Das ganze Land ist Zeuge dessen geworden.“

Schwierige Familienkonstellation

Einige Monate zuvor hatte die Königin angekündigt, dass vier ihrer acht Enkelkinder ihre Titel als Prinz verlieren und forthin nur noch Grafen und Gräfinnen seien. Als Grund gab der Königspalast an, dass dies den vier Kindern von Margrethes jüngstem Sohn Joachim ein normaleres Leben ermöglichen solle. Der Schritt tritt mit dem Jahreswechsel in Kraft.

Joachims ältester Sohn Nikolai hatte sich gegenüber Medien „sehr bestürzt“ über den Titelverlust geäußert. Prinz Joachims Frau Prinzessin Marie sagte, das Verhältnis des Paares zu Kronprinz Frederik und dessen Frau Mary sei „kompliziert“.