Beschädigte Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines
Reuters/Instagram/@strawberrvy
Kabinenteil abgerissen

Fluglinie lässt Boeing 737 Max 9 auf Boden

Die 171 Passagiere und die sechs Besatzungsmitglieder eines Flugs von Alaska Airlines in den USA sind mit dem Schrecken davongekommen. Beim Steigflug riss ein Teil der Passagierkabine ab. Die Pilotin konnte die Maschine aber wieder sicher auf ihrem Startflughafen in Portland landen. Als Reaktion auf den Vorfall wird die Fluglinie vorerst jedoch alle Maschinen des Typs Boeing 737 Max 9 auf dem Boden lassen. Der Vorfall lässt Erinnerungen an Boeings tragische Pannenserie vor vier Jahren aufkommen.

Die 65 Flugzeuge werden einer gründlichen Wartung und Sicherheitsprüfung unterzogen, teilte das Unternehmen am späten Freitag (Ortszeit) mit. Jede Maschine werde erst nach abgeschlossener Inspektion wieder in Betrieb genommen. „Wir untersuchen, was passiert ist, und werden weitere Informationen weitergeben, sobald sie verfügbar sind“, so die Fluglinie. Das amerikanische National Transportation Safety Board (NTSB) teilte mit, dass die Behörde den Zwischenfall ebenfalls untersuchen werde.

Ereignet hatte sich der Vorfall kurz nach dem Start der Maschine vom Flughafen in Portland im US-Bundesstaat Oregon. Die Maschine war unterwegs in Richtung des kalifornischen Ontario, östlich von Los Angeles. Doch noch während des Steigflugs habe es plötzlich einen großen Knall gegeben, berichteten Passagiere.

„Wir haben einen Notfall“

Auf einer Audioaufnahme ist die Pilotin des Flugs zu hören, wie sie um eine Rückleitung zum Flughafen bittet. „Wir haben einen Notfall“, sagt sie. Es habe sich ein Druckabfall ereignet und das Flugzeug müsse umkehren.

USA: Kabinenteil im Flug abgerissen

In den USA ist ein Kabinenteil eines Flugzeugs der US-Gesellschaft Alaska Airlines im Flug abgerissen. Die 171 Passagierinnen und Passagiere wurden sofort mit Sauerstoffmasken versorgt, das Flugzeug konnte sicher landen. Alle Maschinen des Typs Boeing 737 Max 9 bleiben nun vorerst auf dem Boden, hieß es.

Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, dass in der Passagierkabine ein ganzes Stück der Wand fehlt und neben einer Sitzreihe ein großes Loch klafft. Zwar sei der Sitz direkt neben der betroffenen Stelle unbesetzt gewesen. Ein Bub auf dem Mittelsitz habe aber Rötungen und Prellungen davongetragen, sagten Passagiere gegenüber der Tageszeitung „The Oregonion“.

Die BBC zitierte einen Passagier, der berichtete, dass einem Kind in der Reihe „das Hemd ausgezogen und aus dem Flugzeug gezogen wurde“. Die Mutter habe ihr Kind fest umklammert. Berichte über schwere Verletzungen gab es aber keine.

Sektion als Notausgang eingeplant

Auf einer mit dem Mobiltelefon aufgenommenen Aufnahme aus dem Flugzeug ist eine Frau zu hören, die sagt: „Das war noch nicht einmal der Notausgang. Es war einfach ein Teil des Flugzeugs.“ Tatsächlich dürfte es sich bei dem herausgerissenen Teil aber doch um einen – zumindest potenziellen – Notausgang gehandelt haben.

Beschädigte Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines
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Trotz Loch in der Seite konnte die Pilotin das Flugzeug sicher landen

Bei Flugzeugen des Typs Boeing 737 Max 9 befindet sich hinter den Tragflächen ein Bereich der Kabinenwand, der auch als Notausgangstür konfiguriert werden kann. Alaska Airlines dürfte von dieser Option aber nicht Gebrauch gemacht haben.

Erinnerung an tödliche Abstürze

Bei Fluggesellschaften und dem Hersteller Boeing dürfte der Vorfall wohl für Unruhe sorgen. Boeing kündigte bereits an, die Untersuchungen zu unterstützen. Auch US-Verkehrsminister Pete Buttigieg erklärte, über den Vorfall informiert worden zu sein. Die Bundesluftfahrtbehörde (FAA) werde die NTSB unterstützen und alle nötigen Schritte unternehmen, so Buttigieg in einem Posting auf dem Kurznachrichtendienst X (Twitter).

Erste Konsequenzen hatte der Vorfall bereits auch außerhalb der USA. Die indische Luftfahrtbehörde ordnete am Samstag eine Inspektion aller Boeing 737 Max 8 an. Zwar hat keine der indischen Fluggesellschaften ein Boeing-Flugzeug des Typs 737 Max 9 in der Flotte. Die Generaldirektion für Zivilluftfahrt (DGCA) des Landes habe aber eine „einmalige Inspektion der Notausgänge an allen 737-Max-8-Flugzeugen, die derzeit als Teil ihrer Flotte betrieben werden, angeordnet“, hieß es in einem offiziellen Posting auf X.

Flugzeug noch ganz neu

Indien reagierte damit wohl auch auf Sorgen, die speziell mit der 737-Max-Reihe von Boeing verbunden sind. Denn anders als beim glimpflichen Ausgang am Freitag endeten zwei Notfälle 2018 und 2019 katastrophal und führten zu einem Startverbot der 737-Max-Reihe. Bei den beiden Abstürzen gab es insgesamt 346 Todesopfer. Als Hauptursache gilt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm, das die Maschinen zu Boden lenkte.

Boeing überarbeitete daraufhin den Typ und erhielt nach und nach Wiederzulassungen. Mit einer verbesserten Version der 737 Max 9 hat auch Alaska Airlines seine Flotte in den vergangenen Jahren aufgestockt. Das nunmehrige Pannenflugzeug wurde laut Daten der FAA überhaupt erst im November vergangenen Jahres in Dienst gestellt.

Der Luftfahrtexperte John Strickland sagte gegenüber der BBC, dass sich der nunmehrige Vorfall nicht mit den Abstürzen von vor vier Jahren vergleichen lasse. Die 737 Max weise seit ihrer Wiederinbetriebnahme eine „enorme Sicherheitsbilanz“ auf. „Wir wissen zwar nur wenig darüber, warum dieser Teil des Rumpfes abgefallen ist.“ Mit den ursprünglichen Mängeln der 737-Serie habe das aber nichts zu tun.