Einsatzkräfte nach Anschlag in Bagdad
Reuters/Ahmed Saad
Insider

Proiranische Milizionäre im Irak getötet

In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind bei einem US-Luftangriff laut Sicherheitskreisen mindestens vier Mitglieder proiranischer Milizen getötet worden. Der US-Angriff habe eine Einrichtung der Volksmobilisierungskräfte im Osten der Stadt getroffen, erfuhr die dpa am Donnerstag aus Sicherheitskreisen.

In Propagandakanälen im Internet, die den proiranischen Milizen nahestehen, war zuvor von der Tötung zweier ranghoher Anführer die Rede gewesen. Dort wurde auch ein Video veröffentlicht, das eine Rauchwolke über dem angeblichen Angriffsort zeigen soll. Ein Bekenntnis zu dem Angriff oder eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Auch die irakische Nachrichtenseite al-Sumaria sowie der Fernsehsender al-Majadin berichteten aber von einer Explosion und einem Angriff auf eine Einrichtung der Volksmobilisierungskräfte.

Die Lage im Irak ist wie in der gesamten Nahost-Region wegen des Gaza-Kriegs und tödlichen Eskalationen unter anderem im Libanon und im Iran sehr angespannt. Die proiranischen Milizen haben im Irak wie auch in Syrien großen Einfluss. Diese haben seit Beginn des Gaza-Kriegs vor drei Monaten mehr als 100 Angriffe auf US-Truppen im Irak und in Syrien verübt.

Rettungsfahrzeug nach Anschlag in Bagdad, Irak
AP Photo/Hadi Mizban
Rettungsfahrzeuge in Bagdad

Hisbollah beschoß Israel vor Al-Aruri-Beisetzung

Vor der Beisetzung des im Libanon getöteten zweithöchsten Anführers der islamistischen Hamas im Ausland, Saleh al-Aruri, im Libanon beschoß die Hisbollah am Donnerstag erneut Israel. Die wie die Hamas mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz teilte mit, sie habe unter anderem israelische Einheiten nahe dem Dorf Schtula beschossen und „Volltreffer“ erzielt. Israel machte jedoch keine Angaben über mögliche Opfer.

Hisbollah warnt vor Krieg im Libanon

Nach der Tötung des Hamas-Anführers Saleh al-Aruri in der libanesischen Hauptstadt Beirut hat der proiranische Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Israel vor einem weiteren Krieg im Libanon gewarnt. Israel hat seine Streitkräfte an der israelisch-libanesischen Grenze in Alarmbereitschaft gesetzt.

Das israelische Militär erwiderte nach eigenen Angaben den Beschuss aus dem Libanon. Ein Kampfflugzeug habe einen Beobachtungsposten der Hisbollah bei der Stadt Marun al-Ras beschossen. Zudem sei eine mit Panzerabwehrwaffen ausgerüstete Hisbollah-Einheit unter Feuer genommen worden.

Tausende Menschen nahmen Donnerstagnachmittag an der Beisetzungsfeier für Aruri in Beirut teil. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wurde der Sarg zu einem Friedhof in dem palästinensischen Lager Schatila im Süden der Stadt gebracht. Die Teilnehmenden riefen „Freiheit für Palästina“ und „Tod für Amerika und Israel“. Sie marschierten gemeinsam zu dem Friedhof und hielten die palästinensische Fahne und Flaggen der Hisbollah und Hamas in die Höhe.

Kerman: Schüsse einen Tag nach Anschlag

Einen Tag nach den Anschlägen mit Dutzenden Toten hat es in der iranischen Stadt Kerman Berichten zufolge erneut Schüsse gegeben, wie staatliche Medien am Donnerstag berichteten. Die Anschläge am Mittwoch wurde laut Staatsmedien mit zwei im Abstand von etwa 15 Minuten gezündeten Bomben in der Nähe der Saheb-al-Saman-Moschee in Kerman verübt, auf deren Gelände sich das Grab des 2020 von den USA getöteten Generals Kassem Soleimani befindet.

Dort hatten sich am Mittwoch an dessen viertem Todestag zahlreiche Menschen versammelt. Es seien 84 Tote und 284 Verletzte zu beklagen, korrigierte der Chef des nationalen Rettungsdienstes, Dschafar Miadfar, am Donnerstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA die Zahl der Toten herunter.

Zerstörung nach Explosion in Kerman, Iran
IMAGO/Farsnews
Ein Bild der Zerstörung nach der Explosion in Kerman

Raisi: Feiger Akt

Staatsmedien hatten die Zahl der Todesopfer am Mittwoch zunächst mit 103 angegeben, Gesundheitsminister Bahram Ejnollahi hatte sie am Abend dann auf 95 korrigiert. Rettungsdienst-Chef Miadfar begründete die Verwirrung um die Opferzahlen mit dem verheerenden Zustand, in dem sich einige Leichen nach den Explosionen befunden hätten.

Explosionen: Iran spricht von Terrorattacke

Die iranische Führung spricht nach den Explosionen mit vielen Toten am Todestag des Generals Kassem Soleimani von einer Terrorattacke. Doch noch ist unklar, wer für die Tat verantwortlich ist.

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi erklärte, es bestehe „kein Zweifel, dass die Urheber dieses feigen Akts bald identifiziert und bestraft werden“. Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Chamenei, machte die „bösen und kriminellen Feinde der iranischen Nation“ verantwortlich und kündigte eine „scharfe Reaktion“ an.

Präsidentenberater beschuldigt Israel und USA

Präsidentenberater Mohammad Dschamschidi beschuldigte Israel und die USA: „Washington sagt, die USA und Israel hätten keine Rolle bei dem Terroranschlag in Kerman, Iran, gespielt. Wirklich?“, schrieb Dschamschidi am Mittwoch auf X (Twitter). Die Verantwortung liege klar bei den USA und Israel, schrieb Dschamschidi weiter. Die Führung in Teheran sprach von einer „terroristischen Tat“ und rief für Donnerstag einen landesweiten Trauertag aus. Bereits am Mittwochabend hatte sich eine Menschenmenge am Anschlagsort versammelt und „Tod Israel“ und „Tod den USA“ gerufen.

Der derzeitige Befehlshaber der Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden, Esmail Kaani, erklärte, die Menschenmenge in Kerman sei „von blutrünstigen Menschen angegriffen worden, die von den Vereinigten Staaten und dem zionistischen Regime ausgerüstet“ worden seien.

Fachleute: IS könnte verantwortlich sein

Auch am Donnerstag reklamierte allerdings keine Gruppe den Anschlag für sich. Experten hielten es für denkbar, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) dahinterstecken könnte. Schon in der Vergangenheit hatten die sunnitischen Extremisten der IS-Miliz Anschläge im Iran für sich reklamiert. Der IS betrachtet die im Iran vorherrschende schiitische Bevölkerungsmehrheit als Abtrünnige des Islam und verachtet sie. Die Schia, die kleinere der beiden großen Strömungen im Islam, ist Staatsreligion der Islamischen Republik. Ein regionaler Ableger des IS ist im Nachbarland Afghanistan aktiv.

Ein Sprecher des US-Außenamtes stellte klar, die Vereinigten Staaten seien an dem Anschlag „in keinerlei Weise beteiligt, und jegliche Andeutung des Gegenteils ist lächerlich“. Die US-Regierung habe auch „keinen Grund zu der Annahme“, dass Israel mit dem Vorfall zu tun habe.