Oscar Pistorius
Reuters/Mike Hutchings
„Jetzt zu Hause“

Pistorius auf Bewährung aus Haft entlassen

Knapp elf Jahre nach den tödlichen Schüssen auf seine Freundin Reeva Steenkamp ist der frühere südafrikanische Sprintstar Oscar Pistorius auf Bewährung aus der Haft entlassen worden. Der 37-Jährige habe am Freitag die Haftanstalt in einem Vorort von Pretoria verlassen, teilten die Behörden mit. Pistorius sei „jetzt zu Hause“, hieß es. „Wir, die zurückbleiben, sind diejenigen, die eine lebenslange Strafe verbüßen“, so Steenkamps Mutter.

Der Ex-Athlet darf nach Behördenangaben wie alle anderen auf Bewährung Entlassenen keine Interviews geben. Auch sonst gelten für Pistorius strenge Bewährungsauflagen: Er darf nur mit Erlaubnis den Vorort Waterkloof in Pretoria verlassen. Außerdem muss er ein Programm zur Resozialisierung absolvieren: Dazu zählen gemeinnützige Arbeit sowie ein Antiaggressionstraining. Alkoholkonsum ist für Pistorius ebenfalls tabu. Seine Bewährungszeit dauert bis 2029.

Behörde nennt keine Details

Aus Sicherheitsgründen hatte die Strafvollzugsbehörde vorab keine Uhrzeit oder andere Details für die Haftentlassung bekanntgegeben. Ein Behördensprecher lehnte es ab zu sagen, wann Pistorius entlassen wurde und wo er sich befand. „Ich kann Ihnen nur sagen, dass er heute Früh entlassen wurde“, wurde Sprecher Singabakho Nxumalo von der Nachrichtenagentur AP zitiert.

Im Vorfeld wurde erwartet, dass Pistorius nach seiner Entlassung zunächst im Haus seines Onkels in einem Vorort von Pretoria leben würde. Bilder von Pistorius beim Verlassen des Gefängnisses gibt es nicht – die Strafverfolgungsbehörde hatte in den Tagen vor der Entlassung betont, Pistorius werde behandelt wie jeder andere auf Bewährung entlassene Häftling.

Oscar Pistorius
Reuters/Siphiwe Sibeko
Pistorius im Juni 2013 vor Gericht

„Entlassene werden niemals zur Schau gestellt“

„Häftlinge und auf Bewährung Entlassene werden niemals zur Schau gestellt“, hieß es mit Blick auf all jene, die vielleicht hofften, Pistorius das Gefängnis verlassen zu sehen. „Medien, die außerhalb einer Haftanstalt campieren, werden nicht an ihrer Arbeit gehindert, aber es wird ihnen nicht möglich sein, Bilder oder Videos von Pistorius zu bekommen“, wurde mitgeteilt.

Haftentlassung auf Bewährung für Pistorius

Der frühere südafrikanische Sprintstar Oscar Pistorius ist gegen eine fünf Jahre dauernde Bewährung aus der Haft entlassen worden. Die Entlassung erfolgte fast elf Jahre nach der Tötung von Pistorius’ damaliger Freundin Reeva Steenkamp.

Häftlinge in Südafrika kommen automatisch für eine Haftentlassung auf Bewährung infrage, wenn sie die Hälfte ihrer Strafe abgesessen haben. Ein erster Antrag von Pistorius war im März aber überraschend gescheitert. Die Strafvollzugsbehörde war damals der Ansicht, dass er die erforderliche Mindesthaftdauer noch nicht erreicht hatte.

Steenkamps Mutter: „Es kann keine Gerechtigkeit geben“

Vor seiner Entlassung erklärte Reeva Steenkamps Mutter June, sie akzeptiere zwar die Entscheidung für Pistorius’ vorzeitige Haftentlassung, doch sei der Schmerz „immer noch roh und real“. „Es kann keine Gerechtigkeit geben, wenn dein geliebter Mensch niemals zurückkommt, und keine noch so lange Haftstrafe wird Reeva zurückbringen“, fuhr sie fort.

Auf die strengen Bewährungsauflagen reagierte Steenkamp mit den Worten, diese sendeten die „klare Botschaft aus, dass geschlechtsspezifische Gewalt“ vom südafrikanischen Justizsystem ernst genommen werde.

Schüsse durch Badezimmertür

Pistorius hatte seine damalige Lebensgefährtin in der Nacht auf den Valentinstag 2013 in seinem stark gesicherten Haus in Pretoria mit mehreren Schüssen durch die Badezimmertür getötet. Er wurde kurz darauf festgenommen und beteuerte, seine Freundin für einen Einbrecher gehalten zu haben.

Oscar Pistorius und Reeva Steenkamp, 2012
AP/Citypress/Lucky Nxumalo
Das Model Reeva Steenkamp war mit Pistorius liiert. Er tötete sie 2013 in seinem Haus

2014 wurde Pistorius zunächst wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nach Widerspruch der Staatsanwaltschaft wurde er 2017 schließlich vom Obersten Berufungsgericht wegen Mordes zu 13 Jahren und fünf Monaten Gefängnis verurteilt.

Als „Blade Runner“ bekannt

Vor den tödlichen Schüssen hatte Pistorius Sportgeschichte geschrieben. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London maß er sich als erster Behindertensportler beim 400-m-Lauf mit Sportlern ohne Behinderung. Außerdem hat der wegen seiner Unterschenkelprothesen damals als „Blade Runner“ bekannte Läufer bei paralympischen Spielen insgesamt sechs Goldmedaillen geholt.