Polens neue Regierung lässt Biennale-Beitrag austauschen

Polens neue Regierung hat den unter der vorherigen nationalistisch-populistischen Regierung konzipierten Beitrag für den Pavillon des Landes auf der Biennale von Venedig gestrichen und durch eine interaktive Ausstellung eines ukrainischen Künstlerkollektivs ersetzt.

Kulturminister Bartlomiej Sienkiewicz gab den Rückzug des Projekts „Polnische Übungen in der Tragödie der Welt: Zwischen Deutschland und Russland“ in der Vorwoche bekannt. Das Projekt war in den letzten Wochen der PiS-Regierung angekündigt worden, was als ideologisches Statement gedeutet wurde.

Beschwörung von nationaler Opferrolle

Der ursprüngliche Beitrag bestand aus 35 Werken des Künstlers Ignacy Czwartos, darunter war ein Gemälde von Angela Merkel und Wladimir Putin, die durch ein flammendes Andreaskreuz in Form eines Hakenkreuzes miteinander verbunden sind. Es war in der polnischen Kunstszene auf Kritik gestoßen, weil sich Czwartos stark an ein Narrativ der nationalen Opferrolle anlehnte.

Anstelle der Gemälde und Skulpturen von Czwartos wird im polnischen Pavillon nun ein Performancevideo des ukrainischen Künstlerkollektivs Open Group zu sehen sein. Der Film mit dem Titel „Repeat After Me“ zeigt Interviews mit gewaltsam vertriebenen Ukrainern aus verschiedenen Regionen im Osten und Süden des Landes, die ihre Erinnerungen an den Krieg anhand von Geräuschen schildern, an die sie sich erinnern.

Künstler beklagt „Zensur“

Czwartos hat gegen den Entzug seines Werks geklagt und erklärt, dass das gegen die geltenden Vorschriften verstößt. „Die Auswahl erfolgte in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Verfahren“, so Czwartos. „Das Urteil der Wettbewerbsjury wurde vom Minister für Kultur und nationales Erbe akzeptiert. Der Vertrag zwischen mir und der Galerie Zacheta, die für die Realisierung der Ausstellung verantwortlich ist, wurde unterzeichnet. Ich empfinde das als Zensur.“