Marokko fängt Hunderte Menschen vor spanischen Exklaven ab

Sicherheitskräfte in Marokko haben Hunderte Menschen daran gehindert, die spanischen Nordafrika-Exklaven Ceuta und Melilla sowie die zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln zu erreichen.

Seit Donnerstag seien dabei etwa 1.100 Personen festgenommen worden, teilte das Generalkommando der marokkanischen Streitkräfte mit. Die Geflüchteten versuchten unter anderem, aus den Küstenorten Nador, M’Diq und Fnideq auf spanisches Gebiet zu gelangen.

Die Menschen stammten unter anderem aus Marokko, Algerien, Tunesien und dem Jemen, hieß es. Die marokkanische Marine habe nahe Dakhla in der Westsahara auch zwei Boote mit mehr als 150 Menschen an Bord abgefangen, die auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln gewesen seien.

Seit Oktober hat die Zahl der dort eintreffenden Boote mit Geflüchteten an Bord stark zugenommen. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) zählte auf den Kanarischen Inseln 2023 mehr als 38.000 illegal Eingereiste. Marokkos Marine ist vor der Westsahara im Einsatz, obwohl deren völkerrechtlicher Status umstritten ist.

Viele Tote bei Fluchtversuchen

Marokko beansprucht die rohstoffreiche Westsahara, die bis 1975 spanische Kolonie war, für sich. Rabat will die Westsahara zu einer autonomen Provinz unter marokkanischer Souveränität machen.

Nach einem jahrzehntelangen Streit unterstützt Spanien mittlerweile diesen Gebietsanspruch. Durch die Kehrtwende haben sich die lange schwierigen Beziehungen entspannt, und Marokko geht – auch im Sinne der spanischen Regierung – wieder hart gegen Geflüchtete vor.

Immer wieder versuchen Menschen an den Grenzzäunen von Ceuta und Melilla, spanisches Territorium zu erreichen. 2022 kamen dabei nach Darstellung der UNO wegen des Einsatzes von übermäßiger Gewalt durch marokkanische und spanische Sicherheitskräfte mindestens 37 Menschen ums Leben.

In der ersten Hälfte 2023 starben nach Angaben der spanischen Hilfsorganisation Caminando Fronteras mehr als 770 Menschen bei dem Versuch, die Kanarischen Inseln von Westafrika aus zu erreichen.